Tennis:Nur Chinesisch beherrschen sie nicht

2017 ATP 1000 Shanghai Rolex Masters - Day 8

Sind dominant und gut drauf: Shanghai-Turniersieger Roger Federer (links) und der Finalist Rafael Nadal.

(Foto: Getty Images)
  • Roger Federer und Rafael Nadal teilten alle großen Titel untereinander auf.
  • Die beiden setzen sich vom Rest des Feldes in der Weltrangliste ab.
  • Jetzt bleibt nur die Frage: Wer von ihnen ist der Spieler des Jahres?

Von Gerald Kleffmann

Roger Federer saß auf der Bank. Er sah fokussiert aus, als versuche er zu verstehen, was der Stadionsprecher den Tausenden Zuschauern zuruft. Zwar spricht der Schweizer viele Sprachen, aber des Chinesischen ist er nicht mächtig. Irgendwann verstand er doch etwas, Federer heißt weltweit eben Federer, keine Marke im Tennis strahlt seit mehr als einem Jahrzehnt größer. Gemächlich trottete er hinter einer Hostess Richtung Siegerehrung auf den Platz, nachdem sein Name erklungen war. Schon wurde gekreischt.

Zum 94. Mal fingen an diesem Sonntag Fernsehkameras eine Zeremonie ein, bei der Federer als Gewinner einer Veranstaltung gekürt wurde; im Finale des Shanghaier Turniers, Teil der Masters-1000er Serie, nach den vier Grand Slams eingestuft, hatte er seinen Freund und Rivalen Rafael Nadal 6:4, 6:3 besiegt. Triumphe zu kommentieren, ist für Federer längst so normal, als würden Briten über Regen reden.

Am Ende indes erinnerte er staunend daran, dass es nicht selbstverständlich sei, dass er und sein Finalgegner nun diese Saison erlebten, er als Nummer zwei der Weltrangliste noch, der Spanier als relativ neue Wieder-Nummer-eins. "Vor fast genau einem Jahr war ich bei der Eröffnung von Rafas Akademie in Mallorca", sprach Federer, "da dachten wir nicht, dass wir hier so stehen würden." 2017 wird als das Fedal-Jahr in die Geschichte eingehen. Die beiden teilten alle großen Titel untereinander auf.

Wer ist der Spieler des Jahres?

Während sich die beiden vom Rest des Feldes in der Weltrangliste absetzen (der Schotte Andy Murray liegt nun mehr als 3300 Punkte zurück, dieser Wert entspricht einem Grand-Slam-Gewinn und einem Grand-Slam-Finale), können sich die Anhänger der Nummer eins und zwei trefflich streiten, wer der Spieler des Jahres wird. Nach einer schwierigen Zeit mit Verletzungen absolviert Nadal eine herausragende Saison, er gewann die French Open zum zehnten Mal, die US Open zum dritten Mal, vier weitere Turniere und strotzt seit Monaten vor Krafttennis. Der 31-Jährige liegt fast 2000 Punkte vor Federer, das Bemerkenswerte ist nur, dass der 36-Jährige im Vergleich zu Nadal eigentlich die Spitze innehaben müsste. Federer siegte bei den Australian Open und in Wimbledon, gewann wie Nadal nicht zwei, sondern drei Masters-Events - und hat zum fünften Mal hintereinander den Mallorquiner bezwungen, zum vierten Mal 2017.

Nadal war diesmal leicht am Knie lädiert, er wollte das nicht beklagen, auch in Bestzustand wäre es wohl schwer für ihn geworden. Der schnelle Belag in Shanghai begünstigte Federer, der beim ersten Aufschlag allein 25 von 30 Punkten schaffte und 28 Winner (Nadal 12) vorzuweisen hatte bei nur elf Fehlern (Nadal 20). Gefragt, was ihm geholfen habe, um Nadal so oft zu schlagen, antwortete Federer süffisant bei Sky: "Nicht auf Sand gegen ihn zu spielen." Die Saison wird mit diesem Zweikampf zu Ende gehen, bei den Stationen in Basel, Paris und London (ATP Tour Finals).

Auf der Frauentour WTA war Maria Scharapowa die prominente Gewinnerin des Wochenendes, der Russin glückte der erste Turniersieg seit knapp zweieinhalb Jahren. Im chinesischen Tianjin besiegte die 30-Jährige die Weißrussin Aryna Sabalenka (Nr. 102 der Welt) 7:5, 7:6 (8). "Es ist wirklich ein besonderer Sieg für mich. Einer, an den ich mich immer erinnern werde", sagte Scharapowa, die wegen einer Dopingsperre 15 Monate bis April 2017 von der Tour ausgeschlossen war. Auch wenn das Turnier in Tianjin kleiner war, macht Scharapowa im Ranking einen Sprung auf Rang 57.

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