BMW Open im TennisZverev kann es ja doch noch

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Die Erlösung: Alexander Zverev jubelt nach dem Turniersieg.
Die Erlösung: Alexander Zverev jubelt nach dem Turniersieg. (Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images for BMW)

Alexander Zverev zeigt im Endspiel des Münchner ATP-Turniers seine beste Leistung der Woche, für den Sieg braucht er nur 71 Minuten. Danach erinnert er an seine „schweren Monate“ zuletzt – und verspricht, noch mindestens zehn Jahre zu spielen.

Von Gerald Kleffmann

Das Finale an diesem wunderschönen Frühlingstag war ein ganz Besonderes, und nein, auch wenn das möglicherweise Markus Söder nicht gerne hören oder lesen mag, am Besuch des bayerischen Ministerpräsidenten lag es nicht. Er kommt ja regelmäßig hierher, als bekennender Tennisfan. Vielmehr standen sich im Endspiel der BMW Open die Nummer eins und Nummer zwei der Setzliste gegenüber, diese Konstellation hatte es erst dreimal beim Münchner ATP-Turnier gegeben, letztmals 2010, als der Russe Michail Juschni (Nr. 2) den Kroaten Marin Cilic (Nr. 1) bezwang.

15 Jahre später war es Alexander Zverev, der siegte, beim 6:2, 6:4-Erfolg ließ er Ben Shelton, 22, dem Weltranglisten-15. aus den USA, keine Chance. Er selbst rückte in der Weltrangliste wieder auf Rang zwei vor. Und er beendete vorerst sein wildes sportliches Auf und Ab in dieser Saison. Für Zverev ist es der dritte Titelgewinn in München nach 2017 und 2018, der 24. Triumph in seinem 38. Endspiel auf der Tour und sein sechster Pokal in Deutschland. „Ich werde jetzt erstmal den Geburtstag genießen und dass ich ein Turnier gewonnen habe“, sagte der Hamburger, der am Ostersonntag 28 Jahre alt wurde und sich selbst passabel beschenkte. 467 485 Euro sowie ein E-Auto des Turniersponsors im Wert von 146 736 Euro erhielt er für den Titel.

Als Zverev nach 1:11 Stunden mit einem Rückhandvolley seinen ersten Matchball verwandelte hatte, riss er beide Arme hoch und strahlte wie die Sonne über der Anlage des MTTC Iphitos. Das gesamte Team von Zverev in Reihe eins sprang auf, auch seine Freundin Sophia Thomalla und sein Kurzzeitsparringspartner Matthias Bachinger; den Ex-Profi hatte er für drei Wochen angeheuert, für den Start der europäischen Sandplatzsaison. Noch ehe Zverev seine Rede hielt, ergriff Söder das erste Wort und wies selbstverständlich darauf hin, dass die Aufwertung des Münchner Turniers vom 250er zum 500 ATP-Event nicht ohne die Finanzhilfe des Freistaates möglich gewesen wäre. „Wir wollen, dass München ein echtes Tennismekka, eine Tennishauptstadt wird“, sagte Söder in seiner gewohnt bescheidenen Art. 70 000 Zuschauer kamen in der gesamten Woche zu der deutlich größeren Veranstaltung, ein Erfolg war das in jedem Fall. Die Transformation ist geglückt.

Kam diesmal nicht an seine Bestform heran: Ben Shelton, 22, aus den USA.
Kam diesmal nicht an seine Bestform heran: Ben Shelton, 22, aus den USA. (Foto: Alexandra Beier/AFP)

Dann wollte Zverev reden, doch wieder intervenierte Söder und knipste noch ein Selfie mit dem Sieger nach der Pokalübergabe. So viel PR musste sein. Zverev setzte wieder an, doch: Nun sang das Publikum „Happy Birthday“. Zverev grinste. „Ihr könnt alle froh sein, dass ich nicht singen musste“, sagte er und lachte. So ausgelassen wirkte er schon länger nicht nach getaner Arbeit. „Es waren ein paar schwere Monate für uns“, gab Zverev zu, nun an sein Team gerichtet, „wir gehen durch Höhen und Tiefen zusammen. Es ist immer schön, einen Pokal mit nach Hause zu nehmen.“ In Abwesenheit des wegen Dopings gesperrten Weltranglistenersten Jannik Sinner aus Italien hätte Zverev ja nach seinem verlorenen Australian-Open-Finale die Nummer eins werden können, doch vergab diese Chance mit zu vielen Niederlagen. Aber er kann immer noch Nummer eins werden. Dass er so schnell seine Karriere nicht beenden wird, machte er am Rande klar: „„Wir haben noch zehn Jahre Arbeit vor uns.“

Auch Thomas Müller ist unter den Zuschauern

Zverev war perfekt ins Finale gestartet und nahm dem Linkshänder Shelton sofort dessen erstes Aufschlagspiel ab. Ohne an seine Grenzen gehen zu müssen, transportierte er diesen Vorteil durch den ersten Satz und holte ihn sich, nach einem zweiten Break, nach nur 29 Minuten mit 6:2. Unter den Zuschauern war auch Thomas Müller. Der Fußballprofi des FC Bayern ist großer Tennisfan und spielte einst selbst leidenschaftlich beim TSV Pähl, bis zum Alter von 13, 14, wie er der SZ vor Jahren einmal erzählte. „Ich war eher als Gummiwand bekannt als jetzt der Vorhand-Rückhand-Peitschenspieler“, sagte er damals.

Das Finale blieb komplett einseitig. Shelton, wie im Halbfinale von seiner Freundin, der US-Fußballnationalspielerin Trinity Rodman (und Tochter von NBA-Legende Dennis Rodman) in der Spielerbox in Reihe eins unterstützt, fand nicht die Form der vergangenen Tage. Wobei er froh sein konnte, überhaupt so weit gekommen zu sein. In der ersten Runde gegen den Kroaten Borna Gojo hatte er drei Matchbälle gegen sich abgewehrt. Zverev breakte Shelton gleich wieder zum 1:0. Er musste nur solide und präzise sein Spiel abspulen, das reichte. Und das tat er. Das obligatorische Siegerauto überreichte der frühere US-Open-Sieger Dominic Thiem an Zverev. Eine Lederhose gab es wie immer dazu. Sie stand Zverev gut, wenngleich er an seinen Waden noch arbeiten könnte.

Für Zverev kommt das Erfolgserlebnis gerade rechtzeitig, nun stehen die beiden Masters-Turniere in Madrid und Rom an, in Italien ist er der Titelverteidiger. Danach folgt das zweite Grand-Slam-Turnier der Saison, die French Open. Dieser Ostersonntag hätte gar ein reiner deutscher Jubeltag werden können, doch Kevin Krawietz (Coburg) und Tim Pütz (Frankfurt)  verloren das Doppelfinale gegen André Göransson/Sem Verbeek (Schweden/Niederlande) 4:6, 4:6.

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