Tennis:Maria Scharapowa entzweit die Tennis-Welt

2014 French Open - Day Fifteen

Bald wieder auf der Tennis-Tour: Maria Scharapowa, French-Open-Siegerin von 2014, die derzeit eine Dopingsperre verbüßt.

(Foto: Getty Images)

Bis Ende April büßt die Russin eine Dopingsperre ab - dann kann sie wieder starten. Doch darf sie einfach freie Startplätze für Turniere wie die French Open erhalten?

Von Gerald Kleffmann

Im Internet ist Maria Scharapowa oft zu sehen. Mal schwitzt sie im Training, mal lächelt sie geschminkt bei Werbeterminen, der Eindruck stets: alles bestens. Aber das stimmt nicht. Seit kurzem entzweit eine Frage die Branche, die um den fünfmaligen Grand-Slam-Champion kreist: Soll Scharapowa, die eine Dopingsperre verbüßt, danach beliebig Wildcards erhalten, freie Startplätze für Turniere?

Dass zig konträre Meinungen dazu kundgetan werden, zeigt, dass der weiße Sport nicht einheitlich vorbereitet ist auf die nahende Situation, die es so noch nie gab. Kein des Medikamentenmissbrauchs überführter Tennisprofi war derart berühmt wie die Russin, die mit dem seit 2016 unerlaubten Herzmittel Meldonium erwischt worden war.

Initiiert wurde die Debatte von Andy Murray. Der Schotte sagte, Sünder müssten sich "den Weg zurück erarbeiten". Aufsehen erregte der französische Verband, "wir können nicht eineinhalb Millionen Euro in den Kampf gegen Doping stecken und eine Spielerin einladen, die für das Konsumieren eines verbotenen Mittels bestraft wurde", sagte Bernard Giudicelli.

Turniere müssen abwägen, was wichtiger ist: Publicity oder Haltung?

Der Präsident trifft Scharapowa wohl aber bald zum Gespräch. Da diese aufgrund der 15-monatigen Sperre aus dem Ranking fiel, benötigt die 29-Jährige auch als frühere Siegerin für die French Open eine Wildcard. Die Antwort, ob sie diese erhalten soll, ist moralischer Natur. Anders als beim Urteil der ersten Sperre über zwei Jahre, gegen die Scharapowa juristisch erfolgreich vorging, kann sie nichts einklagen. Formal wird ihre Strafe abgegolten sein. Nur: Die Wildcards-Vergabe obliegt Turnieren, die abwägen müssen, was wichtiger ist: Publicity? Wertschätzung? Haltung?

Schon Scharapowas Start polarisiert. Beim Porsche Grand Prix in Stuttgart kehrt sie am 26. April, nach Ablauf der Sperre, zurück. Ein Schlupfloch im Reglement ermöglicht den Einstieg am Mittwoch ins Turnier, obwohl es längst läuft. "Strange" findet das gar Angelique Kerber. Ein erstaunliches Urteil, die Deutsche ist wie Scharapowa Botschafterin des Titelsponsors.

Andere murren weniger, Madrid und Rom luden Scharapowa ein. Paris neigt zum Nein, was Ex-Profi Andy Roddick begrüßt. Grand Slams sollten sich Moral gönnen. Die Frage, ob es Scharapowa um Reputation im Sinne Murrays geht, hat sie indes beantwortet: Sie nimmt Hauptfeld-Wildcards an. Sie fühlte sich stets als Opfer, an dem ein hartes Exempel statuiert werden sollte. Eine Haltung, die nicht neu ist im Sport.

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