Tennis:Kampf um Formate

Tennis: Auf neuem Terrain: Ex-Fußballer Paolo Maldini nahm an einem Turnier für Tennisprofis teil.

Auf neuem Terrain: Ex-Fußballer Paolo Maldini nahm an einem Turnier für Tennisprofis teil.

(Foto: Marco Bertorello/AFP)

Der Internationale Verband kündigt an, die Finals im Davis Cup und Fed Cup ab 2018 in Genf austragen zu wollen. Der Markt abseits der erfolgreichen Touren ist aber auch für andere interessant. Sogar ein bekannter Fußballer plant Großes.

Von Gerald Kleffmann

Das Tennismatch, das in dieser Wochenmitte für Furore gesorgt hat, dauerte laut dem Ergebnisdienst der Tennisprofiorganisation ATP 42 Minuten und 35 Sekunden. Das Doppel war einseitig, wie es das Ergebnis in Höhe von 6:1, 6:1 bereits vermuten lässt. Der Niederländer David Pel und der Tscheche Tomasz Bednarek gewannen 51 von 81 Punkten. Bei eigenem Aufschlag holten sie 28 von 37 Punkten. Fünf ihrer acht Breakbälle verwerteten sie. Pel ist die Nummer 208 der Doppel-Weltrangliste, Bednarek die Nummer 195. So ließ sich auch erklären, warum ihre Gegner keine Chance hatten. Auf der anderen Seite des Netzes war ja Stefano Landonio gestanden, der im Doppel als beste Platzierung den 1004. Rang vorweisen kann. Sein Partner wurde gar noch nie gelistet, aber dass er trotzdem beim Aspria Tennis Cup in Mailand in Runde eins mit dem Kollegen antreten durfte, lag daran, dass es sich um einen gewissen Paolo Maldini handelte.

Maldini erhielt 310 Euro, bei Piqué soll es um 50 Millionen gehen

In Mailand genießt der gerade 49 Jahre alt gewordene Ex-Profi immer noch das, was man unter dem Begriff Kultstatus gerne versteht. Und weil Maldini passabel den Tennisschläger schwingt, erhielt er also eine Wildcard und durfte mit Landonio sein Glück bei diesem mit 43 000 Euro dotierten Profiturnier der zweitklassigen Challenger-Serie unterhalb der ATP Tour versuchen. Auf den Fotos, die überliefert sind, sieht er wie ein richtiger Tennisprofi aus, aber wenn sich Maldini nun das gewonnene Preisgeld abholt, wird er merken, dass er als Fußballer doch anders verdiente, damals in 647 Einsätzen für den AC Milan und in 126 Partien für Italiens Nationalelf. 310 Euro kassierte er - und er muss sich diesen Betrag mit Landonio teilen.

Um andere Summen soll es bei einem anderen Fußballer gehen, der im Tennis demnächst mitmischen will. Gerard Piqué, noch aktiv beim FC Barcelona, Europa- und Weltmeister, will, so berichteten es Medien wie der britische Telegraph im Mai, mit einer Investorengruppe eine Team-WM über zehn Tage aufziehen, an der 16 Teams teilnehmen sollen. Zunächst klang das verrückt, aber ein Tennisfunktionär bestätigte kürzlich der SZ den Wahrheitsgehalt jenes angeblich 50 Millionen Euro schweren Projektes, das als Diskussionsgegenstand wohl auch einen Teil dazu beigetragen hat, dass der Internationale Tennis-Verband (ITF) nun aktiver geworden ist. Im Welttennis ist offensichtlich ein Kampf um lukrative neue Formate abseits der normalen Profiserien ATP (Männer) und WTA (Frauen) entbrannt - und die ITF will mit ihren Premiumprodukten Davis Cup (Männer) und Fed Cup (Frauen) angreifen.

Wie der Weltverband bekannt gab, soll ab 2018 drei Jahre lang der "World Cup of Tennis" ausgetragen werden. Dahinter verbergen sich die Finals im Davis Cup und Fed Cup. Die Besonderheit ist, dass diese im Rahmen der selben Veranstaltung an einem bereits bestimmten Austragungsort stattfinden sollen; bislang ist stets einer der Finalisten Gastgeber. Angeblich hätten sich 20 Städte beworben, Genf setzte sich durch. Im August müssen diese Veranstaltung sowie weitere Reformen von der ITF-Generalversammlung abgesegnet werden. Ab 2018 sollen Davis-Cup-Matches statt über drei über zwei Gewinnsätze gehen. Das Fed-Cup-Tableau soll von acht auf 16 Teams erweitert werden.

Die ITF befand sich in den vergangenen Jahren zunehmend in der Zwickmühle, dass die besten Profis, vor allem die männlichen, den Nationenwettbewerben fernblieben. Die Einzelkarriere hat oft Vorrang, bei guten Verdienstmöglichkeiten war man aber gerne dabei. Die asiatische Showliga IPTL lockte mit absurd hohen Prämien die Top-Spieler an. Mitte September veranstaltet nun Roger Federer mit seinem Manager Tony Godsick und einem reichen Geschäftsmann erstmals den Laver Cup. In Prag wird die Premiere stattfinden, der Wettbewerb soll sich, ähnlich dem Ryder Cup im Golf, als Kampf zwischen Europa und - in diesem Fall - dem Rest der Welt etablieren. Dass es einen Markt für solche Events gibt, zeigte der Kartenvorverkauf des Laver Cups im Februar, der kaum länger dauerte als Maldinis Pleite in Mailand - nach 45 Minuten gab es, so hieß es, keine Tickets mehr.

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