Tennis-Aufsichtsbehörde ITIAHilfe für Doping-Beschuldigte

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Spektakulärer Dopingfall: Der Italiener Jannik Sinner musste Anfang 2025 eine dreimonatige Sperre absitzen.
Spektakulärer Dopingfall: Der Italiener Jannik Sinner musste Anfang 2025 eine dreimonatige Sperre absitzen. (Foto: Jade Gao/AFP)
  • Die Tennis-Aufsichtsbehörde ITIA geriet 2024 wegen der milden Behandlung der Dopingfälle von Jannik Sinner und Iga Swiatek in die Kritik.
  • Spieler wie Novak Djokovic und Eva Lys warfen der ITIA vor, prominente Profis bei Dopingfällen besser zu behandeln als andere.
  • Die ITIA will nun Spieler mit weniger Ressourcen kostenlos bei Rechtsberatung, psychologischer Hilfe und Produktuntersuchungen unterstützen.
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Die Agentur ITIA musste sich den Vorwurf gefallen lassen, prominente Tennisprofis bei Dopingfällen besser zu behandeln als andere. Nun will sie in Verdacht geratene Spieler, die „weniger Ressourcen“ besitzen, bei der Verteidigung unterstützen.

Von Gerald Kleffmann

Auf der Homepage der International Tennis Integrity Agency, kurz ITIA, stehen edel klingende Sätze. „Tennis you can trust“, lautet ein Spruch, der einen sofort in Großbuchstaben anspringt. An anderer Stelle heißt es: „Play fair, stay fair.“ Dass der professionelle Tennissport allerdings nicht immer das größte Vertrauen ausstrahlt und der Fairnessgedanke auch nicht immer durchscheint, erschließt sich bereits dadurch, dass es die ITIA überhaupt gibt.

Die oberste Aufsichtsbehörde wurde von den vier Grand-Slam-Turnieren, der Männer (ATP)- und der Frauen (WTA)-Tour sowie dem Tennis-Weltverband ITF gegründet. Sie soll dafür sorgen, dass Dopingtäter auffliegen, dass Spieler nicht für ein paar Dollar absichtlich den Ball ins Netz schlagen, dass Schiedsrichter unbestechlich sind. In der Theorie ist das alles schlüssig und ehrenwert, in der Praxis, das haben vor allem die vergangenen beiden Jahre gezeigt, ist vieles kompliziert und verworren. Und zwar derart, dass die ITIA aufgrund verschiedener Fälle selbst in die Kritik geriet. Gute Vorsätze hin oder her.

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In den Fokus der Öffentlichkeit geriet die Behörde, die eher diskret im Hintergrund operiert, aufgrund ihres Umgangs mit zwei Dopingfällen, die die Branche erschütterten und die es in einer solchen Konstellation noch nie gab. Sowohl der damalige Weltranglistenerste der Männer, der Italiener Jannik Sinner, als auch die damalige Weltranglistenerste Iga Swiatek aus Polen waren 2024 mit unerlaubten Mitteln im Körper erwischt worden. Letztlich kamen beide milde davon, Sinner verpasste in seiner dreimonatigen Sperre Anfang 2025 kein Grand-Slam-Turnier. Swiateks Zwangspause bekam die Szene nicht einmal mit, es war suggeriert worden, sie sei verletzt. Erst im Nachhinein wurde ihre einmonatige Sperre Ende 2024 kommuniziert. Die Entscheidungsprozesse zu den Urteilen wirkten teils intransparent, manches sah nach Kuhhandel aus. Scharfe Kommentare aus dem Spieler- und Spielerinnenfeld folgten umgehend.

Allen voran monierte Novak Djokovic, mit 24 Grand-Slam-Trophäen der erfolgreichste Akteur im Männertennis: „Die Mehrheit der Spieler hat das Gefühl, dass es zu Bevorzugung kommt.“ Aryna Sabalenka aus Belarus, inzwischen die Nummer eins der Frauen, klagte: „Ich weiß nicht, wie ich dem System vertrauen kann.“ Auch die deutsche Spielerin Eva Lys äußerte sich: „Ich fange langsam an zu glauben, dass nicht jeder ein gleiches Verfahren bekommt.“ Weiter meinte sie: „Es gibt viele niedriger gerankte Spieler, die nicht die gleiche Behandlung erfahren wie höher gerankte Spieler. Ich sage nicht, dass jemand unschuldig ist oder nicht, ich sage, dass jeder die gleichen Chancen verdient.“ Nicht nur Lys verwies auf andere Dopingfälle von Profis, die deutlich länger auf eine Klärung ihrer Vergehen warten mussten und, so schien es, härter bestraft wurden. Auch wenn die ITIA betonte, nicht nach Namen und Prominenz, sondern nur anhand von Fakten und Beweisen zu entscheiden: Der Vorwurf der Ungleichbehandlung haftete der Organisation an.

Wer psychologische Hilfe benötigt, kann bis zu sechs Sitzungen buchen

In diesem Kontext sind die jüngsten Maßnahmen zu sehen, die nun publik wurden. Die ITIA will Profis, die sich Dopingvorwürfen ausgesetzt sehen, helfen, besser mit der Situation umgehen zu können. „Jeder, der in eine Anti-Doping- oder Anti-Korruptions-Untersuchung verwickelt ist, verdient die Möglichkeit, sich zu verteidigen oder zu erklären“, teilte Karen Moorhouse, Vorständin der ITIA, mit. „Menschen geraten aus vielen Gründen in solche Situationen, und unabhängig davon, was diese Gründe sind und wie der Fall ausgeht, verdienen sie es, jemanden zu haben, mit dem sie reden können.“

Konkret sollen Betroffene kostenlose Rechtsberatung in Anspruch nehmen können, um sich auf ihre Verteidigung vorzubereiten. Wer psychologische Hilfe benötigt, kann bis zu sechs Sitzungen mit Experten der wohltätigen Organisation Sporting Chance buchen. Darüberhinaus werden bis zu 5000 Dollar an Betroffene gezahlt, um Produkte untersuchen zu lassen, die im Verdacht stehen, ein positives Testergebnis ausgelöst zu haben. Das gilt auch für mutmaßlich kontaminiertes Fleisch. Diese Hilfen stünden allen Spielern zur Verfügung, sagte Moorhouse, betonte aber auch: „Unser Ziel ist es wirklich, Spieler mit weniger Ressourcen zu unterstützen.“ Vorerst soll dieses Programm, das bislang im Sport wohl einmalig ist, bis Ende 2026 laufen, danach wolle die ITIA Bilanz ziehen.

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