Bis Dienstag um Mitternacht darf sie sich den Spielfeldern nicht nähern. Erst dann läuft ihre 15-monatige Sperre ab und Maria Scharapowa darf ihren Arbeitsplatz wieder betreten: den Tenniscourt. In Stuttgart gibt die Russin an diesem Mittwoch ihr Comeback. Und das ist nicht irgendein Comeback. Weil Maria Scharapowa eben Maria Scharapowa ist.
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Mit sieben Jahren und bloß ein paar Hundert Dollar in der Tasche zog sie aus Sibirien in die USA. Mit 17 gewann sie Wimbledon. Danach dauerte es nicht mehr lange, bis sie die Nummer eins der Tenniswelt war - und eine der am besten verdienenden Sportlerinnen überhaupt. Scharapowas Geschichte war eine Erfolgsstory. Bis zu jenem Tag im März 2016, an dem bekannt wurde, dass sie mit einem verbotenen Mittel erwischt worden war: Meldonium - das Herzmittel steht seit dem 1. Januar 2016 auf der Dopingliste.
Dass Scharapowa es zuvor lange legal genommen hatte? Dass sie ihren Fehler umgehend einräumte? Dass auch andere Athleten von dem Verbot überrascht wurden? Die erste Instanz ließ all das nicht gelten. Der Tennisweltverband sperrte Scharapowa rückwirkend vom 26. Januar 2016 an für zwei Jahre. Die zweite Instanz aber - der Internationale Sportgerichtshof - reduzierte die Sperre auf 15 Monate. Seine Begründung: Scharapowa habe nicht absichtlich betrogen.
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Dieses Detail ist wichtig, denn nun ist ein Streit ausgebrochen, der ins Grundsätzliche reicht: Wie leicht sollte Gesperrten die Rückkehr gemacht werden? Scharapowa tritt in dieser Woche in Stuttgart an. Das Turnier gehört der Firma Porsche, für die Scharapowa wirbt. Um die Attraktion ins Programm hieven zu können, haben die Veranstalter Scharapowa eine Wildcard zukommen lassen. Das ist quasi eine Freikarte. Wer eine solche nicht erhält, muss sich über die Weltrangliste qualifizieren oder sich mühsam über Qualifikationsrunden ins Turnier kämpfen.
Dass der Sünderin die Rückkehr derart erleichtert wird, finden viele unangebracht. Als "seltsam" hat selbst Angelique Kerber, die ebenfalls als Porsche-Botschafterin firmiert, den Vorgang bezeichnet. "Respektlos" findet ihn die Dänin Caroline Wozniacki. Auch in Madrid und in Rom erhält Scharapowa eine Wildcard. Die French Open haben sich noch nicht entschieden, der französische Profi Jo-Wilfried Tsonga aber hat sich schon klar positioniert. Eine Freikarte für Scharapowa wäre, "als würde man ein Kind, das sich schlecht benommen hat, mit Süßigkeiten belohnen". Auch die Polin Agnieszka Radwanska ist der Meinung, Scharapowa solle sich ihren Platz in der Elite mit guten Resultaten erst wieder verdienen.
Die Opposition ist so breit und heftig, dass sich nun Scharapowas Mann fürs Grobe einschaltete. Ihr Manager Max Eisenbud beschimpfte Wozniacki und Radwanska als "Gesellinnen", die nur Angst vor Niederlagen hätten. Wer ist gut? Und wer ist besser? Es ist auch ein Spiel der Eitelkeiten. Gewinnt Maria Scharapowa ihr Auftaktmatch, steht in Stuttgart womöglich ein interessantes Duell an. In Runde zwei könnte Agnieszka Radwanska warten.