Tennis:Görges erlebt in Auckland unvergessliche Momente

2017 ASB Classic Women's - Day 7

Das Jahr beginnt für Julia Görges wie es geendet hat: mit einem Turniersieg.

(Foto: Getty Images)
  • Für Julia Görges beginnt das neue Tennisjahr wie das alte geendet hat: mit einem Turniersieg.
  • Und Angelique Kerber findet mit neuem Trainer allmählich zur alten Form zurück.
  • Hier geht es zu den Ergebnissen der WTA-Tour.

Von Barbara Klimke

Für Tennisprofis beginnt das Jahr in der südlichen Hemisphäre meist auf drolligste Weise. Die Welt steht gewissermaßen auf dem Kopf, der Turnierstress, der in den kommenden Monaten zunehmend an den Nerven rütteln wird, hat noch nicht eingesetzt, und es kann zu den vergnüglichsten Begegnungen kommen. Roger Federer zum Beispiel machte in Perth die Bekanntschaft eines Quokkas, eines in West-Australien beheimateten Kurzschwanzkängurus. Da es sich um gesellige Wesen handelt (das Beuteltier ist vielleicht sogar noch geselliger als der Schweizer Trophäenerbeuter), ließen sich beide auf ein Selfie ein: Federer bäuchlings, der Quokka auf den Hinterbeinen. Es war das erste Foto Roger Federers 2018, das um die Welt ging, ehe er sich dann am Sonntag beim Hopman Cup mit seiner Mixed-Partnerin Belinda Bencic und dem geschlagenen deutschen Duo Angelique Kerber/Alexander Zverev zu einem ordentlichen Abschlussgruppenbild aufstellte.

Auch Julia Görges hat in Auckland unvergessliche Momente erlebt. Zwar konnte sie selbstverständlich nicht mit einem Kiwi posieren, denn bei Neuseelands Nationalvogel handelt es sich um ein äußerst scheues, seltenes und zudem strikt nachtaktives Tier. Dafür wurde Görges bei den mit 500 000 Dollar dotierten ASB Classics mit einem Pōwhiri, einer Maori-Begrüßungszeremonie, willkommen geheißen und nach dem Turniersieg mit einem traditionellen Umhang, einem Korowai, als Anerkennung verabschiedet. Dass sie in der Weltrangliste nun an Nummer zwölf steht, so hoch wie noch nie in ihrer Laufbahn, kann die 29-Jährige als Zugabe verbuchen.

Julia Görges hat nun drei Turniere nacheinander gewonnen

Görges bezwang die an Nummer drei gesetzte Dänin Caroline Wozniacki im Finale 6:4, 7:6 und wusste gar nicht, worüber sie sich mehr freuen sollte: über das gewonnene Match oder über die "Beständigkeit, die ich in den letzten Wochen und Monaten hatte", wie sie sagte. Seit 2010 hat sie Jahr für Jahr ihre Tennissaison auf Neuseelands Nordinsel eröffnet; nie zuvor aber wirkte sie auf dem Platz derart selbstbewusst und souverän: Auf drei Turniererfolge in Serie kann sie nun verweisen, weil sie Ende des vorigen Jahres bereits in Moskau und in Zhuhai triumphierte. Seit 14 Matches ist Görges unbesiegt, und ihre Kondition ist bemerkenswert: Vor dem Finalsieg gegen Wozniacki musste sie am Samstag gleich zweimal auf den Platz, wegen Regens wurden das Viertel- und Halbfinale direkt nacheinander gespielt. Weil sie anschließend ihr rechtes Knie spürte, will sich Görges vor den Australian Open, die am 15. Januar nun doch ohne Titelverteidigerin Serena Williams (USA) beginnen, etwas erholen. Görges jedenfalls reist nun mit "noch mehr Selbstvertrauen nach Melbourne", wie sie bekanntgab.

Wohlfühltennis in großen Dosen hat auch Angelique Kerber, 29, in den vergangenen Tagen genossen. Die Leidensmiene, mit der die frühere Nummer eins im Jahr 2017 die Bälle übers, aber allzu oft auch ins Netz drosch, ist zumindest vorübergehend verflogen. Dass sie an der Seite von Alexander Zverev das Finale im Hopman Cup gegen das Schweizer Duo Federer/Bencic verlor, störte sie anscheinend nicht die Bohne. "Es ist nicht das Ergebnis, das wir uns gewünscht hätten, aber insgesamt war es eine tolle Woche", sagte sie: "Meinen herzlichen Glückwunsch an die Schweiz." Dass das deutsche Duo überhaupt Runde um Runde weiterkam, war ohnehin allein Kerber zu verdanken, die ihre vier Einzel alle gewann: gegen Elise Mertens, Eugenie Bouchard, Daria Gavrilova und gegen Belinda Bencic im Finale (6:4, 6:1). Der Unsicherheitsfaktor hieß diesmal Zverev, der dreimal im Turnierverlauf der Verlierer war und auch gegen Federer im Einzel unterlag, 7:6, 0:6, 2:6. Das folgende Mixed entschied dann Federer, Liebling der Australier und Freund aller Quokkas, mit Partnerin Bencic sehr souverän für sich.

Angelique Kerber hatte 2016 die Australian Open und US Open gewonnen, im Jahr darauf war sie von Ranglistenplatz eins auf Platz 21 gestürzt. Seit kurzem arbeitet sie mit einem neuen Coach zusammen, mit dem Belgier Wim Fissette; und sie hat jetzt endlich wieder einmal zufrieden ihre Tennistasche gepackt: Sie mache sich "voller Energie"auf den Weg zu den nächsten Stationen in Sydney und Melbourne, erklärte sie unternehmungslustig. Durchgehend gute Nachrichten also vom anderen Ende der Welt.

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