French Open in ParisZverev schaltet in den Energiesparmodus

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Alexander Zverev steigert sich in Paris und steht im Achtelfinale.
Alexander Zverev steigert sich in Paris und steht im Achtelfinale. (Foto: Christophe Ena/AP/dpa)

Tennisprofi Alexander Zverev besiegt den Italiener Flavio Cobolli klar in drei Sätzen. Damit spart  der 28 Jahre alte Deutsche Kräfte für die zweite Turnierwoche – vor seinem nächsten Gegner ist er gewarnt.

Von Barbara Klimke, Paris

Als Alexander Zverev vor einem Jahr im Finale der French Open dem Spanier Carlos Alcaraz unterlag, mischte sich in die Enttäuschung auch das Bedauern über unnötig frühen Kräfteverschleiß. Ihm hatte gegen Ende des Matches „die Power beim Aufschlag“ gefehlt, wie er damals sagte. Viel zu viele Stunden hatte Zverev im Verlauf der 2024er-Auflage des Turniers auf dem Platz verbracht; zweimal, in Runde drei und im Achtelfinale, war er über die volle Distanz von fünf Matches gegangen und hatte es in Summe auf achteinhalb Stunden reine Spieldauer gebracht, wie er selbst vorrechnete. Nun will er mehr Effizienz und Dominanz ausstrahlen – mit dem Ziel, die Gegner aus den hinteren Bereichen des Rankings bei diesem Grand-Slam-Turnier, zack, zack, zack, in energiesparenden drei Sätzen vom Platz zu fegen.

Eine Vorstellung davon, wie sich dieses Blitztennis in Idealform gestaltet, hat der Weltranglistenerste Jannik Sinner am Samstagmittag geliefert. Mit 6:0, 6:1, 6:2 räumte der Italiener seinen Drittrundengegner in Paris, den Tschechen Jiri Lehecka, Nummer 34 der Welt, vom Feld. Nach 1:35 Stunden war der Spaß bereits vorbei. Sinner musste trotz drückender Hitze kaum einmal zum Handtuch greifen. Was für ein sagenhaftes Tempo Sinner beim Siegen vorlegte, macht ein Vergleich mit dem Frauenwettbewerb deutlich, in dem zwei Gewinnsätze reichen: Die junge Russin Mirra Andrejewa, ebenfalls eine Schnellspielerin, hielt sich mit der Kasachin Julia Putinzewa auch nur kurz auf (6:3, 6:1) –  sie brauchte aber 1:18 Stunden.

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Alexander Zverev zieht souverän in die zweite Runde der French Open ein – und geht danach offen mit sich ins Gericht. Er wisse um seine Formschwankungen. Sein Heilmittel dagegen: Selbstironie und der Glaube, dass das nächste Hoch schon kommen wird.

Von Barbara Klimke

Zverev betrat am Nachmittag den Court Philippe-Chatrier zu seiner Partie gegen den Italiener Flavio Cobolli, der eine Woche vorher noch das Sandplatzturnier in Hamburg gewonnen hatte, und er machte ebenfalls kurzen Prozess. Nach 1:35 Stunden Spieldauer – der Sinner-Marke – war Zverev immerhin schon am Ende des zweiten Satzes angelangt: Es stand zu diesem Zeitpunkt 6:2 und 5:5, die beiden Kontrahenten trieben einander noch in einen Tiebreak, den Zverev souverän gewann. Dann beendete der Weltranglistendritte das Match, zack, zack, zack, mit einem 6:1 im dritten Satz. Die Uhr am Spielfeldrand stoppte bei 2:30 Stunden, als Zverev seinen vierten Matchball nutzte. Ganz am Ende der Partie hatte Cobolli mit Bällen in alle Ecken des Courts noch einmal sein Repertoire an famosen Winkelschlägen offenbart, vergeblich.

Zverev war mit sich und seinem Spiel hochzufrieden, als er sich den Platz im Achtelfinale mit 6:2, 7:6 (4), 6:1 gesichert hatte. „Ich fand den ersten Satz fast perfekt von mir“, sagte er. Cobolli habe danach „unglaubliches Tennis gespielt“, er selbst aber gut dagegengehalten. Und vor allem: „Ich habe Energie gespart.“

Nächster Gegner ist der Niederländer Tallon Griekspoor, Zverev ist gewarnt

Wie zehrend das Rackern mit dem Racket auf dem roten, rutschigen Krümeluntergrund ist, verdeutlichte an diesem Nachmittag das Beispiel Cobollis. Der 23-Jährige hatte zuvor sieben Sandplatzmatches in Serie gewonnen, fünf am Hamburger Rothenbaum, zwei danach im Stade Roland Garros in Paris, und er war müde gespielt, wie er danach sagte. Die enge Turniertaktung hatte ihm „zu wenig Zeit zur Regeneration“ nach den körperlichen Anstrengungen gegeben. Es war ohnehin erst die 15. Grand-Slam-Partie in der Karriere des Florentiners, der in seiner Jugend in der Akademie von AS Rom Fußball gespielt hatte.

Im Vergleich zu Cobolli kommt der 28-jährige Zverev auf 136 Karriere-Matches bei den vier Grand-Slam-Turnieren, drei verlorene Finals inbegriffen. Diese Routine ist von enormem Vorteil, denn Grand-Slam-Turniere im Tennis, die für einen Match-Erfolg bei den Männern eben drei gewonnene Sätze erfordern, sind Schwerarbeit – auch für die weltbesten Akteure: eine Dauerbelastung für Körper und Geist. Zverevs Kollege Daniel Altmaier, 26, der sich in Paris ebenfalls bis ins Achtelfinale durchgeschlagen hat, konnte das am Freitag nach seinem Viersatzsieg gegen den Serben Hamad Medjedovic (4:6, 6:3, 6:3, 6:2) bestätigen. „Grand Slams sind keine normalen Tennisspiele – das ist fast ein anderer Sport“, sagte er. Diese Matches würden den Spielern vor allem mental alles abverlangen. Die größte Herausforderung dieser Disziplin Marathontennis besteht demnach darin, über Stunden, Schlag um Schlag und Ball für Ball, die Konzentration zu wahren bei den Sandplatzrutschpartien.

Alexander Zverev steht zum achten Mal in Folge im Achtelfinale der French Open und hat im Turnierverlauf bislang nur einen Satz abgegeben. Das hat ihm Energie und Nerven erspart. In der nächsten Runde erwartet ihn der Niederländer Tallon Griekspoor auf der anderen Netzseite. Ein alter Bekannter, und Zverev ist gewarnt. Beim Masters-Turnier in Indian Wells im März verlor er gegen Griekspoor in einem engen Match. Beim Turniersieg im April in München hatte er wieder enorme Mühe mit Griekspoors Widerstand im Viertelfinale, siegte aber diesmal (6:7, 7:6, 6:4). Und voriges Jahr in Paris benötigte er fünf Sätze, bis er den Niederländer, die Nummer 35 im Ranking, in der dritten Runde niedergerungen hatte. Spieldauer damals: kraftraubende vier Stunden und 14 Minuten.

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