Tennis:Federers neue Liebe: Mannschaftstennis

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Bitte hübsch Lächeln: Björn Borg, Rafael Nadal, Rod Laver, Roger Federer und John McEnroe werben für den neu geschaffenen Laver Cup. (Foto: AFP)

Der Schweizer ist begeistert vom geplanten neuen "Laver Cup" - er ist ja auch mit seiner eigenen Agentur beteiligt. Anderen dürften die Pläne gar nicht passen.

Von Matthias Schmid

Für einen Spieler in der Rehabilitation hatte Roger Federer in dieser Woche erstaunliche Termine. Wohlgemerkt nicht beim Physiotherapeuten oder beim Aqua-Jogging, sondern auf dem Tennisplatz oder in einem New Yorker Hotel. Zuerst veröffentlichte der Schweizer Tennisprofi ein Bild auf Twitter, das ihn bei einer stilistisch einwandfreien Rückhand zeigt. "Fühlt sich großartig an", schrieb der 35-Jährige dazu.

Das Bild überraschte die Szene, weil Federer für das restliche Jahr alle seine Turnierstarts wegen einer Knieverletzung storniert hat und sich eigentlich eine lange Pause gönnen will.

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Am Tag nach dem Tweet weilte er schon bei einer Gesprächsrunde im edlen Hotel St. Regis in Manhattan. An seiner Seite: die Tennisgrößen Björn Borg, Rafael Nadal, John McEnroe und Rod Laver. Alle waren im feinen Zwirn erschienen, dem Anlass angemessen. Die ehemaligen Grand-Slam-Turniersieger stellten ihre Pläne für einen neuen Mannschaftswettbewerb im Welttennis vor, der den Namen von Rod Laver tragen wird und in Größe und Bedeutung zu einem Pendant im Golf erwachsen soll, dem Ryder Cup, in dem die europäischen gegen die amerikanischen Spieler gegeneinander antreten.

"Ich fühle mich geehrt und bin sehr gespannt auf das Format", sagte der Australier Laver, der als bisher letzter Tennisspieler 1969 den Grand Slam holte, also alle vier Majorturniere in einem Jahr gewinnen konnte. "Hoffentlich wird das ein Wettbewerb, der dem Tennis lange erhalten bleibt."

Nur eine Woche nach dem Davis Cup

Genau diese Aussicht auf ein weiteres Turnier im bereits überfüllten Turnierkalender ruft bei Veranstaltern und der Spielerorganisation ATP Kritik hervor. Die erste Auflage wird im kommenden Jahr vom 22. bis 24. September in Prag ausgespielt werden - nur einer Woche nach den Halbfinals und der Abstiegsrelegation im Davis Cup. Und zeitgleich zu Turnieren in Russland und Frankreich.

Obwohl zahlreiche Spieler - unter anderem auch Federer und Nadal - die Anzahl der mehr als sechzig Turniere im Jahr immer wieder lautstark beklagen, überbrücken sie trotzdem gerne die tennislose Zeit im November und Dezember mit Schaukämpfen oder der neuen Städte-Liga in Asien, wo sie ihr Weihnachtsgeld mit siebenstelligen Startgarantien aufbessern können.

Warum haben Federer und Nadal plötzlich ihre Liebe zu einem weiteren Wettbewerb entdeckt, bei dem sechs Europäer unter den Teamchefs Borg (Europa) und McEnroe (Weltauswahl) in drei Einzeln und mindestens einem Doppel antreten sollen und bei dem es außer Preisgeld keine Weltranglistenpunkte zu verdienen gibt? "Ich freue mich vor allem auf die Aussicht, im Doppel auf einer Seite mit Rafa zu stehen oder ihn vom Spielfeld aus zu unterstützen", betont Federer. Er und Nadal sind die ersten, die bereits zugesagt haben.

Mindestens so spannend wie das Format selbst aber sind die Menschen, die den Laver Cup im Hintergrund protegieren. Zu den Initiatoren gehören neben dem australischen Tennisverband der schweizerisch-brasilianische Multi-Milliardär Jorge Paulo Lemann und die Agentur Team8, die Roger Federer nicht nur betreut, sondern an der er als Teilhaber auch finanziell beteiligt ist.

Lemann gilt mit einem geschätzten Vermögen von 25 Milliarden US-Dollar als reichster Mann Brasiliens. Sein Vater war Senner und ist in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts aus dem Schweizerischen Langnau nach Brasilien ausgewandert. Lemann war selbst ein passabler Tennisspieler und lief für sein Heimatland im Davis Cup auf. Einem Bericht der Financial Times zufolge soll Federer in Lehmanns Equity-Firma investieren und auch schon gemeinsam mit ihm auf dem Platz gestanden haben.

Es geht um "substanzielle Summen"

Wie hoch das Preisgeld ist, das beim Laver Cup an die Spieler fließen soll, ist nicht bekannt. Federers Manager Tony Godsick sprach von "substanziellen Summen". Das ist eine gute Nachricht für die Spieler, hingegen eine schlechte für den Davis-Cup und die Turniere der ATP-Tour, die gleichzeitig ausgetragen werden.

Federer jedenfalls tritt als perfekter Botschafter für den Laver Cup auf: "Ich muss da nicht eine Sekunde überlegen, als Spieler dabei zu sein, ich würde da immer Ja sagen und hoffe, dass die anderen das auch so sehen." Bis es so weit ist, will er wieder in Bestform sein, merkt der 35-Jährige an: "Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so ein Jahr haben werde, mein Gott". Federer hat nur sieben Turniere gespielt und dabei kein einziges gewonnen.

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