Tennis:Entgleisungen bei den French Open

  • Der französische Tennisspieler Maxime Hamou sorgte bei den French Open für einen Eklat, als er eine Fernsehmoderatorin während eines Interviews gewaltsam küsste.
  • Bereits zuvor fiel die ehemalige Ausnahmespielerin Margaret Court mit homophoben Aussagen auf.
  • Weil die Australierin sagte, dass Transgender-Kinder ein "Werk des Teufels" seien, wird nun die Umbenennung eines nach ihr benannten Stadions gefordert.

Von Gerald Kleffmann, Paris

Die Szene begann harmlos. Da standen zwei junge Profis aus Frankreich, sie hatten sich umarmt und waren bereit für das Fernsehinterview. Weil alles unverfänglich wirkte, kam Moderatorin Maly Thomas der Bitte des Spielers im blauen Hemd nach und stellte sich neben ihn.

Maxime Hamou bedauert inzwischen seinen Auftritt, aber er ist nun mal in der Welt: Der 21-Jährige aus Nimes hatte sich als Qualifikant in die erste Runde der French Open gespielt, dann gegen Pablo Cuevas 3:6, 2:6, 4:6 verloren. Nun versuchte er sogleich, Thomas, die er bereits kannte, am Hals zu küssen. Er umklammerte sie. Hamou ließ nicht locker. Er versuchte es ein zweites Mal, und als sein Griff noch zudringlicher wurde, drehte sich Thomas energisch aus dem Schwitzkasten.

Wäre die Sendung nicht live gewesen, sagte Thomas der Huffington Post, hätte sie ihm "eine mit Rechts geknallt". Aber auch so ist die Empörung groß. Frankreichs Sportministerin Laura Flessel stellte klar, man dürfe "solche Aktionen niemals banalisieren". Der frühere Profi Henri Leconte, der durch diese tägliche Eurosport-Sendung führt, entschuldigte sich bei den Zuschauern. Hamous Akkreditierung für die Anlage wurde ihm sofort vom französischen Verband entzogen. Die Nummer 287 der Welt ist unerwünscht. Möglich aber, dass der französische Verband dessen Jugend und Reue bei weiteren Sanktionen berücksichtigt.

Im Fall von Margaret Court wird Milde schwerer fallen, erstens ist die frühere Ausnahmespielerin, die unerreichte 24 Grand-Slam-Einzeltitel gewann, 74. Zweitens hat sich die Australiern nicht nur vergangene Woche despektierlich zum Thema Heirat gleichgeschlechtlicher Paare per Brief in einer Zeitung geäußert. Court hat nun nachgelegt. "Der Tennissport ist voll von Lesben", sagte sie in einer christlichen Radiosendung und befand, Transgender-Kinder seien ein "Werk des Teufels".

Ein nach Court benanntes Stadion könnte nun einen neuen Namen benötigen

Die Kritik ist riesengroß und einheitlich, die australische Spielerin Samantha Stosur befand: "Was sie da sagt, ist wirklich verrücktes Zeug." Der Schotte Andy Murray, Nummer eins der Welt, sagte: "Ich verstehe nicht, wie jemand ein Problem damit hat, wenn zwei Menschen heiraten, die sich lieben."

Knifflig ist dieser Fall, weil das drittgrößte Stadion der Australian Open "Margaret Court Arena" heißt. Der Verband Tennis Australia hat sich bislang nur mit einem Dreizeiler von Courts Aussagen distanziert. Eine Namensänderung des Stadions, wie sie etwa Martina Navratilova fordert, bahnt sich an. Murray appelliert bereits, dies sollte besser vor dem Turnier im nächsten Januar geschehen. Sollten Spieler das Stadion "während des Slams boykottieren, würde das viele Probleme bereiten".

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