Der frühere Weltranglistenerste Daniil Medwedew ist bei den US Open im Tennis nach einem kuriosen und hitzigen Zwischenfall bereits in der ersten Runde ausgeschieden. Der Russe, Turniersieger von 2021, unterlag wie in Wimbledon vor wenigen Wochen dem Franzosen Benjamin Bonzi mit 3:6, 5:7, 7:6 (7:5), 6:0, 4:6 und kassierte damit erneut eine herbe Grand-Slam-Enttäuschung.
Der 29-Jährige war bereits in Melbourne (zweite Runde), Paris (erste Runde) und Wimbledon (erste Runde) früh gescheitert. In New York legte er allerdings einen besonders geräuschvollen Abgang hin, nachdem ihm beinahe ein irres Comeback gelungen wäre. Beim ersten Matchball für Bonzi im dritten Satz war nach einem Aufschlag ins Netz ein Fotograf auf den Platz gelaufen, Schiedsrichter Greg Allensworth sprach Bonzi daraufhin wegen der Störung erneut einen ersten Aufschlag zu. Medwedew verlor die Fassung, er stachelte das buhende Publikum an, diskutierte lautstark mit Allensworth und ging den Schiedsrichter mehrmals verbal an. Das Publikum buhte minutenlang und feierte Medwedew für seine Mätzchen, sodass Bonzi nicht servieren konnte.
Bei der Wiederaufnahme des Matches verlor der Franzose dann die Nerven, kassierte das Break und verlor später den Satz. Die Fans bejubelten den Russen lautstark, dieser formte mit den Händen ein Herz für die Zuschauer. Bonzis Wille war zunächst gebrochen, der vierte Satz lief völlig an ihm vorbei, dann aber kämpfte er sich zurück und nutzte seinen zweiten Matchball zum Sieg. Medwedew, der den Ruf eines Bad Boys pflegt, zerschmetterte daraufhin seinen Schläger. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte Bonzi später. Selbst für Medwedew war es ein trauriger Höhepunkt.
Der Russe, einst die Nummer eins der Welt, beschimpft gerne mal einen Schiedsrichter oder zerdrischt seinen Schläger. Erst bei den Australian Open in diesem Jahr zerstörte er eine Netzkamera. Von Einsicht ist er häufig weit entfernt, auch diesmal in New York. Die Zuschauer hätten nach seinem Ausraster die sechsminütige Unterbrechung hervorgerufen, nicht er. „Sie haben mich zurück ins Match gepusht“, sagte er: „Das hat Spaß gemacht.“ Er selbst habe „nichts Schlimmes gemacht“, fand er, ahnte aber: „Meine Geldstrafe wird hoch genug sein.“