Tennis:Der nächste Traum

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Anna-Lena Grönefeld mit der Trophäe, die sie 2014 in Paris für den Mixed-Titel bekam, mit dem Niederländer Jean-Julien Rojer. (Foto: David Vincent/AP)

Anna-Lena Grönefeld galt einmal als größte Hoffnung im deutschen Tennis. Im Einzel setzte sie sich nicht durch, aber im Mixed gewann sie zwei Grand-Slam-Trophäen. Mit 34 Jahren beendet sie nun ihre Karriere - mit einem neuen Ziel.

Von Barbara Klimke

Ein bisschen Ruhe hat sich Anna-Lena Grönefeld nach dem Saisonfinale gegönnt; vielleicht, sagte sie vor einem Monat beim Turnier in Shenzhen, sei noch ein kleiner Urlaub drin. Am Mittwoch nun hat die Doppelspezialistin wohlbedacht ihre Tenniskarriere für beendet erklärt und die Meldung auf Twitter mit einem Kinderfoto illustriert: "Dieses kleine Mädchen", schrieb sie dazu, "hatte Träume." Und einen dieser Kinderträume habe sie sich 18 Jahre lang erfüllt.

Anna-Lena Grönefeld aus Nordhorn in Niedersachsen hatte schon in jungen Jahren das Juniorinnenturnier in Paris gewonnen. Drei Jahre später war sie die Beste, die hierzulande mit wippendem Zopf und enormem Schwung den Schläger führte. Kurz vor ihrem 21. Geburtstag erreichte sie in Roland Garros das Viertelfinale. Wenn dies das beste Einzelresultat ihrer Karriere blieb, dann deshalb, weil die Verwirklichung von Wünschen mitunter von Szenarien begleitet ist, die in den Träumen nie vorgekommen waren. Grönefeld trennte sich von dem Trainer, mit dem sie vier Jahre in den USA zusammengearbeitet hatte: Sie ertrug den Wüstendrill in Arizona so wenig wie das beklemmende Gefühl, manipuliert und ferngesteuert zu sein.

Nach diesem Bruch hatte sie es eine Weile schwer als Solistin auf der Tour. Aber ihr größer Triumph besteht wohl darin, dass sie danach noch einmal von vorn zu träumen begann. Sie beschloss, fortan nicht mehr im Einzel, sondern nur noch im Doppel und im Mixed anzutreten, und wurde zu einer der profiliertesten Team-Playerinnen. 2009 gewann sie den Wimbledon-Titel im Mixed an der Seite von Mark Knowles von den Bahamas - ihr Name ist auf den Mauern am Centre Court verewigt. Fünf Jahre später eroberte sie mit Partner Jean-Julien Rojer aus den Niederlanden auch den Pokal der French Open in Paris. Im Doppel sicherte sich Anna-Lena Grönefeld 17 Titel auf der Frauen-Tour, und sie war eine feste Größe im deutschen Fed-Cup-Team. Mit ihrer niederländischen Partnerin Demi Schuurs qualifizierte sie sich jüngst in Shenzhen im Alter von 34 noch einmal für das Saisonfinale - sie tritt auf der Höhe ihres Schaffens ab.

Kürzlich feierte sie Hochzeit mit Ingo Herzgerodt, einem Tennislehrer. Es sei Zeit, nun den nächsten Traum umzusetzen, teilte sie mit: nämlich den einer eigenen Familie.

© SZ vom 06.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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