Aus für deutsches Davis-Cup-Team:Knapp vorbei am großen Wurf

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Jan-Lennard Struff und das deutsche Team sind im Davis-Cup-Halbfinale ausgeschieden. (Foto: Frank Molter/dpa)

Am Ende entscheiden Kleinigkeiten: Das deutsche Davis-Cup-Team scheitert im Halbfinale an den Niederlanden, die Enttäuschung ist groß.

Von Barbara Klimke, Malaga

Direkt hinter dem Tenniscourt in einer Ecke der Arena ist bei den Spielen in Malaga der Davis Cup auf seinem hohen Sockel aufgebaut. „Wir sehen schon den Pokal, wäre schön, wenn wir mal wieder um ihn spielen könnten“, hatte der deutsche Teamkapitän Michael Kohlmann vor dem Halbfinale gesagt. Es blieb bei der Hoffnung: Die Nationalmannschaft der Männer musste sich am Freitagabend dem Team der Niederlande 0:2 geschlagen geben und hat den ersten Finaleinzug seit 31 Jahren verpasst. Im kommenden Jahr muss das Team den nächsten Anlauf nehmen.

Nach dem finalen Matchball im zweiten Einzel gratulierte Jan-Lennard Struff seinem niederländischen Kontrahenten Tallor Griekspoor am Netz, dann begab er sich mit traurigem Blick in den Kreis der Kollegen. Das deutsche Doppel, Kevin Krawietz und Tim Pütz, das erst vor fünf Tagen die ATP-Finals in Turin gewonnen hatte, konnte nicht mehr eingreifen: Der Vorsprung der Niederländer, die am Dienstag schon Spanien aus der Finalrunde verabschiedet hatten, war nach den Siegen von Botic van de Zandschulp gegen Daniel Altmaier und Griekspoor gegen Struff uneinholbar. Das Doppel wurde gar nicht mehr ausgespielt.

„Wir haben gezeigt, dass wir im Kreis der großen Mannschaften mitspielen können“, sagte Kohlmann: „Den ganz großen Wurf haben wir leider nicht geschafft.“

Altmaier hatte sich gegen van de Zandschulp nichts vorzuwerfen, der Niederländer hatte schon die Karriere von Nadal beendet

Daniel Altmaier, 26, verlor das erste, wilde Einzel, aber er hatte sich wenig vorzuwerfen im Duell gegen van de Zandschulp: jenen 29-jährigen Niederländer, der am Dienstagabend den großen Rafael Nadal in den Ruhestand geschickt hatte. Tatsächlich hatte van de Zandschulp, Nummer 80 der Weltrangliste, bei seinem 6:4, 7:6, 6:3 fast mehr Mühe, die Partie gegen Altmaier, die Nummer 80, zu beenden als zuvor im Viertelfinale die gegen den spanischen Tennisgranden. Zehn Matchbälle waren nötig. Neun wehrte Altmaier ab, fünf allein im Tiebreak des zweiten Satzes.

Mit einem kontrollierten Gefühlsausbruch hatte Altmaier seinen Widerstandsgeist geweckt: Nach dem Verlust des ersten Satzes und einem erneuten Rückstand im zweiten hieb er beim Seitenwechsel kurz und heftig seinen Schläger auf die eigene Tasche. Danach spielte er risikofreudiger und couragierter, befreite sich mit Passierschlägen, Stopp-Bällen und Netzangriffen aus der Defensive. Den packenden Tiebreak gewann er mit 14:12, und auch im dritten Satz leistete er bis zum Schluss hartnäckig Gegenwehr.

Als anschließend im zweiten Einzel des Abends Jan-Lennard Struff, die Nummer eins des DTB-Teams, den Platz betrat, ging es aus Sicht der deutschen Fangemeinde schon um alles. Wieder war es ein Duell auf Augenhöhe, denn Struff und Griekspoor, ein Mann mit ebenfalls mächtigem Aufschlag, kennen einander gut: Sie haben im Februar gemeinsam im Doppel das Turnier von Dubai gewonnen. Struff, angetrieben von den Trommeln des Anhangs auf der Tribüne, sicherte sich den hochklassigen ersten Satz im Tiebreak. Es dauerte bis zum 5:6 im zweiten Satz, ehe sich Griekspoor das erste Break des Matches erarbeitet hatte. Dann im dritten Durchgang waren es Kleinigkeiten, die den Ausschlag zugunsten Griekspoors gab, er schlug 25 Asse, Struff an diesem Abend dreizehn. „Er hat es super zu Ende gespielt und mir keine Chance mehr gegeben“, sagte Struff nach der Niederlage, 7:6, 5:7, 4:6.

Die Niederlande haben nun zum ersten Mal das Finale des 124 Jahre alten Mannschaftswettbewerbs erreicht. Deutschland hat den Davis Cup dreimal gewinnen können – vor Jahrzehnten auf dem Höhepunkt des Tennisbooms im Land, zur glorreichen Zeit seiner erfolgreichsten Spieler: Boris Becker führte ein Männerteam an, das 1988 und 1989 Schweden bezwang. Mit Wimbledonsieger Michael Stich gelang 1993 der bis heute letzte Cup-Sieg gegen Australien in Düsseldorf.

Das Team von Michael Kohlmann musste das ganze Jahr über auf den Weltranglistenzweiten, Alexander Zverev, verzichten. Das Kollektiv schlug im Viertelfinale Kanada und kam dem Ziel, dem schweren Silberpokal, diesmal sehr nah. „Wir waren sehr knapp davor, ins Finale zu kommen“, lautete Kohlmanns Fazit.

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