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Tennis: Australian Open:Demütigung für Federer

Gegen einen kühnen Serben gewinnt Roger Federer nicht mal einen Satz - selten wurde der Schweizer dermaßen auseinandergespielt. Bei den Frauen steht überraschend eine Chinesin im Finale.

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Gegen einen kühnen Serben gewinnt Roger Federer nicht mal einen Satz - selten wurde der Schweizer dermaßen auseinandergespielt. Bei den Frauen steht überraschend eine Chinesin im Finale. Man kann in einfachen Worten beschreiben, was dem Schweizer Roger Federer in der "Night Session" von Melbourne wiederfuhr: Es war nicht sein Tag, nicht sein Abend, nicht seine Nacht. Wohl selten hat man den besten weltbesten Tennisspieler des jungen Jahrtausends so chancenlos erlebt.

Federer rackerte, kämpfte, jedoch zusehends mit leerem Blick. Der Schweizer sah sich an diesem Tag einem Gegner ausgesetzt, der das mit Abstand überzeugendere Tennis spielte. Es handelte sich um...

... Novak Djokovic. Der starke Serbe spielte ohne jegliche Nerven, knallte Federer die Bälle in die Ecken, holte seine Asse stets dann heraus, wenn sich Federer doch einmal zu einem Breakball gemüht hatte. Die ersten beiden Sätze gewann Djokovic 7:6 und 7:5. Im dritten Durchgang...

... lag Federer wieder schnell zurück, schaffte jedoch das Break zum 4:4. Djokovic konterte - und gewann den Satz mit 6:4. Federer ist damit raus, Djokovic im Finale, trifft dort entweder auf David Ferrer oder Andy Murray. Schon 2008, als Djokovic die Australian Open gewann, bezwang er Federer im Halbfinale. Kein schlechtes Omen.

Bei den Frauen steht das Finale bereits fest. Dabei musste Caroline Wozniacki erfahren, dass die Weltranglisten-Position eins nicht automatisch zur Endspiel-Teilnahme berechtigt. Die Dänin verlor ihr Halbfinalspiel gegen die Petkovic-Bezwingerin...

... Na Li, die damit die erste Chinesin in einem Grand-Slam-Finale ist. Zunächst sah es in der Melbourner Rod Laver Arena jedoch nicht nach einem Sieg der Außenseiterin aus.

Die topgesetzte Dänin gewann den ersten Satz souverän und hatte beim Stand von 5:4 im zweiten Satz sogar einen Matchball.

Doch dann kämpfte sich "die chinesische Wand" ins Spiel zurück, entschied den zweiten Satz für sich und verwandelte nach zweieinhalb Stunden ihren ersten Matchball zum 3:6, 7:5 und 6:3.

Wozniacki wartet damit weiterhin auf ihren ersten Grand-Slam-Titel und war darüber dementsprechend enttäuscht: "Das ist sehr hart für mich. Aber meine Zeit wird noch kommen."

Gegenteilig stellte sich die Gefühlslage bei der 28-jährigen Li dar, die in diesem Jahr weiterhin ungeschlagen ist: "Ich bin sehr glücklich, dass ich es als erste Chinesin geschafft habe." Damit könnte sie im Finale die erste Grand-Slam-Siegerin aus China werden, vorausgesetzt sie schlägt...

... Kim Clijsters. Die Belgierin setzte sich im zweiten Halbfinal-Duell der Nummer drei gegen die Nummer zwei der Setzliste durch und spielte dabei stark auf.

Clijsters ließ ihrer Gegnerin Vera Swonarewa zu keiner Zeit eine wirkliche Chance und knüpfte nahtlos und an ihre Vorstellung aus dem Finale bei den US Open 2010 an, als sie Swonarewa mit 6:2, 6:1 besiegt hatte.

Die Russin konnte sich noch so mühen und plagen...

... Clijsters hatte immer die passende Antwort parat und vor allem das druckvollere Spiel. Nach 73 Minuten hieß 6:3, 6:3 zugunsten der Belgierin.

Clijsters drückte der unterlegenen Swonarewa nach dem Spiel dennoch ihren Respekt aus: "Ich habe sehr gut gespielt heute, aber das musste ich auch, weil Vera eine sehr starke Spielerin ist." Für die Russin allerdings nur ein schwacher Trost.

Clijsters steht damit nach 2004 zum zweiten Mal im Finale der Australian Open und könnte nach dem Triumph bei den US Open ihren zweiten Grand-Slam-Titel in Folge einheimsen. Keine schlechte Bilanz für die Mutter einer Tochter, die noch nicht lange aus ihrer Babypause zurück ist.

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