Das Glück ist bekanntlich umso schöner, wenn es jemanden gibt, mit dem man es teilen kann. Deshalb zelebrieren Elina Switolina und Gael Monfils, was sie erlebt haben bei diesen Australian Open. Sie besiegten in der dritten Runde ihrer Einzelkonkurrenzen ihre jeweils an Nummer Vier gesetzten Rivalen, und das auch noch direkt nacheinander auf demselben Spielfeld der Margaret Court Arena. „Ich habe ihr das Stadion gut eingeheizt“, sagte Monfils nach dem Sieg gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz, und er bat die Reporter, sich, bitte schön, zu beeilen mit den Fragen: Er wollte zurück zum Platz, den er davor eingeheizt hatte, die Ehefrau anfeuern.
Switolina schickte die Italienerin Jasmine Paolini im dritten Satz mit einem 6:0 nach Hause. Später konnte man das Paar beobachten, wie es mit Tochter Skai auf der Anlage tollte – mit Kindern anderer Teilnehmer übrigens; es sind zahlreiche beim Tennisturnier in Melbourne.

Es ist eine der interessantesten Beobachtungen bei diesen Australian Open: Nie spielten in der zweiten Woche eines Grand-Slam-Turniers so viele Profipärchen wie in Melbourne. Die Spanierin Paula Badosa steht nach dem Sieg gegen Coco Gauff nun im Halbfinale am Donnerstag (9 Uhr MEZ) gegen Titelverteidigerin Aryna Sabalenka. Ihr Partner Stefanos Tsitsipas ist nach seiner Erstrundenniederlage nicht abgereist, sondern verfolgt Badosas Partien auf der Tribüne.
Problematisch wird es, wenn ein Partner Glück erlebt und der andere Schmerz
Sie lieferten einen herrlichen Kommunikationsmoment, mit dem sich vermutlich jedes Paar identifizieren kann: Tsitsipas deutete mit einer Geste an, Badosa möge die Bälle höher und mit mehr Spin spielen, was diese mit wütendem Das-sagt-sich-leicht-Minenspiel beantwortete. Tsitsipas tat daraufhin lächelnd etwas, was ein Mann nie tun sollte – und was in der Geschichte der Menschheit auch noch nie funktioniert hat: Er forderte seine Partnerin auf, sich bitte zu beruhigen. Badosa ent-ruhigte sich noch mehr; Tsitsipas reagierte perfekt: Klappe halten, lieber aufmunternden Applaus spenden. Die Reaktion auf sozialen Netzwerken: Ach, so wären wir doch auch alle gern!
Das Leben auf der Tennistour kann bisweilen sehr einsam sein, wie Profis mitunter berichten. Grund ist natürlich, dass alle, die Freunde sein könnten, Konkurrenten sind. Viele Tennisspieler gelten deshalb als schreckliche Egomanen. Wie das ist, beschrieb Serena Williams, die Beste der Geschichte, einmal so: „Auf dem Platz musst du deine Gegnerinnen hassen. Ich hasse sogar meine Schwester Venus, wenn ich gegen sie spiele.“
Für die heterosexuellen unter den Profis gibt es die Möglichkeit, auf der anderen Seite des Geschlechtertableaus Begleiter für die stete Reise um die Welt zu finden, viele Turniere finden gleichzeitig am gleichen Ort statt. Eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft würde, bei ungünstiger Auslosung, wohl zu mindestens ebenso großen inneren Konflikten führen wie eine Freundschaft. Das Glück wird größer, wenn man es teilt, der Schmerz nach Niederlagen halbiert. Als Monfils, 38 Jahre alt, im Achtelfinale gegen Ben Shelton aufgeben musste, weil sein Körper nach knapp drei Stunden Spielzeit in der Hitze den Dienst verweigerte, nahm ihn Switolina sogleich in den Arm; nach der Viertelfinalniederlage Switolinas gegen Madison Keys war dann Monfils in den Katakomben sofort für sie da. Später sagten beide, wie toll das gewesen sei für sie in Melbourne.
Problematisch wird es nur, wenn ein Partner Glückseligkeit erlebt und der andere Schmerz. Titelverteidiger Jannik Sinner spielte sich bislang souverän durchs Tableau; seine Partnerin Anna Kalinskaja, der viele eine blendende Saison prophezeit hatten, meldete sich dagegen vor der ersten Runde ab – was die Tür öffnete für den glücklichen Lauf der deutschen Lucky Loserin Eva Lys bis ins Achtelfinale. Sinner besiegte am Mittwochabend im Viertelfinale den Australier Alex de Minaur (6:3, 6:2, 6:1), dessen britische Partnerin Katie Boulter in Runde zwei ausgeschieden war.
Es kommt freilich immer auf die Perspektive an im Leben: Vor und nach der Partie trafen sich Boulter und de Minaur in den Katakomben für eine innige Umarmung. Seit 23. Dezember sind sie verlobt, und de Minaur sagte bereits vor dem Viertelfinale, dass er sowohl auf dem Platz als auch abseits davon nicht glücklicher sein könnte – weil er jemanden hat, mit dem er dieses Glück teilen darf.