TennisDer neue Axt-Schwinger

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Nur ein Satzverlust: Carlos Alcaraz dominierte bei den Next-Gen-ATP-Finals jeden seiner insgesamt fünf Gegner.
Nur ein Satzverlust: Carlos Alcaraz dominierte bei den Next-Gen-ATP-Finals jeden seiner insgesamt fünf Gegner. (Foto: Antonio Calanni/AP)

Der 18-jährige Spanier Carlos Alcaraz gewinnt auf beeindruckende Art das Abschlussturnier der besten Jungprofis - und steht vor einer großen Karriere.

Von Gerald Kleffmann, Mailand/Turin/München

Der letzte Punkt war bezeichnend. Ein harter Aufschlag. Der Returnball von Sebastian Korda, 21, weil sofort in der Defensive, gerät zu kurz. Carlos Alcaraz nutzt die Chance. Ein aggressiver Vorhandschlag, er läuft ans Netz, zwei Überkopfschläge folgen. Beim zweiten drischt Alcaraz auf den Ball, als müsste er eine Eiche mit einer Axt fällen. Mit Kraft, Präzision und Entschlossenheit sichert sich der Spanier den Sieg gegen den US-Amerikaner. Er ist nun der neue Champion der sogenannten Next-Gen-ATP-Finals, einer Art Nachwuchs-WM, mit der die Männertour clever die aufstrebenden Talente vermarktet und in Szene setzt.

Tatsächlich besitzt die Veranstaltung, 2017 initiiert, inzwischen sportliche Relevanz. Die Gewinner dieses Turniers in der Multifunktionshalle namens Palazzetto Lido Sport stiegen bislang allesamt auch bei den Männern zu Weltklasse-Akteuren auf. Alcaraz ist nun das nächste gewaltige Versprechen im Tennis. Nur einen Satz (die bis 4 gespielt wurden) gab er in Mailand in seinen fünf Matches ab.

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18 Jahre ist er erst, hat sich aber bereits einen Körper antrainiert, der dem eines 25-Jährigen ähnelt. Er stammt aus El Palmar bei Murcia, sammelte schon als Kind und Jugendlicher Titel um Titel, so wurde er auch U16-Europameister, holte mit seinem Land den Davis Cup der Junioren. Dass er keinen Grand-Slam-Pokal der Junioren gewann, lag sicherlich nur daran, dass er früh Profi wurde. Alcaraz ist der erste Vertreter des Geburtsjahrgangs 2003, dem 2019 ein Sieg auf ATP-Niveau gelang; bei einem Challenger in Alicante hatte er damals den Südtiroler Jannik Sinner bezwungen. Ende 2019 war Alcaraz die Nummer 492 der Weltrangliste, 2020 dann 141, nun beschließt er die Saison auf Platz 32. Kein Aufstieg verlief zuletzt steiler. 2021 errang er auch seinen ersten ATP-Titel in Umag. Bei den US Open erreichte er das Viertelfinale, in New York besiegte er auch den Griechen Stefanos Tsitsipas.

Novak Djokovic ist mit 34 der mit Abstand älteste Teilnehmer bei den ATP Finals in Turin

Natürlich liegt es nahe, Vergleiche mit Rafael Nadal zu ziehen. Der inzwischen 20-malige Grand-Slam-Sieger war auch schon ein Phänomen in jungen Jahren. Spielerisch gibt es diese Parallelen tatsächlich, mit dem optischen Unterschied, dass Alcaraz Rechtshänder ist und nicht wie Nadal mit links spielt (ansonsten ist Nadal auch Rechtshänder). Von der Art her ähnelt der Teenager auch seinem Vorbild, gegen das er erstmals beim Turnier in Madrid antreten durfte und 1:6, 2:6 verlor. In Mailand schwärmte er von Erfahrungen wie diesen. Reif und überlegt klang er immer, fast schon demütig und komplett fokussiert auf seine Aufgaben als Profi. Man darf annehmen, dass sein Trainer, der erfahrene frühere French-Open-Sieger Juan Carlos Ferrero, auch großen Einfluss auf seine Entwicklung genommen hat. Der 41 Jahre alte Spanier erklärte auf der ATP-Internetseite: "Da jeder angefangen hat zu sagen, dass er der neue Spieler ist, der ganz nach oben kommen könnte, hat er versucht, in einer kleinen Blase zu bleiben. Vor allem zu versuchen, auf seinem eigenen Weg zu bleiben."

Ein Weg, der ihn eines Tages auch mal nach Turin führen soll. Im Piemont finden nun, nach zwölf Jahren in London, die ATP Finals statt, eine Zäsur im Männertennis. Am Sonntag startete der Coburger Kevin Krawietz im Doppel an der Seite des Rumänen Horia Tecau mit einer Niederlage. Die beiden unterlagen den Kroaten Nikola Mektic und Mate Pavic 4:6, 4:6. Am Abend siegte Alexander Zverev gegen den Italiener Matteo Berrettini, der im zweiten Satz aufgeben musste. "Selbst wenn man körperlich müde ist und emotional erschöpft, bei so einem Event holt man noch mal alle Reserven aus sich raus", sagte der 24-Jährige vorab. Favorit auf den Titel ist Novak Djokovic, der mit 34 auch der mit Abstand Älteste ist. Alle anderen sind 25 oder jünger. Auch Stefanos Tsitsipas, 23, zählt zu dem Achter-Feld, das in zwei Vierer-Gruppen die Halbfinalisten ermittelt. Der 23-Jährige aus Athen war selbst schon mal Next-Gen-Champion, wie der erste Ersatzmann des Turniers, Jannik Sinner, der knapp die Qualifikation verpasste.

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