Tennis:Poker um den Klassenverbleib

Tennis: Aufstellungen streng geheim: Im Saisonfinale könnte es beim TC Aschheim auf Laura Putz ankommen.

Aufstellungen streng geheim: Im Saisonfinale könnte es beim TC Aschheim auf Laura Putz ankommen.

(Foto: Christian Kolbert/Kolbert-Press/Imago)

Am letzten Spieltag der zweiten Frauen-Bundesliga können die drei Münchner Teams alle noch absteigen - zudem stehen noch zwei Derbys an.

Von Christian Bernhard

Zu den Dingen, die Laura Paar in ihrer Tennis-Profikarriere gelernt hat, gehört auch, dass sich die Mathematik und der Tennissport in bestimmten Situationen nicht gut vertragen. "Ich habe so viele Jahre gespielt, da habe ich gelernt, dass Rechnen nichts bringt. Das ist nicht mein Ding", betont sie. Paar ist mittlerweile nicht mehr in der großen Profi-Tenniswelt unterwegs, sondern hat als Teammanagerin des TC Aschheim ein genaues Auge auf die Südgruppe der zweiten Frauen-Bundesliga. Und beim Blick auf die Tabelle vor dem anstehenden letzten Spieltags-Wochenende muss sie die Rechenoptionen gezielt ausklammern.

Gleich vier der acht Liga-Mannschaften stehen nämlich am Tabellenende mit 2:8 Punkten da und müssen um den Klassenverbleib zittern, mindestens zwei davon steigen ab. Dass im TC Aschheim, dem TC Grün-Weiss Luitpoldpark und dem MTTC Iphitos gleich drei davon aus dem Raum München kommen - und noch zwei Derbys anstehen -, macht die Ausgangslage noch brisanter. "Zumindest müssen wir alle nicht reisen", gewinnt Iphitos-Trainer Uli Sprenglewski dem Ganzen zumindest etwas Positives ab.

Paar baut darauf, dass Aschheim die ganze Saison über mit der mehr oder weniger gleichen Mannschaft gespielt hat. "Wir sind homogen", betont sie. Wen sie am Freitag beim TC Vaihingen-Rohr und am Sonntag im womöglich entscheidenden Heimspiel gegen Iphitos aufbieten kann, wusste sie am Dienstag noch nicht, da einige ihrer Topspielerinnen noch auf internationalen Turnieren unterwegs sind. Beispielsweise Adrienne Nagy, die vor kurzem gegen den Aufstiegskandidaten Sindelfingen mit einem deutlichen Sieg gegen die ehemalige Nummer 29 der Weltrangliste, Urszula Radwanska, für Aufsehen gesorgt hatte. Wie so oft gelte es für sie und die anderen Verantwortlichen in der Liga, in Sachen Aufstellung "spontan und flexibel" zu sein.

Es könnte also auch auf Laura Putz ankommen. Die 19-Jährige spielte vergangene Saison herausragend, als sie vier ihrer sechs Einzel und all ihre Doppel gewann. Dieses Jahr lesen sich ihre Statistiken nicht so gut, von fünf Einzeln hat sie lediglich eines gewonnen, doch Paar ist mit ihr zufrieden. Putz habe sehr gut gespielt, man könne nicht jedes Jahr solche Statistiken wie vergangene Saison erwarten, sagt sie. Zudem stand für Putz dieses Jahr ihr Abitur an. "Das war alles nicht so einfach", erklärt Paar. Ein etwaiger Abstieg würde für die Aschheimerinnen "nicht das Ende der Welt" sein, sagt Paar, "aber wir haben hart gearbeitet, hierherzukommen, und wir verdienen es, hier zu sein".

Kateryna Baindl aus der Ukraine, Luitpoldparks eigentliche Nummer eins, konnte verletzungsbedingt nicht ein einziges Mal antreten

Auf den TC Grün-Weiss Luitpoldpark warten am Wochenende gleich zwei direkte Abstiegskonkurrenten: Am Freitag ist er zu Gast bei Iphitos, am Sonntag geht es zum punktgleichen TC Leonberg. Dass der Münchner Klub, der in der vergangenen Saison nichts mit dem Abstieg zu tun hatte, nun heftig zittern muss, liege daran, "dass wir unsere Mannschaft nie so hingekriegt haben, wie wir es wollten", erklärt Präsident Christian Beiersdorf. Kateryna Baindl aus der Ukraine, die eigentliche Nummer eins, konnte verletzungsbedingt nicht ein einziges Mal antreten, und Julia Grabher, die in der vergangenen Saison ein wichtiger Faktor war, hat den Verein verlassen und ist mittlerweile die Nummer 61 der Weltrangliste. Dazu verloren die Münchnerinnen zwei Begegnungen knapp mit 4:5 und verpassten so eine bessere Ausgangsposition für das entscheidende Wochenende.

Falls Luitpoldpark den Gang in die Regionalliga antreten müsste, würde das den Verein gleich doppelt treffen, weil dann die zweite Mannschaft, welche dort als Aufsteiger antritt, zwangsabsteigen müsste. "Das wäre schlecht", hält Beiersdorf fest. Um dieses Szenario zu vermeiden, werde viel davon abhängen, welche Mannschaft er an den Start schicken kann ("Das wird eine Last-Minute-Sache, das kann ich jetzt schon sagen"), aber "hauptsächlich, welche Mannschaft Iphitos an den Start bringt". Er rechnet damit, dass der Stadtrivale in Sachen Aufstellung "etwas pokern" wird.

Iphitos-Trainer Uli Sprenglewski nimmt die Vorlage dankend an. Er wisse bereits, wen er aufstellen kann, "aber ich sage es natürlich nicht". Das Saisonfinale, das für sein Team gleich zwei Derbys gegen die direkte Konkurrenz vorsieht, ist für ihn "unvorhersehbar". Leicht ist dagegen zu eruieren, was Iphitos leisten muss: "Wir brauchen zwei Siege und dann sehen wir weiter, ob es reicht oder nicht." Sprenglewski hat bei allen abstiegsbedrohten Klubs einen "gewissen Druck" ausgemacht und versucht, diesen von seinen Spielerinnen fernzuhalten: "In der Ruhe liegt die Kraft."

Deutlich entspannter können die Frauen des CaM Nürnberg in das abschließende Wochenende gehen. Die Aufsteigerinnen können zwar theoretisch auch noch absteigen, haben aber vier Punkte Vorsprung auf die vier letztplatzierten Teams. "Ganz sicher sind wir uns noch nicht, aber es sieht gut aus", sagt Abteilungsleiter Christian Eschbach. Da haben es die Kollegen in München schon schlechter.

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