Teamorder in der Formel 1:Wenn der Mann am Funk entscheidet

Der Krach bei Red Bull ist kein Einzelfall: So wie Vettel und Webber stritten schon viele Formel-1-Piloten darum, wem die Teamorder den Sieg gestattet. Besonders häufig involviert war Michael Schumacher. Prominente Fälle im Überblick.

Von Jürgen Schmieder

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Red Bull Formula One driver Sebastian Vettel of Germany celebrates on the podium after winning the Malaysian F1 Grand Prix at Sepang International Circuit outside Kuala Lumpur

Quelle: REUTERS

Der Krach bei Red Bull ist kein Einzelfall: So wie Vettel und Webber stritten schon viele Formel-1-Piloten darum, wem die Teamorder den Sieg gestattet. Besonders häufig involviert war Rekordweltmeister Michael Schumacher. Prominente Fälle im Überblick.

Von Jürgen Schmieder

Natürlich freute sich Sebastian Vettel über seinen Sieg in Sepang. Warum auch nicht? Dank des Triumphs auf dem Sepang International Circuit wird der Titelverteidiger in der Fahrerwertung wieder ganz oben geführt. Dennoch guckte Vettel später verschämt, schließlich hatte er laut Teamchef Christian Horner "seine Interessen vor die des Teams gestellt". Ist das verwerflich? In der Formel-1-Geschichte gab es noch ganz andere Fälle.

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Teamorder in der Formel 1:Moss gegen Fangio

Formel 1 - Silberpfeile 1954

Quelle: dpa

Moss gegen Fangio: Die Teamorder war im Motorsport lange Zeit legal und auch akzeptiert - auch wenn sie dem sportlichen Grundatz widerspricht, dass der Beste gewinnen soll. Es war durchaus üblich, dem Teamkollegen das Auto zu überlassen, wenn dessen Dienstwagen kaputt war. Dafür bekam der zweite Fahrer hin und wieder ein "Zuckerl". 1955 etwas durfte Sterling Moss sein Heimrennen in Silverstone gewinnen - Juan Manuel Fangio attackierte ihn nicht mehr und wurde später Weltmeister.

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Teamorder in der Formel 1:Hill gegen Trips

Phil Hill

Quelle: AP

Hill gegen Trips: Einen verzweifelten Aufruf dagegen gab es von Phil Hill (Foto). Er sagte vor dem Italien-Grand-Prix 1961 zu Enzo Ferrari: "Bestimm', wer von uns Weltmeister werden soll! Wir bringen uns sonst gegenseitig um." Ferrari jedoch traf keine Entscheidung, ob Hill oder Wolfgang Berghe von Trips gewinnen sollten. Trips kollidierte während des Rennens mit Jim Clark verunglückte tödlich, Hill wurde Weltmeister.

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Teamorder in der Formel 1:Jones gegen Regazzoni/Reutemann

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Quelle: imago sportfotodienst

Jones gegen Regazzoni/Reutemann: Alan Jones war lange Zeit die Nummer eins bei Williams - das bekamen die anderen Fahrer immer wieder zu spüren, auch wenn sie besser waren. Clay Regazzoni durfte 1979 nicht attackieren, obwohl er in der Weltmeisterschaft vorne lag. Zwei Jahre später sollte Carlos Reutemann dann Jones vorbeilassen. Er weigerte sich - was zu einer Rivalität führte, die am Ende beiden den WM-Titel kostete. Den gewann Nelson Piquet.

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Teamorder in der Formel 1:Piquet gegen Patrese

PIQUET

Quelle: AP

Piquet gegen Patrese: Bleiben wir bei Nelson Piquet (im Bild): Dem hätte im Jahr 1983 beim letzten Rennen der Saison in Südafrika ein dritter Platz gereicht, um Weltmeister zu werden. Also wies das Team Brabham-BMW seinen Kollegen Ricardo Patrese schon vor dem Grand Prix an, Piquet notfalls passieren zu lassen. Das war jedoch nicht nötig: Piquet wurde Dritter, Partrese durfte gewinnen.

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Teamorder in der Formel 1:Pironi gegen Villeneuve

UNFALL GILLES VILLENEUVE 1982

Quelle: DPA

Pironi gegen Villeneuve: 1982 hielt sich Ferrari-Fahrer Didier Pironi beim San-Marino-Grand-Prix nicht an einen Nichtangriffspakt gegen Gilles Villeneuve. Der Kanadier war daraufhin so wütend, dass er ankündigte, mit Pironi nie wieder ein Wort reden zu wollen. Und sich auch nie wieder an einen Pakt zu halten. Beim nächsten Rennen in Zolder raste Villeneuve in den Tod.

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Teamorder in der Formel 1:Prost gegen Arnoux

FORMEL 1 MONTREAL 1993 SCHUMACHER PROST

Quelle: dpa

Prost gegen Arnoux: Im gleichen Jahr führte Alain Prost (im Bild mit Michael Schumacher im Jahr 1993) die WM an - doch beim Rennen in Frankreich weigerte sich René Arnoux, seinen Kollegen vorbei zu lassen. Am Ende der Saison musste er das Team Renault verlassen.

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Teamorder in der Formel 1:Berger gegen Senna

Formel 1 Imola - Gedenken an Ayrton Senna

Quelle: dpa/dpaweb

Berger gegen Senna: Es gab aber auch durchaus harmonische Fälle von Teamorder. In der Saison 1991 erwies sich Gerhard Berger (im Bild mit Viviane Senna, Schwester von Ayrton) als wertvoller Helfer von Ayrton Senna. Als der bereits als Weltmeister feststand, da gönnte er Berger den Sieg in Japan mit den Worten: "He was very helpful."

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Teamorder in der Formel 1:Schumacher gegen Villeneuve

VILLENEUVE WELTMEISTER

Quelle: DPA

Schumacher gegen Villeneuve: Bei Jacques Villeneuve gab es eine spezielle Form der Teamorder. Nachdem Michael Schumacher in Jerez ausgeschieden war (er wollte Villeneuve von der Strecke befördern), reichte dem Kanadier ein sechster Platz zum Gewinn des Titel. Über Funk bekam er gesagt, die beiden McLaren-Piloten David Coulthard and Mika Häkkinen überholen zu lassen, weil die "sehr hilfreich gewesen" seien. Villeneuve wurde Dritter und Weltmeister.

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Teamorder in der Formel 1:Schumacher gegen Irvine

Ferrari, Formel 1 Michael Schumacher Eddie Irvine

Quelle: DPA

Schumacher gegen Irvine: Eddie Irvine und Michael Schumacher fuhren jahrelang für Ferrari - und immer wieder gab es Fälle von Teamorder. Mal fuhr Irvine mit wenig Benzin los und hielt die anderen Autos auf. Dann ließ er Schumacher überholen. Es ging aber auch anders herum: Als Schumacher nach seiner Verletzung keine Chance mehr auf den Titel hatte, Irvine jedoch schon, ließ Schumacher den Kollegen 1999 beim Grand Prix in Malaysia überholen. Es half nichts - Mika Häkkinen wurde Weltmeister.

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Teamorder in der Formel 1:Hill gegen Ralf Schumacher

HILL

Quelle: AP

Hill gegen Ralf Schumacher: Legendär war auch der Funkspruch von Damon Hill im Jahr 1998. Da führte er tatsächlich im unterlegenen Jordan-Auto - und das auch noch vor Kollege Ralf Schumacher. Also sprach er: "Ich schlage jetzt mal was vor, und ich denke, Ihr hört Euch das besser mal an. Wenn wir uns attackieren, könnten wir am Ende mit nichts dastehen - also ist das Eddies Entscheidung." Eddie Jordan entschied: Schumacher solle sich zurückhalten, am Ende gab es den Doppelsieg.

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Teamorder in der Formel 1:Schumacher gegen Barrichello

US F1 Grand Prix

Quelle: Bongarts/Getty Images

Schumacher gegen Barrichello: Einen schlimmen Fall von Teamorder gab es zwischen Michael Schumacher und Rubens Barrichello im Jahr 2002 in Österreich. Barrichello führte, dann kam der Funkspruch: "Let Michael pass for the championship!" Schumacher gewann, weigerte sich danach jedoch, nach oben auf Podium zu steigen. Schumacher revanchierte sich dann beim Großen Preis in den USA, als er Barrichello herankommen ließ, damit die beiden gemeinsam über die Ziellinie fahren sollten. Barrichello gewann mit 0,011 Sekunden Vorsprung.

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Teamorder in der Formel 1:Vettel gegen Webber

Red Bull 2009 F1 Launch

Quelle: Getty Images

Vettel gegen Webber: Mark Webber und Sebastian Vettel gerieten schon vor dieser Saison aneinander: 2010 wurde Webber von seinem Team angewiesen, langsamer zu fahren, damit Vettel überholen könne. Webber weigerte sich, die beiden duellierten sich und schieden aus. Danach wollte keiner die Schuld eingestehen.

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Teamorder in der Formel 1:Alonso gegen Massa

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Quelle: AFP

Alonso gegen Massa: Und noch einmal Ferrari: Beim Großen Preis von Deutschland gab es den Funkspruch an Felipe Massa: "Fernando ist schneller als du. kannst du das bestätigen?" Massa ging vom Gas und ließ Fernando Alonso überholen. Der nächste Funkspruch an Massa war nur ein Wort: "Sorry."

© SZ.de/ebc/bavo
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