Dirk Gieselmann
Guten Tag, liebe Fans.
Und herzlich willkommen zur zweiten Ausgabe des Viertelfinales. Die deutsche Nationalmannschaft ist, wie Sie vielleicht schon gehört haben, nicht mehr mit von der Partie.
Zumindest nicht hier, bei diesem analogen Turnier, das wir Fußballfans alter Schule noch für das Nonplusultra halten. Doch möglicherweise sind die Spieler digital weiter vorgedrungen, als wir uns vorstellen können.
Heute nämlich erreichte uns die Nachricht, dass im WM-Quartier in Watutinki auf der Konsole eben jene Leistungsbereitschaft erbracht wurde, die wir zu vermissen geglaubt hatten. Es wurde sogar nachts noch gekämpft.
Bis jemand den Stöpsel zog. Vielleicht war es Büroleiter Georg Behlau, der in seinem DFB-Schlafanzug wutentbrannt durch die Flure preschte.
Das könnte sich als sehr kurzsichtig erweisen, wenn erst einmal bekannt gegeben wird, dass die kommende WM nur noch digital ausgetragen wird. Stürzt Oliver Bierhoff am Ende darüber, dass er das W-LAN abstellen ließ?
Es bleibt spannend beim DFB. Und das ganz ohne analoges Viertelfinale.
Dirk Gieselmann
Die Schuld des Freaks
Wer schon einmal Fußball auf einer Konsole gespielt hat, der weiß, dass es dort im Grunde kein Mittelfeld gibt. Entweder man verteidigt, oder man stürmt. Dazwischen ist nichts.
Wenn wir vor diesem Hintergrund noch einmal an die Spiele der Vorrunde zurückdenken: Könnte es vielleicht sein, dass bei dem einen oder anderen die Grenze zwischen virtuellem und realem Fußball verschwommen ist? Dass er das Mittelfeld für ein Niemandsland gehalten hat, in dem er sich nicht lange aufzuhalten braucht? Dass er vielleicht sogar gedacht hat, er würde von außen gesteuert und von einem fünfzehnjährigen Freak zum Titel geführt?
Und wenn das so ist: Wo ist dieser fünfzehnjährige Freak jetzt? Auch er muss sich seiner Verantwortung stellen. Auch er muss sich von Oliver Kahn kritisch befragen lassen. Auch er muss dem Neuanfang Platz machen.
Fußball ist kein Spiel.
Treten Sie zurück, fünfzehnjähriger Freak.
Jetzt.
Dirk Gieselmann
FC Uppsala
Doch wenden wir uns von diesem düsteren Zukunftsszenario ab, das möglicherweise schon Gegenwart geworden ist, aber das wollen wir lieber nicht so genau wissen, und den analogen Schweden zu.
Etwa dem Kapitän Andreas Granqvist, der auf deutsch „Andreas Weihnachtsbaum“ heißt. Ein Name, den sich ein Autor von Kinderhörspielen nicht schöner hätte ausdenken können.
Hören Sie heute also Folge 5 der beliebten Reihe „FC Uppsala“:
Andreas Weihnachtsbaum und seine Freunde gehen als krasse Außenseiter ins Match gegen die Profis aus England. Können die die Sensation schaffen? Aber der Trikotkoffer ist verschwunden! Und wo ist eigentlich Emil, der Starstürmer des FC Uppsala?
Dirk Gieselmann
Frühaufsteher
Weiterhin Spannung pur beim FC Uppsala: Wie der „Kicker“ vermeldet, habe es heute Morgen einen blinden Feueralarm im Mannschaftshotel gegeben, der die Spieler vom Ausschlafen abgehalten habe.
„Emil Forsberg & Co. versammelten sich wenig erfreut in der Lobby“, heißt es.
Das macht mir diese Schweden gleich umso sympathischer, versammeln meine Frau, die Kinder und ich uns doch auch jeden Morgen wenig erfreut in der Küche, weil mal wieder irgendein Alarm geschrillt hat.
Dirk Gieselmann
Aufrecht stürzen
Wenig erfreut in der Lobby versammelt haben dürften sich auch die Brasilianer, wenn auch aus anderen Gründen. Mit 1:2 mussten sie sich gestern Abend den Belgiern geschlagen geben.
Die Zeitung „O Globo“ schreibt nach der Niederlage: „Anders als 2014 stürzt das Team aufrecht.”
Das ist ja schon mal ein Anfang. Denn es gilt die Steigerung: stürzen, aufrecht stürzen, stehen bleiben.
Vielleicht begreifen sie in den kommenden vier Jahren bis zur nächsten WM, dass Tore sich leichter erzielen lassen, wenn man nicht auf dem Rasen liegt.
Dirk Gieselmann
Derweil hofft Zlatan Ibrahimovic auf Unterstützung bei der Einrichtung seines immer noch etwas ungemütlichen Lofts in Los Angeles.
Warum nicht eine dieser tollen Ballonlampen, die noch jede Studentenbude in ein behagliches Zuhause verwandelt hat?
Warum nicht eine dieser tollen Ballonlampen, die noch jede Studentenbude in ein behagliches Zuhause verwandelt hat?
Dirk Gieselmann
Zlatan und England... Da war doch mal was. Ach ja: Diese fulminante Kopfballparade von Joe Hart. Hier noch mal zum Genießen.
Dirk Gieselmann
Der lange Schatten
Natürlich wird Zlatan, obwohl nicht nominiert, heute gegen England trotzdem dabei sein. Als positives Kraftfeld in einer Mannschaft, die es sich leisten kann, ihn zu Hause zu lassen. Die ihn überwunden hat und jetzt ja wohl auch England überwinden wird, das nur halb so groß ist wie er.
Und als letzter Zweifel im Kopf des Gegners: Was, wenn er sich doch irgendwo versteckt hält und sich kurz vor Schluss, beim Stand von 0:0 selbst einwechselt, um einen Elfmeter zu verwandeln?
Aus 22 Metern.
Per Fallrückzieher.
Dirk Gieselmann
Nur noch gut eine Stunde bis zum Anpfiff. Höchste Zeit für die Erfolgsrubrik „Was sagen Paninibilder der Vergangenheit zur Gegenwart?“.
Frage: „Wie fühlen Sie sich, Henrik Larsson?“
Antwort: „Positive vibration, yeah, positive.“
Frage: „Wie fühlen Sie sich, Henrik Larsson?“
Antwort: „Positive vibration, yeah, positive.“
Dirk Gieselmann
Frage: „Wie hoch ist der Druck, Johnny Eckström?“
Antwort: „Ich hält es nicht mehr lange aus.“
Antwort: „Ich hält es nicht mehr lange aus.“
Dirk Gieselmann
Frage: „Ist Ihnen auch schon mal aufgefallen, dass Sie Ähnlichkeit mit der jungen Anke Huber haben, Tomas Brolin?“
Antwort: „Guck dich doch mal an.“
Antwort: „Guck dich doch mal an.“
Dirk Gieselmann
Und hier eine faszinierende Meldung aus dem Bereich der Buchstabenmystik:
Dirk Gieselmann
Was diese Zahlenspielerei jedoch genau bedeutet, das kann ich Ihnen auch nicht sagen, liebe Fans. Sie beunruhigt mich sogar ein bisschen, um ehrlich zu sein.
Homer: „Otto: Das heißt rückwärts auch Otto.“
Otto: „Jetzt hab ich Angst.“
Homer: „Otto: Das heißt rückwärts auch Otto.“
Otto: „Jetzt hab ich Angst.“
Dirk Gieselmann
Derweil im DFB-Umbruchsthinktank
Bierhoff: „Ich hatte doch eine kleine Funghi bestellt.“
Pizzabote: „Hier steht große Diavolo.“
Bierhoff: „Da habe ich wohl eine Missinterpretation hervorgerufen.“
Dirk Gieselmann
Gänsehaut
Alle Pizzen bestellt, liebe Fans? Na, dann kann es ja losgehen.
Und zwar wie immer mit einem Gänsehaut-Vorbericht von Sven Kaulbarß. Möchte ja gern mal wissen, wie dieser Mann das Turnier verbringt. Wie wählt er zwischen den beiden CDs, die ihm die ARD in den Schnittraum gelegt hat, Eminem und Metallica, immer wieder das richtige Lied aus? Wie entdeckt er jedes Mal aufs Neue die Dramatik eines Einwurfs im Abschlusstraining? Wie senkt er seine sonore Wahnsinnsstimme so tief in den Keller, dass alles, was er sagt, und mag es auch noch so nebensächlich sein, klingt wie eine Lagerfeuer-Erzählung von längst vergangenen Schlachten, die auf sagenhafte Weise doch noch in der Zukunft liegen?
Ich warte auf einen Bericht über Sven Kaulbarß.
Von Sven Kaulbarß.