SZ-"Formsache":"Pfui deifi, Geräteturnen!"

SZ-"Formsache": Tim Seyfi, 51, kam als Dreijähriger mit seinen Eltern aus der Türkei nach Deutschland und lebt seither in München. Der Schauspieler wurde mit Kinofilmen wie "Gegen die Wand" oder "Wer früher stirbt ist länger tot" bekannt.

Tim Seyfi, 51, kam als Dreijähriger mit seinen Eltern aus der Türkei nach Deutschland und lebt seither in München. Der Schauspieler wurde mit Kinofilmen wie "Gegen die Wand" oder "Wer früher stirbt ist länger tot" bekannt.

(Foto: Frank Hörmann/Sven Simon/Imago)

Schauspieler Tim Seyfi berichtet, wie er sich als 16-Jähriger ins EM-Finale 1988 schmuggelte.

SZ: Sport ist..?

Tim Seyfi: Passiv: Daumensport (neun Sport-Apps auf dem Handy), Fußball ist mein täglich Brot. Aktiv: Wenn du, wie neulich, bei Dreharbeiten, nachts um drei Uhr, bei -10 Grad, zum x-ten Mal die Szene drehst, wie du einem Auto hinterher läufst und möglichst g'schmeidig aufs Autodach springen sollst, dann bist du froh, dass es Sport-Apps gibt. Die du aber auch benutzt! Ich kann immer und überall trainieren, auch im Hotelzimmer, da keine Geräte nötig sind, sprich: keine Ausreden!

Ihr aktueller Fitnesszustand?

Siehe oben.

Felgaufschwung oder Einkehrschwung?

Pfui Deifi... Geräteturnen...

Sportunterricht war für Sie?

Die schönsten zwei Schulstunden in der Woche. Auch wenn zu selten - den Turnvätern sei Dank - Handball oder Fußball gespielt wurde. Habe dafür beides im Verein gespielt. Gruß an den SV Aubing!

Ihr persönlicher Rekord?

Bronzemedaille im Abschlussrennen im Skilager mit der sechsten Klasse. Ein Sensationserfolg eines Anfängers.

Stadion oder Fernsehsportler?

Beides natürlich. Aber Stadion ist natürlich eine ganz andere Liga. Habe mich übrigens als 16-jähriger Bursche ins EM-Finale Niederlande-Russland 1988 im Münchener Olympiastadion hineingeschmuggelt, und zwar - believe it or not - mit einem Stapel Süddeutscher Zeitungen in der Hand. Ich gab mich als SZ-Verkäufer aus, der im Stadion Zeitungen verkaufen muss. Und ich gebe zu, die braune SZ-Straßenverkäufer-Jacke, die mein Kumpel (sein Name wird nicht verraten) von weiß Gott woher besorgt hatte, hat natürlich auch Eindruck gemacht. Schon beim zweiten Versuch an einem der Eingänge hat mich einer der gestressten Kontrolleure durchgewunken. Ich fand in Sichtweite von Königin Beatrix einen freien Platz und durfte das Jahrhundert-Tor von Marco van Basten live, mit eigenen Augen, sehen. Danke, liebe SZ!

Bayern oder Sechzig?

Ich bin mit zehn Jahren, alleine mit Bus, S-Bahn, U-Bahn und schließlich mit der Tram, fast anderthalb Stunden unterwegs gewesen, um mir beim Vereinsgelände eine Unterschrift von Paul Breitner oder Kalle Rummenigge zu ergattern. Noch Fragen, welche Farbe in meinen Adern fließt?

Ihr ewiges Sport-Idol?

Muhammad Ali.

Ein prägendes Erlebnis?

Champions-League-Finale im Wembley 2013. FCB-BVB. Ribéry legt in der 89. Minute mit der Hacke auf Robben. Er schießt, trifft den Ball aber nicht richtig, und trotzdem rollt der Ball im Schneckentempo an Weidenfeller vorbei Richtung Tor. Und ich halte nur 20 bis 30 Meter davon entfernt, hinter dem Tor stehend, die Luft an. Anschließend kennt der Jubel keine Grenzen! Krieg' ich gleich glasige Augen beim Beantworten dieser Frage. Zweites prägendes Ereignis: FCB - ManU 1999, CL-Finale. Aber darüber will ich nicht reden. Getreu den Galliern: Alesia? Alesia kenn ich nicht!

In welcher Disziplin wären Sie Olympiasieger?

Fuchseln: Wer die Münze am nähesten an die Wand wirft, bekommt alle Münzen. Da bin ich konkurrenzlos.

Mit welcher Sportlerin/welchem Sportler würden Sie gerne das Trikot tauschen?

Leider zu spät dafür. Maradona ist nicht mehr auf der Welt. R.I.P. Allergrößter Fußballer, bis in alle Ewigkeit. Amen!

Unter der Rubrik "Formsache" fragt die SZ jede Woche Menschen nach ihrer Affinität zum Sport. Künstler, Politiker, Wirtschaftskapitäne - bloß keine Sportler. Wäre ja langweilig.

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