Sven Ulreich hatte gerade sein erstes Spiel als langfristiger Vertreter von Manuel Neuer gemacht, da tauchte diese Frage nach der Nationalelf auf. Im September war das, der FC Bayern spielte gegen Schalke, er gewann 3:0, und Ulreich, der Ersatztorhüter, der nun für Monate im Tor stehen sollte, hatte sehr ordentlich gehalten. Ob er Ambitionen auf einen Platz beim DFB habe, wurde er hinterher gefragt. "Nä", sagte Ulreich, "die habe ich nicht mehr". In seiner Stimme lag ein Lachen.
Samstagabend in München, Sven Ulreich hatte gerade sein 24. Spiel als langfristiger Vertreter von Manuel Neuer gemacht. Der FC Bayern spielte wieder gegen Schalke, er gewann 2:1, und Sven Ulreich hatte wieder ordentlich gehalten. Und nun ging es erneut ums Nationalteam. Der Unterschied: Diesmal ging die Sache mit Ulreich und der DFB-Elf nicht mehr als Witz durch oder als komische Frage. Denn zum Thema geäußert hatte sich der Bundestrainer.
Ulreich sei "sicherlich in unserem Blickfeld", hatte Joachim Löw in der Halbzeit bei Sky gesagt. Löw verwies auf gute Spiele, auf die Qualitäten im Eins gegen Eins, Ulreich habe zudem "bei den Bayern gelernt, gut mitzuspielen von hinten raus."
Sven Ulreich, 29, hat eine steile Karriere hingelegt in dieser Saison. Im Sommer hatte er noch gedacht, den FC Bayern zu verlassen, er hatte ja kaum gespielt. Ulreich ist dann doch geblieben, und im September hat er angefangen, regelmäßig zu spielen, nachdem Manuel Neuer zum zweiten Mal in einem Jahr einen Mittelfußbruch erlitt. Ulreich hat dann hier und da mal daneben gegriffen oder ungünstig gestanden, in seinen ersten Spielen war das, gegen Wolfsburg und Paris.
Aber unter Trainer Jupp Heynckes ist er sicherer geworden. Am Sonntag verlängerte er seinen Vertrag bis 2021. Er wird auch am Samstag gegen Wolfsburg wie selbstverständlich im Tor beginnen, genau wie am darauffolgenden Dienstag in der Champions League gegen Besiktas Istanbul. Doch je öfter er spielt, desto häufiger stellen sich zwei Fragen: Erstens, fährt Ulreich jetzt eigentlich mit zur WM? Und, zweitens, wann kann Manuel Neuer eigentlich wieder im Tor stehen?