Süddeutsche Zeitung

SV Türkgücü-Ataspor München:Das Ziel heißt zweite Liga

  • Der Fußballklub SV Türkgücü-Ataspor München führt die Bayernliga Süd an und peilt den Regionalliga-Aufstieg an.
  • Doch dort soll nicht Schluss sein - langfristig will der Klub in die zweite Liga.
  • Kurzfristig braucht Türkgücü allerdings ein Stadion. Das Grünwalder aber ist durch den FC Bayern und den TSV 1860 ausgelastet.

Von Christoph Leischwitz

Der Spielbetrieb im Grünwalder Stadion läuft wieder. Am Sonntag absolvierte die U23 des FC Bayern ihr erstes Match nach der Winterpause, am Freitag folgt das nächste, am Sonntag ist wieder der Drittligist TSV 1860 München dran - zum dritten Mal 2019. Und dann gibt es ja auch noch die Fußballerinnen des FC Bayern, die hier den Großteil ihrer Bundesligapartien austragen. So fanden im Kalenderjahr 2018 im Städtischen Stadion auf Giesings Höhen exakt 50 Spiele statt. Und nun klopft eine vierte Mannschaft an: Der SV Türkgücü-Ataspor steht als unangefochtener Spitzenreiter der Bayernliga Süd vor dem Aufstieg in die Regionalliga. Aber ist es überhaupt möglich, eine weitere Mannschaft aufzunehmen? Würde es an den Wochenenden dann nicht regelmäßig zu Terminkollisionen kommen? Und würde das der Rasen überhaupt aushalten?

Diese Fragen haben sich offenbar auch die bisher beteiligten Klubs gestellt. Denn die sind dem Vernehmen nach gemeinsam auf der Suche nach einer Lösung. Nach SZ-Informationen kam es vergangene Woche zu einem Treffen von Vertretern des FC Bayern, des TSV 1860 und von Türkgücü-Ataspor unter Führung des Münchner Sportamts. Die Stadt teilte auf Anfrage lediglich mit, dass "derzeit Gespräche mit allen Beteiligten laufen, aber ein Ergebnis noch aussteht". Ein weiteres Treffen war für Montag anberaumt, eine Entscheidung wird in den kommenden Tagen erwartet. Für die Türken drängt die Zeit, denn für die beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV) einzureichenden Lizenzierungsunterlagen ist die Spielstätte nicht nur verbindlich anzugeben - sie ist das wichtigste Kriterium für die Lizenzvergabe. Die Frist für den Bayernligisten läuft am 12. April ab.

In der erwähnten ersten Sitzung soll Türkgücü-Präsident Hasan Kivran groß angelegte Pläne präsentiert haben. Demnach sei nicht nur ein möglichst schneller Durchmarsch in den Profifußball, also die dritte Liga, angepeilt, sondern langfristig die zweite Bundesliga. Die finanziellen Voraussetzungen seien aufgrund eines Großsponsors aus der Türkei, der für dieses Unterfangen seine Unterstützung in Aussicht gestellt habe, gegeben. In Richtung des TSV 1860 soll Kivran halb im Scherz, halb im Ernst gesagt haben, dass man möglicherweise noch vor den Löwen ein neues Stadion bauen werde.

Die logistischen Probleme wären enorm

Türkgücü spielt derzeit noch auf der Anlage des SV Heimstetten, vor den Toren der Stadt. Der Verein hatte in den vergangenen Monaten immer wieder betont, wie gerne man ins Grünwalder Stadion ziehen möchte, und dabei auch ins Feld geführt, man habe als Münchner Verein darauf auch einen Anspruch. Außerdem gibt es nur wenige Stadien, die die strengen und strikt einzuhaltenden Auflagen des BFV erfüllen.

Die logistischen Probleme mit einer vierten Mannschaft, noch dazu einer weiteren, die den Profisport anpeilt, wären enorm. Diese würden sich mit dem durchaus denkbaren Aufstieg des FC Bayern München II Ende Mai noch verkomplizieren, weil Anstoßzeiten in der dritten Liga kaum verändert werden können. Daher wird nach SZ-Informationen auch darüber nachgedacht, das Dantestadion wieder für den Fußball zu öffnen. Die Gespräche zwischen Vereinen und Sportamt sollen schon recht konkret sein. Noch im vergangenen November hatte das Sportamt eine Rückkehr ins Dantestadion ausgeschlossen mit dem Vermerk, dass dort die Trennung von Heim- und Gäste-Fans nicht möglich sei. Die nächstmögliche Alternative für eine Türkgücü-Heimstatt wäre der millionenschwere Umbau einer Bezirkssportanlage. Das "Dante" regionalligatauglich zu machen, dürften sehr viel einfacher sein.

Beim SV Türkgücü-Ataspor wird man einem Umzug ins Stadion an den Westfriedhof nicht abgeneigt sein. Er würde eine Rückkehr zu den Wurzeln bedeuten: Der Vorgängerklub SV Türkgücü spielte dort bis zum Jahr 2001. Terminliche Probleme gäbe es freilich weiterhin, in diesem Fall aber mit Footballern und Leichtathleten. Für den Bundesligisten Munich Cowboys steht der Terminplan für die kommende Saison fest, die Teams der Rangers tragen ihre Spiele meist sonntags aus. Sollte es tatsächlich möglich sein, Football- und Fußballspiele auf demselben Feld am selben Tag auszutragen, dann müssten die angehenden Türkgücü-Profis mit einem Feld mit Football-Linien Vorlieb nehmen.

Wahrscheinlicher wäre im kommenden Sommer eine Übergangslösung, in der die Fußballer das Heimrecht tauschen, bis im September die Football-Saison beendet ist, oder für einige wenige Spiele ein anderes Stadion anmieten.

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Quelle:
SZ vom 26.02.2019/schm
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