Suspendierter Uefa-Präsident:Dramatische Lage für Platini

Hier genügt eine Anhörung, bei der strikte Kooperationspflicht für Betroffene besteht. Alles muss auf den Tisch; dass dies auch Verbandsakten zum Sachverhalt einschließt, steht außer Frage. Tauchen sie stattdessen in den Medien auf, stärkt das nicht die Position desjenigen, der den Zugang dazu haben müsste.

Verwunderung löste jüngst auch eine Berichterstattung im Schweizer Handelsblatt aus, die nahelegte, dass dort sehr viel Wissen aus dem Anklagepapier vorlag. In diese Bedrängnis hinein versuchten Platinis Anwälte nun am Samstag einen Befreiungsschlag. Sie teilten mit, ihr Mandant lasse den Termin am Freitag bei der Spruchkammer womöglich platzen: wegen Vorverurteilung.

Das bezieht sich auf angebliche Aussagen von Andreas Bantel, Sprecher einer der Ethikkammern, im französischen Sportblatt L'Equipe, dass Platini wohl für einige Jahre gesperrt werde. Die Anwälte werten dies als "erheblichen Verstoß gegen die Unschuldsvermutung".

Was dramatisch klingt, offenbart eher die dramatische Situation, in der Platini steckt. Der Vorwurf wirkt doch stark konstruiert: Bantel spricht für die Ermittlungskammer, Einfluss auf Arbeit oder Urteile der Spruchkammer hat er nicht; letztere hat einen eigenen Sprecher. Überdies aber dürfte die Ermittlungskammer ihre Anträge - auch auf Sperren im Fall "Blattini" - jederzeit publik machen. So regelt das der Code. Und dass es nicht getan wurde, habe allein dem Persönlichkeitsschutz der Betroffenen gedient, heißt es in Zürich.

Reinhard Rauball fordert schnell einen "Plan B"

Das Urteil zu Platini fällt Anfang nächster Woche, gleich, ob er die Anhörung besucht oder nicht. Insofern sollte die wohl bald auch formal führungslose Uefa beherzigen, was Reinhard Rauball jetzt in Paris vortrug: Sie müsse "sich natürlich Gedanken machen, ob es einen Plan B gibt und wie dieser aussieht". Was aber den Report zur deutschen WM-Affäre 2006 angeht, verwies der Interimspräsident des Deutschen Fußball-Bundes auf den Abschluss der externen Prüfung, wohl Ende Februar.

Andernorts wird es länger dauern. Laut der Tageszeitung De Volkskrant sollen sich die Niederlande und Belgien bei ihrer Doppelbewerbung um die WM 2018 mit Schmiergeld um Stimmen bemüht haben. 2009 soll eine Zahlung an Amadou Diallo geflossen sein, rechte Hand des Katarers Mohamed Bin Hammam.

Der Guineer genießt einen einschlägigen Ruf und wurde 2011 im britischen Parlament als Geldbote angeprangert. Die Verbände Hollands und Belgiens wiesen, wie Diallo, die Vorwürfe zurück. Jedoch räumt Belgien eine Zahlung von 10 000 Euro an Diallo ein: "Für Reisekosten und Lobbyarbeit." Nun soll untersucht werden.

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