Supercup: FC Bayern:Ansonsten gegen Hackl und Neureuther

Lesezeit: 2 min

Per Computer entscheidet Bayern-Trainer Louis van Gaal, wer im Supercup-Duell mit Schalke spielt. Keine schönen Neuigkeiten von Robben und Ribéry.

Michael Neudecker

Louis van Gaal wird 59 an diesem Sonntag, er findet: "Ich bin ein alter Mann." Alte Männer tragen Brillen, weshalb Louis van Gaal dann auch ohne Scham seine blaugraue und zwei Dioptrien starke Lesebrille aufsetzte, um die Frage zu beantworten, wer am Samstag zum Supercup nach Augsburg reisen wird und dort gegen den FC Schalke 04 antritt.

Wegen des Streiks bei der WM am 17. August vom französischen Fußballverband vorgeladen: Franck Ribéry. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Das ist ja eine durchaus spannende Frage, weil der FC Bayern wegen der WM erst seit ein paar Tagen wieder eine vollzählige Profi-Fußballmannschaft auf dem Trainingsplatz hat, der aber urlaubsbedingt noch weitgehend die vollständige Fitness fehlt. Louis van Gaal, der Trainer des FC Bayern, blickte auf die Mannschaftsaufstellung vor ihm auf dem Tisch, und dann las er vor.

"Eins: Butt. Zwei: Demichelis. Drei: Altintop. Vier: Olic. Fünf: Ottl. Sechs: Klose. Sieben: Sosa. Acht: Lahm. Neun: Pranjic. Zehn: Müller. Elf: Contento. Zwölf: Badstuber. Dreizehn: Schweinsteiger. Vierzehn: Kraft. Fünfzehn: Timoschtschuk." Dann beendete van Gaal die Aufzählung, der Rest des Kaders bleibe in München und werde trainieren, um am Sonntag beim Benefizspiel gegen ein Team namens "Winterstars" anzutreten.

Van Gaal hat schon oft betont, dass er jeden Titel "unbedingt gewinnen" will, aber natürlich weiß er auch, dass "dieser Ligapokal-Titel der am wenigsten wichtige ist". Er hat sich dafür entschieden, nur 15 Spieler mitzunehmen, weil er nur dreimal wechseln darf und weil möglichst alle gesunden Spieler am Wochenende "Spielminuten in die Beine bekommen" sollen.

Während also Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm und Thomas Müller - der seinen Vertrag nun auch offiziell bis 2015 verlängerte - am Samstag gegen Raùl und Kollegen antreten, spielen zum Beispiel Mark van Bommel, Franck Ribéry und Mario Gomez am Sonntag gegen Felix Neureuther, Georg Hackl und Lothar Matthäus. Aber van Gaal wäre nicht van Gaal, wenn er nicht eine Begründung hätte für diese Wahl.

Fußball: Robbens Krankenakte
:Der Mann aus Glas

Bayerns Flügelflitzer Arjen Robben fällt verletzt aus. Mal wieder. Der fragile Holländer ist erst 26, doch seine Krankenakte erreicht bereits jetzt Brockhaus-Ausmaße. Eine Leidensgeschichte in Bildern.

David Binnig

Der FC Bayern misst die Werte seiner Spieler mit einem System, das "ImpSoccer 3D" heißt und ein modernes Computerprogramm ist. "Früher musste ich mit dem Auge entscheiden", sagte van Gaal, "heute weiß ich alles über Schnelligkeit, Fitness und so weiter vom Computer."

Aufgrund der Werte hat er festgelegt, wer fit genug ist fürs Spiel. Am liebsten hätte er alle mitgenommen und häufiger gewechselt, sagte van Gaal, aber weil der Supercup eine Art Pflichtspiel ist, geht das nicht. Assistent Andries Jonker wird in München bleiben und mit den Daheimgebliebenen trainieren; Hermann Gerland ist mit der zweiten Mannschaft am Samstag im Stadion an der Grünwalder Straße und empfängt Braunschweig zum Drittliga-Punktspiel.

Arjen Robben dagegen wird noch eine Weile warten müssen, bis er wieder einen Fußballplatz sehen wird: Er wird nun am lädierten Oberschenkelmuskel behandelt, was van Gaal auch am Freitag erwartungsgemäß noch ärgerte. Noch während der WM habe er Robben "mehrmals angerufen und gewarnt", sagte van Gaal, schließlich wisse ja auch Robben, dass der Bayern-Arzt, den van Gaal "Professor Doktor Müller-Wohlfahrt" nennt, der Experte für Muskelverletzungen sei.

Aber die Schuld sieht van Gaal trotzdem nicht bei Robben: "Es ist die Aufgabe von den Ärzten und den Trainern, die Spieler zu schützen", sagte van Gaal, "aber das ist nicht gemacht worden." Er habe Müller-Wohlfahrt am Dienstag gebeten, den holländischen Arzt anzurufen, "das war kein schönes Gespräch".

Ob er befürchte, dass Robben in der Hinrunde gar nicht mehr auflaufen kann? "Das weiß ich nicht", sagte Louis van Gaal, "ich bin kein Mediziner." Zuversicht klingt anders, aber woher sollte er seine Zuversicht auch nehmen dieser Tage. Denn auch die letzte Neuigkeit des Freitags war keine, die ihm gefallen kann: Franck Ribéry hat vom französischen Verband eine Einladung für den 17. August erhalten - nicht für ein Länderspiel, sondern für eine Anhörung. Er wird sich wegen des Trainingsstreiks der französischen Elf bei der WM verantworten müssen.

© SZ vom 07.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: