Süddeutsche Zeitung

Super League Triathlon:Spektakel in Häppchen

Am Sonntag macht die Super League Triathlon in München Station. Ihr innovatives Format soll ein neues Publikum begeistern - und ein Probelauf für die European Championships 2022 sein.

Von Jonas Kraus

Dass es so anstrengend werden würde, hatte Jannik Schaufler nicht erwartet. "Ich habe das unterschätzt", gibt der 24-jährige Triathlet zu, als er von seinem ersten Auftritt bei der Super League Triathlon (SLT) erzählt. Auf dem Papier liest sich das gar nicht so hart, was den Athleten am vergangenen Sonntag in London abverlangt wurde. 300 Meter Schwimmen, vier Kilometer Radfahren, 1600 Meter Laufen. Das Ganze dreimal, die Disziplinen immer in einer anderen Reihenfolge. "Klingt einfach, aber ist ultrahart. Man muss immer Vollgas geben", sagt Schaufler, für den die Wettkämpfe vor allem eins sind: "spektakulär".

Genau das ist der Ansatz der SLT, die an diesem Sonntagnachmittag zum ersten Mal im Münchner Olympiapark Halt macht. Spektakulär soll es zugehen, spannend, kurzweilig. Die Rennen dauern weniger als eine Stunde, kein Zuschauer soll vor Langeweile den Fernseher ausmachen oder die Strecke verlassen. Das Format richtet sich vollkommen danach, was die Zuschauer (vermeintlich) gerne sehen. Der Wettkampfplan hat es dafür in sich: Nach der ersten Station in London geht es über München in die USA, wo die Triathleten in Jersey und Malibu an den Start gehen. Vier Rennen in vier Wochen - jedes Mal mit einem anderen Konzept.

Olympiastarterin Anabel Knoll aus Ingolstadt und der Nürnberger Simon Henseleit haben Wild Cards erhalten

In München entscheidet ein 2,4 Kilometer langes Zeitfahren über die Startreihenfolge, dann folgt der Triathlon. 300 Meter Schwimmen im Olympiasee, vier Kilometer Radfahren, 1600 Meter Laufen. Das Ganze zweimal. Die Strecken sind in kurze Runden aufgeteilt, die Sportler kommen immer wieder an den Zuschauern vorbei. "Für uns ist das cool", sagt der für Ravensburg startende Schaufler, bei traditionellen Triathlons sei das selten der Fall.

"Unser Ziel war es immer, den Triathlon zu fördern und einen Zuschauersport zu schaffen, der ein breiteres Publikum erreicht", wird Michael D'hulst, der Chef der Liga, in einer Pressemitteilung zitiert. Um dieses Vorhaben zu erreichen, hat der Belgier seit Gründung der Liga im Jahr 2017 viele Formate probiert - und sich ein illustres Startfeld zusammengestellt.

Neben Schaufler ist mit Tokio-Teilnehmer Jonas Schomburg (Hannover) ein zweiter Deutscher bei allen vier Rennen dabei. Zu den Favoriten zählen beide nicht, die Konkurrenz ist stark. Der Neuseeländer Hayden Wild holte in Tokio Bronze, die beiden Briten Alex Yee und Georgia Taylor-Brown Silber im Einzel und Gold mit der Staffel. Ebenfalls hochdekoriert ist die US-Amerikanerin Katie Zafares, die mit Staffelsilber und Einzelbronze aus Japan zurückkehrte. Um das bayerische Publikum zu begeistern, bekommen für München die Ingolstädter Olympiastarterin Anabel Knoll sowie der Nürnberger Simon Henseleit eine Wildcard. Damit gehen 20 Männer und 20 Frauen an den Start.

Um den Sport massentauglich zu machen, reisen die Teilnehmer nun innerhalb eines Monats um die halbe Welt

Für München ist der Sprint-Triathlon auch ein Probelauf für die European Championships 2022. Bei dieser Multi-EM, die im kommenden August in der bayerischen Landeshauptstadt stattfindet, geht es auch im Triathlon um den Titel - dann aber über die olympische Distanz: 1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und zehn Kilometer Laufen.

Triathlon-Puristen mag das ultrakurze Event abschrecken, zumal der Start in London am selben Tag erfolgte wie derjenige des prestigeträchtigen Langdistanz-Spektakels von Roth. Für das weniger traditionell gestimmte Publikum kann es aber durchaus seinen Reiz haben. Ein Rennen über die olympische Distanz dauert nun mal knapp zwei Stunden. "Viele sind nicht bereit, so lange Triathlon zu schauen", glaubt Schaufler.

Die Innovationen, die den Sport massentauglich machen sollen, haben aber auch ihre Schattenseiten. Zum einen reisen die Athleten innerhalb eines Monats um die halbe Welt, ein vernünftiges Training ist in der Zeit unmöglich. Zum anderen verärgert der Modus manchen Sportler. Um die Spannung im Rennen hochzuhalten, darf man zu keinem Zeitpunkt mehr als 90 Sekunden hinter dem Führenden liegen. Reißt ein Athlet diese Marke, wird er disqualifiziert. So wollen die Veranstalter langweilige Taktikspielchen verhindern. In London bewirkte diese Regel, dass gleich sieben Männer das Rennen nicht beenden durften. Kurz vor Schluss erwischte es auch Schaufler. In München wolle er ein vorzeitiges Ausscheiden unbedingt vermeiden. Es hätten nämlich zahlreiche Freunde ihr Kommen angekündigt, viele waren noch nie beim Triathlon. "Denen will ich was bieten."

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