Süddeutsche Zeitung

Super-Kombination bei der Ski-WM:Fünf Fahrerinnen innerhalb von 0,20 Sekunden

Mit einer tollen Fahrt beginnt Maria Höfl-Riesch die Abfahrt der Super-Kombination bei der Ski-Weltmeisterschaft. Erst die missglückte Einfahrt in den Zielhang verhindert eine Bestzeit. Vor dem Slalom am Nachmittag liegt sie aber nur ganz knapp hinter zwei ihrer größten Gegnerinnen, die zeitgleich führen.

Maria Höfl-Riesch machte an diesem Morgen nicht den Eindruck, als würde sie diesem Wettbewerb respektlos begegnen. Was aber weniger mit der Super-Kombination zu hat, sondern mehr mit Maria Höfl-Riesch, die im Moment sehr empfänglich ist für Erfolgsmeldungen aller Art. Und diese Super-Kombination hatte ja durchaus das Potenzial für die 28-Jährige, in diese Ski-Weltmeisterschaft in Schladming richtig reinzukommen.

Auch der nächtliche Wetterumschwung in der westlichen Steiermark machte ihr Freude. "Es ist echt ganz schön eisig geworden, mir taugt das", sagte Höfl-Riesch vor der Abfahrt. Und das sah man dann auch über weite Strecke der ersten Disziplin am Vormittag am Berg Planai. Höfl-Riesch fuhr eine tolle Abfahrt, lag bis zur letzten Zwischenzeit mehrere Zehntelsekunden vorne, verpasste aber dann die Einfahrt in den Zielhang und kam unten mit 0,20 Sekunden Rückstand an.

Vor dem entscheidenden Slalom um 14 Uhr (Liveticker bei SZ.de) bedeutet das: Höfl-Riesch ist Vierte, teilt sich den Platz mit der Schweizerin Lara Gut. 15 Hundertstel vor den beiden liegt die Österreicherin Elisabeth Görgl, weitere fünf Hundertstel schneller waren deren Landsfrau Anna Fenninger und die Favoritin Tina Maze aus Slowenien. Fenninger und Maze liegen zeitgleich auf Platz eins, die ersten Fünf innerhalb von zwei Zehntelsekunden. Ein solch enges Rennen sieht der alpine Skizirkus selten und verspricht einen spannenden zweiten Teil am Nachmittag.

Gastgeber wirken fest entschlossen

Dabei geht Tina Maze als deutliche Favoritin ins Rennen. Sie gewann den letzten Weltcup-Slalom vor der WM in Maribor und wirkt im Ennstal spätestens seit ihrer Goldfahrt im Super-G sicher und selbstbewusst. Doch auch Höfl-Riesch hat in diesem Winter schon einen Slalom gewonnen, während Fenninger, Görgl und Gut allesamt noch nicht einen Weltcup-Punkt im Slalom gesammelt haben.

Seit 2007 wird dieser Wettbewerb bei Großereignissen im neuen Format ausgefahren, seitdem ist sie das ungeliebte Kind in der Alpinfamilie. Charly Waibel, der deutsche Männer-Cheftrainer, hatte am vergangenen Sonntag gleich den ersten geselligen Abend im Deutschen Haus genutzt, um der Super-Kombination öffentlich sein tiefes Misstrauen auszusprechen. "Es ist nicht mehr wie früher, als bei diesem Wettbewerb der kompletteste Athlet gekürt wurde", sagte Waibel, "heute gewinnen meist die Slalomfahrer, die die Abfahrt halbwegs überleben."

Nicht einmal die Österreicher hatten dieser Disziplin nach den Enttäuschungen in den Super-G-Rennen einen Status gegönnt, der die WM-Stimmung retten sollte. Die österreichischen Medien ließen keinen Zweifel daran, dass sie nach den medaillenlosen Auftakttagen selbst eine Goldmedaille durch Titelverteidigerin Anna Fenninger für nicht satisfaktionsfähig hielten.

Dennoch wirkten die Frauen aus dem Gastgeberland wild entschlossen, an diesem Tag alle Kritiker in der Heimat verstummen zu lassen. Michaela Kirchgasser jubelte nach ihrer Fahrt wie ein Fußballer nach einem Treffer in der Nachspielzeit, sie will als Slalom-Spezialistin trotz 1,69 Sekunden noch angreifen. Auch Kathrin Zettel (1,61 Sekunden Rückstand) und Nicole Hosp (1,32) werden am Nachmittag alles geben, um mit schnellen Zeiten die Führenden unter Druck zu setzen. "Die Chancen sind sehr gut auf eine Medaille. Allerdings muss ich einen perfekten Slalom hinkriegen", sagte Hosp. Geht Österreich an diesem Tag wieder ohne Medaille in den Abend, wird das die Stimmung im Alpinland Nummer eins weiter trüben. Trotz des ungeliebten Wettbewerbs.

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SZ.de/nee/hum/jasch
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