Super Bowl XLVI in Indianapolis:New York Giants besiegen die Patriots

In einem hochklassigen Endspiel um die Meisterschaft in der NFL gewinnen die New York Giants gegen die New England Patriots 21:17. Die Partie wird erst kurz vor dem Ende entschieden - zuvor gibt es spektakuläre Aktionen.

Jürgen Schmieder

Mario Manningham spurtete die Linie hinunter, dann drehte er sich kurz um und sah, dass der Ball bereits in seine Richtung flog. Ein Gegenspieler zerrte an seiner Schulter, ein anderer kam von der Seite angerannt und wollte ihn wild umwuchten. Manningham sprang, er fing den Ball und schaffte es tatsächlich, bei der Landung mit beiden Füßen innerhalb des Spielfeldes zu bleiben.

Durch diese spektakuläre Aktion Manninghams dreieinhalb Minuten vor dem Ende der 46. Super Bowl durften die New York Giants ihre Angriffsserie fortsetzen, die schließlich zu einem Touchdown und zum 21:17-Sieg der Giants über die New England Patriots im Endspiel der Football-Liga NFL führte. "Wir mussten geduldig sein", sagte Manningham nach dem Spiel, "wir wussten, dass wir großartige Spielzüge haben würden. Das war einer."

Der herausragende Fang war der Abschluss eines riesigen Déjà-vu-Erlebnisses, das die Giants seit einigen Wochen haben dürften: Auch vor vier Jahren hatten sie eine durchwachsene reguläre Saison, ehe sie drei Playoff-Partien auswärts gewannen und schließlich in der Super Bowl die Patriots bezwangen. Damals hatte David Tyree den spektakulären Fang geschafft, nun war es Manningham.

"Es war ein wildes Spiel", sagte New Yorks Spielmacher Eli Manning, der 30 seiner 40 Pässe in die Arme seiner Mitspieler warf. Er schaffte einen Raumgewinn von 296 Yards, schaffte einen Touchdown und leistete sich keinen Fehlwurf. Am Ende wurde er als wertvollster Spieler der Partie ausgezeichnet.

Das "wilde Spiel" begann für die Giants zunächst vielversprechend. Die Defensive zwang den gegnerischen Quarterback Tom Brady sogleich zu einem seltenen Fehler und sorgte für zwei Punkte, wenig später gelangen Manning neun erfolgreiche Würfe hintereinander, mit einem schönen Pass auf Victor Cruz sorgte er für den erste Touchdown des Spiels.

Danach wurde die Partie noch wilder und noch spektakulärer. Brady leistete sich nach dem ersten Fehler erst einmal keinen weiteren, er warf 16 Pässe hintereinander zu seinen Mitspielern (ein neuer Super-Bowl-Rekord), führte seine Offensive 98 Yards das Spielfeld hinunter (ebenfalls ein neuer Rekord) und warf kurz vor der Halbzeitpause in die Endzone auf Danny Woodhead: Die Patriots führten plötzlich mit 10:9.

Zwei Titel für Eli Manning

In der Halbzeitpause versuchten die Giants deshalb, nicht nervös zu werden, wie Manning nach dem Spiel zugab: "Wir wussten, dass die Patriots uns immer wieder attackieren. Wir mussten ruhig und positiv bleiben, weil wir wussten, dass wir in der Lage sind, mit unserer Offensive für Punkte zu sorgen."

Doch Punkte gelangen zunächst wieder den Patriots: Brady schaffte eine Angriffsserie von 79 Yards, die er mit einem Touchdown-Pass auf Aaron Hernandez abschloss. Die Patriots führten mit acht Punkten und hatten danach mehrere Gelegenheiten, dieses Finale für sich zu entscheiden, doch es gelang ihnen nicht.

Die Passempfänger Wes Welker und Deion Branch ließen fangbare Bälle durch die Finger gleiten, später warf Brady einen Pass in die Arme eines gegnerischen Verteidigers. Immer wieder schlich Brady kopfschüttelnd vom Feld. Die Giants kamen durch zwei Field Goals auf 15:17 heran und hatten 3:46 Minuten vor dem Ende die Chance, dieses Spiel durch eine erfolgreiche Angriffsserie für sich zu entscheiden. Es folgte der spektakuläre Fang von Manningham, dann wurde es plötzlich kompliziert.

Die Giants standen vor der Endzone der Patriots, es waren noch 64 Sekunden zu spielen. Es gab nun zwei Optionen, mit dieser Position umzugehen: Entweder durch einen Laufspielzug Zeit von der Uhr nehmen, mit einem Field Goal in Führung gehen und Brady nur etwa 20 Sekunden Zeit zu einem Comeback zu lassen - oder einen Touchdown erzielen. Dann hätte Brady allerdings mehr als eine Minute Zeit gehabt, hätte jedoch bis in die Endzone vordringen müssen.

Die Giants entschlossen sich eigentlich zu einem Laufspielzug, doch Ahmad Bradshaw konnte nicht rechtzeitig abbremsen und plumpste in die Endzone. Doch schon der Touchdown für die New Yorker! Dadurch blieb Brady und den Patriots noch ein wenig Zeit für den eigenen Sieges-Touchdown, am Ende musste er den Ball jedoch einfach nach vorne werfen und auf das Beste hoffen - sein Pass wurde jedoch geblockt, Ron Gronkowski kam wenige Augenblicke zu spät.

"Ich bin stolz auf diese Mannschaft", sagte Manning nach der Partie, "es war nicht nur ein wildes Spiel, sondern auch eine wilde Saison." In der Tat hatte die Spielzeit der Giants vor wenigen Wochen mit einer Bilanz von 6:6 noch recht dürftig ausgesehen, doch dann verlor New York nur noch ein Spiel, die Mannschaft spielte sich begeisternd durch die Playoffs und siegte nun in der Super Bowl.

Eli Manning konnte zum zweiten Mal in seiner Karriere ein Finale gewinnen und tritt damit endgültig aus dem Schatten seines Bruders Peyton, der im Endspielort Indianapolis bei den Colts tätig ist. "Mir geht es nicht darum, wo ich ein Finale gewinne - ich will einfach nur gewinnen", sagte Manning. Als er von der Bühne ging, übergab er die Vince-Lombardy-Trophäe an Mario Manningham. Der hatte keine Probleme, den Pokal zu fangen. Genaue Zuspiele von Manning ist er ja gewohnt.

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