A - AFC gegen NFC
Offiziell spielt beim Super Bowl seit 1967 der Meister der American Football Conference (AFC) gegen den Sieger der National Football Conference (NFC). Die ersten beiden Partien hießen AFL - NFL World Championship Game, weil die beiden Ligen damals noch getrennt waren. Nach dem Zusammenschluss zwei Jahre später wurde ein geeigneter Name fürs Endspiel gesucht.
Im damals beliebteren College-Football hatte es nach der regulären Saison Bonuspartien gegeben, die aufgrund der Schüssel-Stadien und der Schüssel-Trophäen danach benannt wurden, also zum Beispiel Rose Bowl in Los Angeles oder Sugar Bowl in New Orleans. Lamar Hunt, Eigentümer der Kansas City Chiefs, nannte das Endspiel bei den Profis "Super Bowl" - eigenen Angaben zufolge, weil seine Kinder mit einem Spielzeug tollten, das Super Ball hieß.
B - Brady, Tom
Erfolgreichster Spieler der Super-Bowl-Geschichte mit sechs Siegen für die New England Patriots und einem für die Tampa Bay Buccaneers - hat gerade (erneut) seine Karriere beendet.
Dahinter: Charles Haley (Linebacker, San Francisco 49ers und Dallas Cowboys) mit fünf Titeln. Gleich 33 Spieler haben vier Titel gewonnen. Der einzige Spieler, der den Super Bowl mit drei verschiedenen Vereinen gewonnen hat, ist Linebacker Matt Millen. Er siegte mit den Raiders (1981 als Oakland Raiders und 1985 als Los Angeles Raiders), den San Francisco 49ers (1990) und den Washington Redskins (1992). Beim letzten Erfolg stand er jedoch nicht auf dem Feld.
Super Bowl:Mama Kelce brüllt ohne Angst
Erstmals in der Super-Bowl-Geschichte stehen sich zwei Brüder gegenüber: Travis und Jason Kelce. Für Kansas City und Philadelphia werden sie die Schlüsselduelle des Finales führen müssen.
C - Chicken Wings
Lieblingsessen der Amerikaner beim Super Bowl. Etwa 1,5 Milliarden Hähnchenflügel werden am Sonntag verputzt. Dazu etwa zehn Millionen Spare Ribs, 87 000 Tonnen Avocados und elf Millionen Pfund Kartoffelchips. Und natürlich 500 Millionen Liter Bier. Insgesamt geben die Amerikaner allein zu diesem Anlass 2,5 Milliarden Dollar für Alkohol aus. Führt dazu, dass der Montag Supersick Monday genannt wird, weil sich zehn Prozent der Amerikaner krankmelden. Und das führt dazu, dass knapp zwölf Prozent aller Personalreferenten anregen, den Montag zum Feiertag zu erklären.
D - Dungy, Tony
Erster schwarzer Trainer, der den Super Bowl gewann. Er spielte 2007 mit den Indianapolis Colts gegen die Chicago Bears, die vom ebenfalls dunkelhäutigen Lovie Smith trainiert wurden. Tom Flores von den Oakland Raiders war 1981 der erste Super-Bowl-Trainer, der aufgrund seiner hispanischen Herkunft einer Minderheit angehörte. Die NFL befindet sich seit einem Jahr in einem Rechtstreit mit Brian Flores, der die Liga verklagte. Er wirft ihr vor, schwarze Trainer bei der Suche nach Chefcoaches systematisch zu benachteiligen.
E - Einschaltquoten
Die Top Five der meistgesehenen Programme der US-Geschichte sind Super Bowls. Das ist auch hilfreich für die Sendungen, die zeitlich unmittelbar danach ausgestrahlt werden: Den Rekord hält Friends im Jahr 1996 mit mehr als 52 Millionen Zuschauern. Dahinter: Survivor: The Australian Outback (45,3 Millionen; 2001), The Big Event (42,8 Millionen; 1977) und 60 Minutes (40,7 Millionen; 1980). Negativrekord: die Sitcom Brooklyn Nine-Nine (2014) mit 15,07 Millionen Zuschauern - immer noch sehr viel, aber eben wenig für Post-Super-Bowl.
In Deutschland werden heuer etwa zwei Millionen TV-Zuschauer erwartet.
F - First Down
Teilziel beim Football: Über einen Raumgewinn von jeweils zehn Yards erspielen sich Teams neue First Downs und marschieren so auf dem Spielfeld in Richtung der gegnerischen Endzone. Die meisten First Downs in einem Super Bowl: New England Patriots (37 gegen Atlanta im Jahr 2017). Die wenigsten: Dallas Cowboys (1971), Minnesota Vikings (1975) und Miami Dolphins (1983) mit jeweils neun.
G - Gelöscht
Fernsehaufzeichnungen der ersten beiden Endspiele. Steve Sabol von NFL Films sagt: "Gelöscht, um Seifenopern für Wiederholungen aufnehmen zu können." Was heute von diesen Partien zu sehen ist, sind Zusammenschnitte der Aufzeichnungen von Fans.
H - Halbzeitshow
Kulturelle Beigabe zu den Werbefilmen, so wie das Spiel selbst die sportliche Beigabe zu Werbefilmen ist - in viereinhalb Stunden Übertragung wird netto 17 Minuten lang Football gespielt.
Kann sehr langweilig sein ( Maroon 5, 2019), verstörend (Elvis Presto, 1989) oder überkandidelt ( Black Eyed Peas, 2011). Kann als Product-Placement missbraucht werden (Disney, 1991, 1995 und 2000), als Werbung für die austragende Stadt (Minneapolis, 1992) oder Reklame für einen Film ("Blues Brothers", 1997).
Kann aber auch wirklich grandios sein (Prince, 2007), gesellschaftlich relevant (Beyoncé, 2017) und ein Statement für Gleichberechtigung (Jennifer Lopez und Shakira, 2020). Oder einfach eine fantastische Show: Lady Gaga (2017), U2 (2002), Justin Timberlake (2018), Michael Jackson (1993), Diana Ross (1996) oder Bruce Springsteen (2009). Es gibt natürlich noch den Skandal aus dem Jahr 2004, mehr dazu unter "V".
Die Halbzeitshow in diesem Jahr: R&B- und Pop-Sängerin Rihanna.
Quarterbacks im 57. Super Bowl:Wenn die Hautfarbe egal sein sollte - es aber nicht ist
Zum ersten Mal in der Geschichte des Super Bowl sind beide Spielmacher People of Color: Patrick Mahomes und Jalen Hurts. Sie sind sich der historischen Bedeutung bewusst - in einer Liga, die seit mehr als 50 Jahren von rassistischen Stereotypen geprägt ist.
I - Interception
Von der Defensive abgefangener Ball. Legendär ist die Interception von Malcolm Butler beim Super Bowl im Jahr 2015. Die Seattle Seahawks lagen gegen die New England Patriots mit 24:28 zurück, der Ball befand sich 26 Sekunden vor dem Ende an der 1-Yard-Linie der Patriots. Seahawks-Trainer Pete Carroll entschied sich gegen einen erwartbaren Lauf von Marshawn Lynch, um die Patriots zu überraschen. Malcolm roch den Braten und schnappte sich den Pass von Quarterback Russell Wilson - das Spiel war vorbei, die Patriots gewannen.
J - Jerry Rice
Wide Receiver, der den Rekord für die meisten Super-Bowl-Touchdowns (acht) hält. Andere Rekorde von Einzelspielern: Längster Spielzug: Jacoby Jones von den Baltimore Ravens mit einem 108-Yard-Kickoff -Return gegen San Francisco (2013). Die meisten Lauf-Touchdowns: Emmitt Smith (Dallas Cowboys, fünf). Die meisten Interceptions: Chuck Howley (Cowboys), Rod Martin (Raiders), Larry Brown (Cowboys) mit jeweils drei. Die meisten Field Goals: Adam Vinatieri (Patriots und Colts, sieben) und Stephen Gostkowski (Patritos). Längster Fumble-Return: Leon Lett (Cowboys, 64 Yards).
K - Kicker
Oftmals unscheinbar, können jedoch mit nur einem Kick zu Helden oder Versagern werden. In der Super-Bowl-Geschichte hat es bislang drei Game-Winning Field Goals gegeben. Jim O'Brien liefert dabei die ulkigste Geschichte. In seiner Karriere traf er gerade mal 60 seiner 108 Field-Goal-Versuche, und doch war der Kicker der Baltimore Colts, der übrigens dort auch als Wide Receiver agierte, der Held des "Super Bowl V" gegen die Dallas Cowboys. Die Kameraden sagten hinterher, er sei so nervös gewesen, dass er, um die Windrichtung zu prüfen, ein paar Grashalme aus dem Boden habe rupfen wollen - es war jedoch Kunstrasen. O'Brien traf dennoch aus 32 Yards Entfernung. Die anderen Game-Winning Field Goals: Adam Vinatieri 2002 und 2004, jeweils für die New England Patriots.
L - Loser
Muss es auch geben, und es gibt fünf Spieler, die dieses Endspiel gleich fünf Mal verloren haben: Glenn Parker (Buffalo Bills und New York Giants), Cornelius Bennett (Bills und Atlanta Falcons) und Gale Gilbert (Bills und San Diego Chargers).
NFL:Stadion, TV-Übertragung und Halbzeitshow: Fakten zum Super Bowl LVII
Es ist das große Finale im American Football: der Super Bowl. Hier erfahren Sie, was Sie zu einem der größten sportlichen TV-Events des Jahres wissen müssen.
M - Minute für Werbung
Ist extrem teuer! Ein 30-Sekunden-Spot beim Super Bowl kostet sieben Millionen Dollar. Wer sich das leistet? Autokonzerne, Tech-Firmen, Brauereien, Getränkehersteller. Politiker halten sich gewöhnlich zurück, im Jahr 2020 allerdings gönnte sich der Demokrat Michael Bloomberg einen Werbespot für zehn Millionen Dollar - was dazu führte, dass auch Präsident Donald Trump eine Werbeminute kaufte.
N - Nationalhymne
Wird vor jedem NFL-Spiel gesungen. Es gibt grandiose Interpretationen beim Super Bowl, unvergessen der Auftritt von Whitney Houston im Jahr 1991. Grandios waren außerdem: Jennifer Hudson (2009), Beyoncé (2004) und Kelly Clarkson (2012). Es gab natürlich auch, nun ja, weniger grandiose Auftritte: Christina Aguilera sang zum Beispiel im Jahr 2011 erst einen falschen Text und brüllte sich dann zur Stimmbandzerrung. Aretha Franklin, Aaron Neville and Dr. John sangen 2006 eher gegeneinander als miteinander. Franklin rehabilitierte sich 2016 mit einer 4-Minuten-35-Sekunden-Version während einer Partie der regulären Saison zwischen Detroit und Minnesota. Eher unbekannte Interpreten: Grambling State University Tiger Marching Band (1968), Little Angels Children's Choir of Chicago's Holy Angels Church (1973) und U.S. Army Herald Trumpets and the choirs from the U.S. Military Academy, U.S. Naval Academy, U.S. Air Force Academy and the U.S. Coast Guard Academy (2005).
Interpret diesmal: Country-Sänger Chris Stapleton.
O - Opfer
Die Teilnahme am Super Bowl ist das Ziel jedes Klubs. Das haben bislang 28 Franchises geschafft - die Ausnahmen: Houston Texans, Jacksonville Jaguars, Cleveland Browns und Detroit Lions. Die Lions sind dabei die einzige Franchise, die seit dem ersten Super Bowl in der NFL spielt. Die Fans in Detroit wurden wegen dieser unfassbaren Durststrecke gefragt, was sie für den Sieg beim Super Bowl aufgeben würden: 52 Prozent würden auf ihren kompletten Jahresurlaub verzichten, 31 Prozent auf ihren Gehaltsbonus. 14 Prozent würden alles geben, was auf ihrem Sparkonto zu finden ist - und drei Prozent würden dafür die private Rentenversicherung opfern.
P - Phallus
Typische Bezeichnung für das Aussehen der Vince Lombardi Trophy für den Gewinner - entworfen und produziert von der Firma Tiffany & Co. Der Sieger darf die Trophäe behalten, es gibt in jedem Jahr eine neue.
Q - Quarterback
Wichtigster Spieler beim Football, weil er der einzige ist, der in der Offensive bei jedem Spielzug den Ball berührt. Tom Brady hat den Super Bowl sieben Mal gewonnen. Joe Montana (San Francisco 49ers) und Terry Bradshaw (Pittsburgh Steelers) jeweils vier Mal. Tragische Figur auf dieser Position ist Jim Kelly von den Buffalo Bills, der von 1990 bis 1993 vier Mal das Endspiel erreichte - und jedes Mal verlor.
2023 ist ein besonderes Duell, weil sich erstmals zwei schwarze Quarterbacks im Super Bowl gegenüberstehen. Patrick Mahomes hat mit den Kansas City Chiefs 2020 schon einmal die Trophäe geholt. Es ist seine dritte Teilnahme. Für Jalen Hurts von den Philadelphia Eagles ist es die Premiere im Endspiel.
R - Ring
Persönliche Belohnung für jeden Super-Bowl-Gewinner. Ab und zu wird mal einer versteigert. Die "Familienversion" eines Rings von Tom Brady (er hatte kleinere Versionen seines eigenen Rings für Angehörige seiner Familie anfertigen lassen) ging für fast 345 000 Dollar weg.
S - Sowers, Katie
Erste Frau, die beim Super Bowl als Trainerin tätig war. Und erste offen homosexuelle Person, die beim Super Bowl als Trainerin oder Trainer tätig war. Sollte keine große Sache sein, ist es aber. Noch immer werden Frauen, Homosexuelle und Dunkelhäutige in der NFL bei der Personalsuche übergangen, was zur Frage führt, ob die NFL vielleicht gar nicht für National Football League steht, sondern für Not For League? Also: nicht für Schwarze, nicht für Homosexuelle, nicht für Frauen. Ach ja: Stand 2023 sind 31 von 32 Teameigentümern hellhäutig, einzige Ausnahme: Shahid Khan von den Jacksonville Jaguars.
T - Toilettenbesuch
Ist entgegen zahlreicher Mythen auch während der Halbzeitpause erlaubt. Es hieß einst, dass in diesen 30 Minuten mehr als 100 Millionen Amerikaner gleichzeitig spülen und so die Versorgung gerade in Metropolen wie New York oder Los Angeles gefährden würden. Im Jahr 2000 gab es Entwarnung durch die zuständigen Behörden: Die Wasserversorgung soll überall in den USA gewährleistet sein, zu jedem Zeitpunkt des Spiels.
U - Unentschieden
Gab es in der Geschichte des Super Bowl nur ein einziges Mal: 28:28 stand es 2017 nach der unfassbaren Aufholjagd der New England Patriots gegen die Atlanta Falcons. Es musste ein Sieger ermittelt werden, beim Football läuft das so: Wer die ersten Punkte erzielt, gewinnt das Spiel. Das gelang den Patriots durch einen Touchdown.
V - Verzögerung
Wegen der Halbzeitshow 2004 haben amerikanische Sittenwächter eine Verzögerung von fünf Sekunden zwischen Geschehen und Ausstrahlung durchgesetzt. Damals hatte Justin Timberlake versehentlich die Brust von Janet Jackson entblößt. Sollte etwas Ähnliches wieder passieren, würde das Fernsehbild sogleich schwarz werden. Auch in Deutschland. Ist seitdem nicht passiert. Im Jahr 2013 wurde es dunkel, weil im Stadion von New Orleans die Flutlichter ausfielen. Es stand damals 28:6 für die Ravens. Natürlich folgten Verschwörungstheorien, dass die NFL das Licht absichtlich ausgeschaltet habe, um San Francisco eine Verschnaufpause und die Chance auf ein Comeback zu geben. Die Ravens gewannen den Har-bowl (Jim Harbaugh war Trainer in Baltimore, Bruder John in San Francisco) mit 34:31.
W - Wetten
Mehr als 31 Millionen Amerikaner wetten legal auf den Super Bowl und sorgen damit für einen Umsatz von 7,6 Milliarden Dollar. Eine Analyse der Buchmacher in Las Vegas ergab, dass 92 Prozent der Leute, die regelmäßig auf den Super Bowl wetten, langfristig Geld verlieren. Favorit laut Buchmacher in diesem Jahr: die Eagles mit 1,5 Punkten - das ist sehr wenig, die Wettanbieter sagen also ein knappes Spiel voraus.
X - X, V, I, L
Zählweise für den Super Bowl, um Verwirrung zu vermeiden, weil das Endspiel nicht im selben Kalenderjahr stattfindet wie die eigentliche Saison. Die Playoffs beginnen im neuen Jahr, das Finale findet am zweiten Sonntag im darauffolgenden Februar statt. Also wird nicht das Jahr, sondern die Reihenfolge gezählt - in römischen Ziffern, um wieder Verwirrung mit Jahreszahlen zu vermeiden. Eine Ausnahme gibt es aber, und dafür hat der Vizechef der Abteilung Marke und Kreatives der NFL eine gut begründete Erklärung: "Super Bowl L ist einfach nicht so hübsch wie Super Bowl 50." Die römischen Ziffern gibt es seit dem fünften Finale.
Y - Yards
1 Yard = 0,9144 Meter. Wichtigste Maßeinheit beim Football, eine Mannschaft hat jeweils vier Versuche, um zehn Yards Raumgewinn zu erzielen. Die meisten Passing Yards in der Super-Bowl-Geschichte schaffte Tom Brady (3039), die meisten über Laufspielzüge Franco Harris (Pittsburgh Steelers, 354) und die über gefangene Pässe Jerry Rice (San Francisco 49ers und Oakland Raiders, 589). Die meisten Yards in einem Spiel unabhängig von der Kategorie gelangen Jacoby Jones für die Baltimore Ravens beim Super Bowl XLVII (290).
Z - Zigarette
Es gibt ein Bild aus dem Jahr 1967: Zu sehen ist Chiefs-Quarterback Len Dawson, wie er in der Halbzeitpause des Super Bowl gegen Green Bay genüsslich an einer Kippe zieht. "Ach, damals hat die Hälfte der Spieler in der Halbzeitpause geraucht", sagte Kollege Fred Arbanas. "Manchmal bist du in die Kabine gekommen und hast vor lauter Rauch nichts gesehen." Auch in dieser Pause sollen sich zahlreiche Spieler ein Kippchen gegönnt haben, Dawson war nun mal der Spielmacher, also wurde er fotografiert. Es ist ein Foto aus einer Zeit, in der Football noch mehr Spiel war - und weniger Geschäft.