Super Bowl:Das sind die wichtigsten Begriffe im Football

Charles Omenihu, Patrick Mahomes

Verantwortlich für die Spielzüge und Pässe: Chiefs-Quarterback Patrick Mahomes.

(Foto: AP)

Wo ist eigentlich die "Blind Side" - und ist ein "Fumble" so witzig, wie er klingt? Ein Glossar für Football-Anfänger.

Von Tim Brack und Sina Götz

In der Nacht von Sonntag auf Montag (0.30 Uhr deutscher Zeit) lockt der Super Bowl große und gelegentliche Football-Fans vor die Fernseher. Im entscheidenden Spiel um die Vince-Lombardi-Trophy treffen im Hard Rock Stadium in Miami Gardens, Florida, die Kansas City Chiefs auf die San Francisco 49ers. Sie wollen mitreden? Hier ein Glossar für Football-Einsteiger.

Auszeit: Jedes Team hat pro Halbzeit drei Timeouts. Sie können vom Trainer oder einem beliebigen Spieler angesagt werden. Zwei Minuten haben die Mannschaften, um sich zu besprechen. Auszeiten sind gerade in engen Partien enorm wichtig, mit ihnen lässt sich in den letzten Sekunden die Spielzeit kontrollieren. Denn im Normalfall wird die Spieluhr nicht zwischen Spielzügen angehalten (ausgenommen es gab eine Strafe; einen Incomplete Pass; die Schiedsrichter müssen den Ball neu positionieren oder der Ball landete im Aus). Nimmt ein Team eine Auszeit, stoppt die Uhr dagegen - so können wertvolle Sekunden für einen Angriff gerettet werden.

Blind Side: Der Begriff ist aus dem gleichnamigen Film mit Sandra Bullock bekannt. Bezeichnet im Football die Seite, der der Quarterback - nachdem er den Ball bekommen hat - den Rücken zuwendet, weil er seine Wurfposition einnimmt. Für Rechtshänder ist das die linke, für Linkshänder die rechte Seite. Um dem Quarterback den Rücken frei zu halten, schützt ihn häufig der beste Verteidiger seiner Mannschaft. Das fiel genau in den Aufgabenbereich des Offensive Tackle Michael Oher, an dessen Biografie der Film "The Blind Side" angelehnt ist.

Challenge: Denkt ein Trainer, dass das Schiedsrichter-Team eine falsche Entscheidung getroffen hat, kann er sie noch einmal überprüfen lassen. Dafür wirft er eine rote Flagge aufs Feld. Das muss geschehen, bevor der nächste Spielzug beginnt. Die Schiedsrichter schauen sich die bemängelte Situation daraufhin noch einmal am Bildschirm an. Sehen die Unparteiischen einen Fehler in ihrer Entscheidung, wird sie revidiert und der Trainer behält die Challenge. Bleibt die Entscheidung auch nach der Überprüfung bestehen, verliert er eine Auszeit und eine Challenge. Jede Mannschaft hat zum Spielbeginn zwei Challenges.

Drive: Die Summe aller Spielzüge einer Ballbesitzphase. Ein Drive endet, wenn die angreifende Mannschaft punktet, den Ball verliert oder einen Punt (siehe unten) ausführt.

Down: Ein Team hat immer vier Spielzüge, die sogenannten Downs, um eine Strecke von zehn Yards zu überwinden. Angezeigt werden die Versuche als First, Second, Third und Fourth Down. Schafft eine Mannschaft den geforderten Raumgewinn, gibt es vier neue Versuche und sie beginnt wieder beim First Down.

Endzone: Das Ziel an den Enden des Spielfelds. Wer den Ball dorthin trägt oder ihn dort fängt, erzielt einen Touchdown, dann verwandelt sich der Bereich auch mal in eine Tanzfläche für die Feierlichkeiten. Die Endzone ist 10 Yards (rund neun Meter) lang, sie wird durch die Grundlinie und die Goal Line begrenzt, in den vier Ecken stehen farbige Pylonen. Einen Touchdown gibt es auch schon, wenn der Ball über die 20 Zentimeter breite Goal Line gehalten wird oder eine der Pylonen berührt.

Extrapunkt: Sechs Punkte sind dem Team sicher, das gerade einen Touchdown erzielt hat. Das Konto kann aber noch weiter aufgestockt werden: Der Kicker muss den Ball dafür von der 15-Yard-Linie aus durch die beiden Torpfosten treten, dafür gibt es einen weiteren Punkt. Es gilt als die sichere Variante und wird dementsprechend oft gewählt. Die andere Möglichkeit, um nach dem Touchdown weitre Punkte zu bekommen, ist eine Two-Point-Conversion (siehe unten).

Field Goal: Die Notlösung der Angriffsreihen, kann aber den Unterschied in einer umkämpften Partie machen. Wenn die verteidigende Mannschaft es geschafft hat, die Angriffswellen des Gegners drei Mal zu stoppen, greift dieser häufig im vierten und letzten Versuch auf das Field Goal zurück. Der Kicker muss dann versuchen, den Ball aus der aktuellen Position zwischen die Torstangen zu schießen. Trifft er, bekommt sein Team drei Punkte. Ein Field Goal wird in der Regel ab einer Distanz von 45 Yards ausgeführt, weil die Trefferquote vielversprechend ist. Der Rekord liegt bei 64 Yards. Die Verteidiger dürfen den Field-Goal-Versuch blocken, den Ball aber nicht erst auf Höhe der Torpfosten aufhalten.

Flagge: Schaut man ein Footballspiel im Fernsehen, sieht man immer wieder gelbe Objekte aufs Feld fliegen. Es sind Stofftücher, die um ein Gewicht geknotet sind. Die Schiedsrichter werfen sie in den Bereich, wo sie ein Foul gesehen haben.

Fumble: Wenn ein NFL-Spieler den Ball scheinbar schon unter Kontrolle hat, er ihm dann aber noch entgleitet, ist das ein Fumble. Lässt sich ein Angreifer den Ball von einem Gegner aus der Hand schlagen, ebenso. Der Ball ist danach frei und darf von beiden Mannschaften erobert werden. Sollte der Angreifer vor einem Ballverlust den Boden mit Knie oder Ellbogen berührt haben, ist der Spielzug vorbei und ein Fumble nicht mehr möglich.

Hail Mary: Manchmal helfen im Sport nur noch Gebete, um einen wundersamen Sieg in letzter Sekunde zu beschwören. Im Football wirft der Quarterback, wenn er kurz vor der Niederlage und weit von der Endzone entfernt steht, in seinem letzten Angriff häufig eine Hail Mary, einen sehr langen Pass, der wenig Chancen auf Erfolg verspricht. Es ist ein Verzweiflungsversuch, bei dem man auf göttliche Unterstützung hofft, Hail Mary bedeutet Ave Maria. Berühmt machte die Bezeichnung der Dallas-Quarterback Roger Staubach, der 1975 nach eben solch einem Pass sagte: "Es war ein Hail-Mary-Pass, ein unglaublich glücklicher Zufall. Ich habe meine Augen geschlossen und ein Ave Maria gebetet."

Holding: Football ist ein Kollisionssport, da knallen regelmäßig Athleten aufeinander, die über 100 Kilo wiegen. Doch auch bei den körperbetonten Konfrontationen gibt es Regeln. Eine davon besagt, dass ein Spieler, der den Ball nicht hat, weder getackelt noch gehalten werden darf. Wenn also ein Wide Receiver seinem Gegenspieler entkommt, darf dieser ihn nicht verlangsamen, indem er ihn am Trikot zupft oder am Körper festhält.

Huddle: Vor einem Spielzug kommt die angreifende Mannschaft in einem Kreis zusammen. Der Quarterback sagt an, was als nächstes gespielt werden soll. Manchmal verzichtet der Quarterback aber auch auf den Huddle, wenn die eigene Mannschaft Zeitdruck hat oder er die gegnerische Abwehr unter Druck setzen will.

Incomplete Pass: Nicht alle Pässe des Quarterbacks finden ihr Ziel. Berührt der Ball den Boden, bevor ein Mitspieler ihn fangen oder kontrollieren kann, heißt das Incomplete Pass (unvollständiger Pass). Sehr gute Quarterbacks bringen fast Dreiviertel ihrer Versuche an die Teamkameraden. Weniger gute kommen auf rund 60 Prozent im Schnitt.

Warum der Quarterback sich in der Pocket wohlfühlt

Interception: Unangenehm für den Quarterback. Ein Verteidiger hat einen seiner Pässe abgefangen. Diese Situation ist besonders gefährlich, weil der erfolgreiche Defensivspieler dann zum Angreifer wird und mit dem Ball so weit laufen darf, bis ihn ein Gegner aufhält.

Kickoff: Gibt es zu Beginn eines Footballspiels, Anfang der zweiten Hälfte und nach jedem Touchdown. Der Kicker versucht, den Ball von der eigenen 35-Yards-Linie möglichst nahe an die Endzone der anderen Hälfte zu treten, denn dort, wo der Ball liegen bleibt, muss der Gegner seinen Angriff beginnen. Wird der Ball in der Luft gefangen, kann der Gegner versuchen, Raumgewinn zu erzielen. Manchmal klappt das perfekt und der Fänger schafft es bis in die gegenüberliegende Endzone, das wird dann Kickoff-Return-Touchdown genannt. Schießt der Kicker über die Endzone hinaus oder einer der Gegner fängt den Ball darin und geht aufs Knie, gibt es einen Touchback. Die gegnerische Angriffsreihe legt dann schon an der eigenen 25-Yards-Linie los.

Line of Scrimmage: Diese Linie ist nur imaginär und verläuft dort, wo der Football vor einem Spielzug auf dem Boden liegt. Dort reihen sich die bulligen Angreifer und Verteidiger gegenüber voneinander auf. Die Line of Scrimmage darf erst überschritten werden, wenn der Ball gespielt wurde, sonst gibt es Strafen. Für den Quarterback gilt: Er darf nur nach vorne passen, wenn er sich hinter der Line of Scrimmage befindet.

Out of Bounds: Im Deutschen schlicht "Aus" genannt. Das Spielfeld ist durch eine weiße Linie begrenzt, sobald sie der ballführende Spieler berührt, ist der Spielzug vorbei und die Zeit wird angehalten. Auch wenn der Ball ins Aus geworfen wird, stoppen die Schiedsrichter die Zeit.

Pocket: Hier fühlt sich der Quarterback sicher. Die Angreifer vor dem Quarterback verteidigen den Raum hinter sich wie schlechtgelaunte Türsteher ihre Tür. Ist die Pocket (Tasche) gut geschützt, hat der Quarterback mehr Zeit, den richtigen Wurf zu wählen.

Punt: Darauf hat keine Footballmannschaft Lust, es bedeutet nämlich, dass im Angriff nicht viel ging. Ist nach dem dritten Versuch kein First Down erreicht, vermeiden die Teams es meistens, Risiko einzugehen. Der Ball wird also mit einem Punt, einem Abschlag aus der Hand, in die gegnerische Hälfte befördert. Nach dem Punt wechselt im Normalfall der Ballbesitz.

Quarterback: Ist meist das bekannteste Gesicht einer Footballmannschaft. Als Spielmacher, Anführer und Kopf entscheidend für den Erfolg. Er verteilt Pässe an seine Mitspieler, liest die gegnerische Abwehr und bestimmt zusammen mit dem Headcoach die Spielzüge. In Miami trifft Chiefs-Quarterback Patrick Mahomes auf Jimmy Garoppolo von den 49ers.

Running Back: Muss sehr schnelle Haken schlagen können und hart im Nehmen sein. Der Offensiv-Spezialist ist der entscheidende Mann für das Laufspiel. Wenn er vom Quarterback den Ball übergeben bekommt, stürmt er mit viel Kraft und Mut auf die gegnerischen Abwehrbrocken zu und versucht, sich einen Weg zu bahnen. Wird oftmals unsanft von den großen Verteidigern gestoppt.

Sack: Der Grund für schlechte Träume bei Quarterbacks. Ein Sack ist, wenn der Spielmacher von der Defense zu Boden gerissen wird, bevor er den Pass werfen kann. Er gilt als einer der größten Erfolge für eine Abwehrreihe, denn danach ist der Versuch beendet und die angreifende Mannschaft hat ein Down verloren und sehr wahrscheinlich einen Raumverlust erlitten.

Schiedsrichter: Ein Spiel wird von einer ganzen Referee-Crew gepfiffen, die aus sieben Schiedsrichtern besteht. Aufgrund der zahlreichen Regeln und der Größe eines Footballfelds hat jeder ein spezifisches Aufgabengebiet. Die Unparteiischen tragen schwarz-weiß gestreifte Trikots, der Hauptschiedsrichter eine weiße Kappe, die anderen sechs eine schwarze. Der Hauptschiedsrichter ist auch derjenige, der über Lautsprecher im Stadion die Entscheidungen und Strafen verkündet.

Snap: Ein Snap eröffnet jeden Spielzug. Damit wird die Ballübergabe des Centers durch die Beine an den hinter ihm positionierten Mitspieler bezeichnet. Der Center kann den Ball passen oder dem Quarterback direkt in die Hand geben. Währenddessen darf der Center nicht von der gegnerischen Abwehr angegriffen werden.

Tackle: Sieht meist spektakulär aus und hat schon für die eine oder andere Gehirnerschütterung bei den Spielern gesorgt. Dabei wird der Spieler im Ballbesitz von der gegnerischen Abwehr mit Wucht zu Boden gerissen oder festgehalten. Nur ein Spieler, der gerade den Ball hat, darf getackelt werden.

Touchdown: Das Ziel eines Angriffs und die höchstmögliche Art, Punkte im Football zu gewinnen. Sechs an der Zahl erhält das Team, das einen Touchdown schafft. Dazu muss der Ball entweder in die Endzone getragen oder von einem Receiver gefangen werden, der sich in der Endzone befindet.

Two-Point-Conversion: Eine Möglichkeit, nach dem Touchdown zwei Extrapunkte zu bekommen. Ist risikoreich und wird nicht so häufig wie das Field Goal gewählt, das fast immer einen Punkt liefert. Die angreifende Mannschaft beginnt ihren Spielzug an der gegnerischen Two-Yard-Line, der Ball kann in die Endzone getragen oder dorthin geworfen werfen. Die Two-Point-Conversion wird häufig als taktisches Mittel eingesetzt, wenn zwei Punkte spielentscheidend sind.

Wide Receiver: Die Sprinter unter den Footballern und bei Passspielzügen die entscheidenden Akteure. Sie stehen bei Beginn des Spielzugs an den Außenlinien, müssen sich dann auf den vom Quarterback angesagten Laufrouten bewegen und dem Verteidiger entfliehen. Sind sie frei und richtig positioniert, findet sie der Quarterback im Idealfall mit einem seiner langen Pässe. Die Wide Receiver fangen oder tragen den Ball dann in die Endzone.

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