Sun Yang:Randnotiz Dopingsperre

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Der Chinese Sun Yang. (Foto: Manan Vatsyayana/AFP)

Sun Yang ist für acht Jahre wegen Dopings gesperrt. Trotzdem soll der Chinesische Schwimmverband ihn für ein Trainingslager eingeladen haben.

Von Saskia Aleythe

Sun Yang kann immer noch seine Bahnen ziehen. Er kann ins öffentliche Schwimmbad gehen und Armzüge trainieren, er kann joggen gehen und sonst wie ins Schwitzen kommen; so eine Dopingsperre schließt ja nicht aus, dass man sich fit hält. Was sie allerdings schon verbietet: Dass man sich von lizenzierten Trainern anleiten lässt und in Vereins- oder Verbandsform zu neuen Spitzenzeiten kommt. Weswegen es jetzt auch neue Aufregung um den dreifachen Olympiasieger Sun Yang gibt, der Ende Februar eine Acht-Jahres-Sperre vom Internationalen Gerichtshof (Cas) erhalten hatte: Offenbar lud ihn der Chinesische Schwimmverband trotzdem zu einem Trainingslager ein, das Chinas Schwimmer fit für die Olympischen Spiele machen soll.

Das entsprechende Dokument veröffentlichte die Tageszeitung Beijing Youth Daily, auf der Liste der Sportler, die zwischen April und Ende Juni zusammenkommen sollten, befand sich auch der Name des 28-Jährigen. Der Chefredakteur des Magazins Swimming World meldete den mutmaßlichen Verstoß an die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada), kurze Zeit später veröffentlichte der Chinesische Schwimmverband ein neues Dokument: Die zuerst verschickte Einladung sei ungültig, Sun Yang sitze wie verordnet seine Strafe ab. Erledigt ist die Angelegenheit damit nicht, die Wada untersucht den Fall. "Wir setzen uns mit den zuständigen Behörden in Verbindung, um in dieser Angelegenheit die Fakten zu erörtern", teilte die Wada der Nachrichtenagentur AFP mit.

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Sun Yang konnte sich im Schwimm-Weltverband Fina lange sicher fühlen. Die Acht-Jahre-Sperre des Sportgerichtshofs ist eine Niederlage für ein Sportsystem, das sich dringend erneuern muss.

Kommentar von Saskia Aleythe

Es ist ein Vorfall, der zu dem Bild passt, das Sun Yang und der chinesische Verband in ihrem Sport bisweilen abgeben: Autoritäten im Weltsport und deren Regeln zu akzeptieren, ist nicht immer ihre Sache. Dass der Freistilspezialist eine im September 2018 abgenommene Blutprobe mit einem Hammer zertrümmern ließ, weil er die Tester für unbefugt hielt, sahen die Richter als Manipulation und nicht nur als verweigerte Dopingkontrolle an. Das brachte dem mehrfachen Weltmeister die lange Sperre ein, nachdem er im Jahr 2014 schon einmal wegen Dopings aus dem Verkehr gezogen worden war.

Auf das Urteil Ende Februar hatte der Chinesische Schwimmverband mit Unverständnis reagiert, die Testagentur hätte "unprofessionelle, unakkreditierte Personen beschäftigt, um die Tests bei Sun Yang vorzunehmen", man sei "zutiefst enttäuscht", dass der Cas diesen Umstand nicht zur Kenntnis genommen habe, veröffentlichte der Verband damals in einem Statement. Dass es nicht nur verboten ist, sondern auch ein schlechtes Licht auf die eigene Arbeit wirft, Sun Yang mit der Einladung so zu behandeln, als wäre das Urteil nie gefallen, hat wiederum der Verband offenbar nicht zur Kenntnis genommen.

Sun Yang selber wollte Berufung vor dem Schweizer Bundesgericht gegen das Urteil einlegen, das allerdings nur tätig wird, wenn vor dem Cas Verfahrensfehler passiert sind. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde die ursprüngliche 30-Tages-Frist um weitere 30 Tage verlängert, bis Ende April ist also noch Zeit. Sonst wäre die Karriere von Sun Yang quasi beendet.

Die Konkurrenz staunt nicht nur ob der Realitätsverweigerung des Verbandes, sondern auch aufgrund der Trainingsmöglichkeiten in Fernost: Während im Rest der Sportwelt nur sporadisch trainiert werden kann, plant China schon wieder ein dreimonatiges Trainingslager im Sommer. Sollten im kommenden Jahr die verschobenen Olympischen Spiele tatsächlich stattfinden, wird die Schwimmwelt einiges aufzuarbeiten haben.

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