Südkurve beim FC Bayern:Endlich wieder hüpfen

FC Bayern München - Hannover 96 4:1

Volle Unterstützung als Einheit: Die Bayernfans in der Südkurve haben sich mit dem Verein geeinigt. Vorerst.

(Foto: dpa)

Nach der miserablen Stimmung in den ersten Heimspielen testet der FC Bayern einen freien Blockzugang in der Fankurve. Wer den FCB anfeuern will, kann sich nun in den Bereich 112/113 stellen, bis die maximale Kapazität erreicht ist. Die Anhänger wünschen sich vom Verein aber noch mehr Unterstützung.

Von Markus Schäflein

Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund, ließ sich diese kleine Stichelei nicht nehmen. Nach dem DFB-Pokal-Spiel des BVB beim TSV 1860 München (2:0 n.V.) lobte er die großartige Stimmung. Natürlich nicht, ohne zum Vergleich auf die mangelnde Atmosphäre beim FC Bayern hinzuweisen - dem Lokalrivalen der Löwen und dem großen Konkurrenten der Dortmunder, der die Arena für gewöhnlich bespielt, wenn der BVB kommt.

Da ging natürlich erst einmal eine Wutwelle durch die Anhängerschaft der Bayern, bis dann einige auch einen positiven Aspekt fanden. "Wir können dem Watzke wirklich und ohne Ironie dankbar sein für seine Aussage", schrieb Crete75 im offiziellen Forum des FC Bayern. "Meint ihr nicht, dass unser Vorstand jetzt erst recht bestätigt ist, weiter am Dialog zur Besserung der Stimmung zu arbeiten. Ich bin froh über diese Aussage, da sie unsere Position stärkt."

So kann man das natürlich auch sehen. Die Nordkurve der Sechziger war am Dienstagabend nämlich pickepackevoll - im Gegensatz zum erbärmlichen Zustand, in dem man die Südkurve der Bayern zu Saisonbeginn kannte. Obwohl die Arena ausverkauft war, klafften dort stets große Lücken. Was die Blauen mühelos schaffen, daran arbeiten nun auch die Roten: eine funktionierende Stimmungszentrale zu schaffen.

Die Neuerung heißt "freier Blockzugang" - und der Verein hat sich nach Grabesstimmung in den ersten Heimspielen dieser Saison mittlerweile dazu bereit erklärt, diesen von den Fans seit einer gefühlten Ewigkeit gemachten Vorschlag versuchsweise zu testen, weil viele anfeuerungswillige Fans nicht über ein Ticket für die Blöcke 112/113 verfügen. Jeder, der eine Karte für einen der Blöcke 109 bis 117 besitzt, kann sich in der Südkurve seinen Platz aussuchen - wer zuerst kommt, singt und hüpft zuerst. Ist der betreffende Block voll, kommt kein Neuer mehr rein.

Und das Ergebnis war beim DFB-Pokal-Spiel am Mittwochabend zu besichtigen: Die Südkurve war gut gefüllt, die Stimmung deutlich besser als zuletzt. "Ich denke, dass die Vereinsführung auch ganz froh ist mit dem aktuellen Stand", sagt Gregor Weinreich von der Fanklub-Dachorganisation Club Nr. 12. Es sei nun zumindest "der Zustand wiederhergestellt, den wir vor zwei Jahren hatten". Damals hatten sich noch zahlreiche junge Fans, die kein Ticket für 112/113 besitzen, in den Bereich geschmuggelt; dies hatte der FC Bayern zuletzt durch die Installation von Drehkreuzen verhindert.

"Wir sind jetzt wieder in der Spur"

Diese Drehkreuze dienen nun dazu festzustellen, wann die maximale Kapazität erreicht ist. Auch am Samstag gegen Wolfsburg ist der Blockzugang frei. "Das scheint ein Erfolg zu werden. Wir haben festgestellt, dass die Fans das sehr positiv bewerten", sagt der Fanbeauftragte des Vereins, Raimond Aumann, "das war das richtige Signal, und auf der anderen Seite ist die Sicherheit auch gewährleistet. Wir als Verein sind natürlich auch an guter Stimmung in unserer Arena interessiert."

Nicht begeistert vom Entgegenkommen des FCB zeigte sich zunächst Wolfgang Salewski, 70, der ursprünglich als Vermittler zu den Fans eingestellt worden war. Er war ein Gegner des freien Blockzugangs und berief sich dabei auf eine Umfrage, in der sich rund 60 Prozent der Anhänger gegen diese Lösung ausgesprochen hatten. Dort war allerdings angekündigt worden, man könne nicht mehr zum Bierholen oder auf die Toilette gehen, sonst werde man nicht mehr eingelassen - was in der Praxis mit Wiedereinlasskarten oder langfristig mit umprogrammierten Drehkreuzen zu lösen ist.

Salewski reagierte auf den Entschluss des Klubs gegenüber dem Oberbayerischen Volksblatt recht beleidigt: "Die Mehrheit hat dagegen gestimmt, jetzt macht der Verein es trotzdem. Schauen wir mal", sagte er. Entschieden habe nicht er, "sondern der Vorstand".

Bei den vorbereitenden Gesprächen war Salewski nicht dabei. Mittlerweile soll der frühere GSG-9-Psychologe klubintern umstritten sein - seine Idee, eine Südkurve mit "neuen Leuten und neuen Liedern" aufzubauen, wurde offenbar von einigen als unrealistisch bewertet.

Der Club Nr. 12 wünscht sich nun noch, dass die Zäune zu den Nebenblöcken wieder auf einen Meter abgesenkt werden, damit sich die dort stehenden Fans besser an der Stimmung beteiligen können. "Durch den freien Blockzugang wird es so gut wie keine Übersteiger mehr geben", meint Weinreich. "Wir sind jetzt wieder in der Spur, aber um die Kurve voranzubringen, braucht es weitere Schritte."

Langfristig wünscht er sich "zwei weitere Stimmungszentren in den Blöcken 111 und 114". Aumann sagt dazu, man müsse "einen Schritt nach dem anderen" machen. In der Versammlungsstättenverordnung sei eine "Abschrankung von 2,20 Metern bei Stehplatzblöcken gesetzlich vorgeschrieben".

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