Südamerika-Teams dominieren:Lehrstunde mit Krachern

Soccer: 2016 Copa America Centenario-Argentina at USA

Einseitige Angelegenheit: Im Halbfinale haben die Amerikaner den von Lionel Messi (l.) angeführten Argentiniern nichts entgegenzusetzen.

(Foto: Kevin Jairaj/USA Today Sports)

Die USA und Mexiko bekommen Lektionen erteilt. Im Finale trifft Argentinien auf Chile.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Argentinien und Chile bestreiten also am Sonntag das Finale der Copa América Centenario. Es brauchte keine hellseherischen Fähigkeiten, dieses Endspiel zu prognostizieren - es war in etwa so vorhersehbar wie ein Freistoßtor von Lionel Messi oder dass Jürgen Klinsmann mindestens ein Mal pro Turniertag das Wort "Lernkurve" für die von ihm trainierte US-Elf verwenden würde. Klar, ein paar Beobachter hatten vielleicht noch Kolumbien und Brasilien als mögliche Finalisten genannt, aber seien wir mal ehrlich: Die Brasilianer, das hat man ganz genau gesehen, sind derzeit keine Brasilianer.

Nun, die Haitianer sind auch keine Brasilianer, sie verloren in der Gruppenphase gegen die wahren Brasilianer (die ja derzeit keine Brasilianer sind) mit 1:7 und später mit 0:4 gegen Ecuador. Jamaika ist ebenfalls nicht unbedingt bekannt für seine Ballkünstler (obwohl Usain Bolt durchaus Gefühl im Fuß hat), die vom deutschen Trainer Winnie Schäfer betreute Nationalelf verlor alle drei Partien und erzielte kein einziges Tor. Panama unterlag Argentinien (0:5) und Chile (2:4), Costa Rica scheiterte in der Vorrunde.

Klinsmann findet: Diese Copa ist besser als die Euro 2016

All diese Nationen gehören dem nordamerikanischen Fußballverband Concacaf an, die zu dieser Jubiläums-Copa sechs Teilnehmer schicken durfte. Klinsmann hatte vor dem Turnier recht selbstbewusst gesagt: "Die Qualität bei der Copa América dürfte höher sein als bei der Europameisterschaft. In Europa gibt es verschiedene Leistungsstufen, dazu haben sie das Turnier auf 24 Mannschaften aufgebläht. Bei der Copa sind die sechs Nationen aus Nordamerika sehr gut, die Südamerikaner sind ohnehin allesamt Kracher."

Es wäre natürlich ungerecht, allein die Ergebnisse von Haiti, Jamaika, Panama und Costa Rica bei diesem Turnier anzuführen. Es gab da noch die Mexikaner, von denen sowohl ehemalige (Jared Borgetti) und aktuelle (Javier Hernandez) Akteure vor dem Turnier behauptet hatten, dass es sich da um eine sehr gute Generation handeln würde. Und natürlich die USA, deren Lernkurve sich seit fünf Jahren (Amtsantritt von Klinsmann) ausschließlich nach oben biegt.

Mexiko schied im Viertelfinale aus. Mit 0:7, gegen Chile. Die Amerikaner scheiterten im Halbfinale an Argentinien. Mit 0:4.

Das Torverhältnis der Concacaf-Teilnehmer insgesamt bei Partien gegen südamerikanische Nationen: 18:41.

Messi will endlich seinen ersten Titel mit Argentinien gewinnen

Im Finale stehen also Argentinien und Chile, wie schon beim Turnier vor einem Jahr. Damals gewannen die Chilenen im Elfmeterschießen und verhinderten dadurch Messis ersten großen Titel mit der Nationalelf. Der scheint sich nun allerdings auf einer Mission zu befinden, nicht nur wegen des wunderbaren Freistoß-Schlenzers gegen die Amerikaner, durch den er zum Rekordtorschützen (55 Treffer) Argentiniens wurde. Messi stand bei dieser Copa bislang gerade einmal 254 Minuten auf dem Feld - er erzielte dabei fünf Treffer und bereitete fünf vor. "Wir stehen zum dritten Mal innerhalb von drei Jahren in einem Finale, das ist etwas wert", sagt Messi: "Doch es wird nun Zeit, dass wir diese Durststrecke beenden und endlich einen Titel gewinnen."

Den Nordamerikanern bleibt am Sonntag nur die Rolle des erstaunten Zuschauers. "Je öfter wir gegen solche Gegner antreten können, desto mehr werden wir lernen - auch wenn hin und wieder mal eine schlimme Lehrstunde dabei ist", sagte Klinsmann nach der Niederlage gegen Argentinien: "Sollten wir bald die Möglichkeit zu Freundschaftsspielen gegen Argentinien oder Brasilien haben, dann sollten wir das unbedingt machen."

Klinsmann fordert auch deshalb Testpartien, weil Pflichtspiele und damit harte Prüfungen gegen Mitglieder des südamerikanischen Verbands eher selten sind. Die nächste Copa América findet in drei Jahren in Brasilien statt, es sollen wie schon bei früheren Turnieren zwei Nationen anderer Verbände eingeladen werden. Es ist noch nicht gewiss, ob diese Mannschaften aus Nordamerika kommen werden.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: