VfB Stuttgart:Wo ist Antonio?

Antonio Rüdiger

Antonio Rüdiger: Vor kurzem noch fröhlich beim VfB, nun mit großen Zielen

(Foto: dpa)

Um Antonio Rüdiger ist ein bizarres Wettbieten entbrannt: Der junge Nationalspieler will weg vom VfB Stuttgart - doch der verlangt eine hohe Summe. Wo der Spieler gerade steckt, weiß kaum jemand.

Von Matthias Schmid, Stuttgart

Im Sami-Khedira-Stadion ist Antonio Rüdiger auch nicht aufgetaucht. Weltmeister Khedira höchstpersönlich trainierte in dieser Woche gemeinsam mit seinem ehemaligen Stuttgarter Mitspieler Cacau im eigenen Stadion daheim im schwäbischen Städtchen Fellbach am Rande des Remstals. Sprints, Kräftigungs- und Dehnübungen standen auf dem Programm, das der bald für Juventus Turin spielende Profi in ziemlich kurzen Hosen absolvierte, wie man sie eigentlich nur aus den Achtzigerjahren kannte. Antonio Rüdiger hätte die illustre Trainingsgruppe, nur wenige Kilometer vom Klubgelände des VfB entfernt, wunderbar ergänzen können.

Er tauchte nicht auf - aber wo ist Antonio Rüdiger? Das fragen sich die Fußballfreunde in und um Stuttgart schon seit ein paar Tagen, sie rätseln und diskutieren leidenschaftlich. Der 22-Jährige war seit Dienstag nicht mehr an der Mercedesstraße erschienen, wo der neue Trainer Alexander Zorniger die Profis für die neue Saison präpariert. Offiziell heißt es aus dem Verein, Rüdiger sei vom Training freigestellt worden, um individuell an seiner Fitness feilen zu können, nachdem er wichtige Konditionseinheiten im Trainingslager wegen seines längeren Urlaubs nach der Länderspielreise verpasst hatte.

Der 22-Jährige fühlt sich zu Größerem berufen

Tatsächlich aber hat der VfB seinem Innenverteidiger erlaubt, den angestrebten Wechsel voranzutreiben, Rüdiger will den Klub unbedingt verlassen, um in der nächsten Saison in der Champions League spielen zu können. Er fühlt sich zu Größerem berufen, als nur gegen den Abstieg zu kicken. Er glaubt, dass er nur bei einem großen Klub die Aussichten erhöhen kann, von Bundestrainer Joachim Löw für die Europameisterschaft in Frankreich im nächsten Jahr nominiert zu werden. So weit, so nachvollziehbar.

Und doch wird die Situation immer undurchsichtiger, fast schon bizarr. Jeden Tag gibt es neue Vereine, die angeblich um den hochbegabten Abwehrspieler buhlen sollen. Denn der VfB verspürt keinen finanziellen Zwang, seinen einzigen deutschen Nationalspieler verkaufen zu müssen - und für einen niedrigen Verkehrswert schon gar nicht.

Ausland ist nicht der sehnlichste Wunsch

Laut Sportvorstand Robin Dutt muss ein ernsthafter Interessent schon 18 Millionen Euro überweisen, um den 22-Jährigen aus dessen Vertrag kaufen zu können, der erst im Sommer 2017 endet. Rüdiger und sein Halbbruder Sahr Senesie, der gleichzeitig auch sein Berater ist, wäre es am liebsten gewesen, wenn sie das Angebot des VfL Wolfsburg hätten annehmen können. Rüdiger will zwar weg, doch ein Engagement im Ausland ist nicht sein sehnlichster Wunsch, niemand kann ihm garantieren, dass die Eingewöhnungszeit in einem fremden Land problemlos gelingt, nur als Stammspieler würde er allerdings seinen Traum von der EM-Teilnahme nicht gefährden.

Dem VfL Wolfsburg ist die Ablösesumme offenbar zu hoch

Die Wolfsburger scheinen aus dem Wettbieten allerdings ausgestiegen zu sein. Sie schreckt dem Vernehmen nach die vom VfB ausgerufene Ablösesumme ab, sie waren lediglich bereit, etwa zwölf Millionen Euro zu bezahlen. Aus diesem Grund verhandelt Senesie seit ein paar Tagen nun doch mit einem ausländischen Klub über einen Transfer. Es deutet sogar vieles darauf hin, dass Rüdiger in den nächsten Tagen in Spanien auftaucht, in Madrid. Atlético, der Dritte der Primera División soll bessere Chancen haben als der FC Chelsea, der Rüdiger angeblich auch umwirbt.

Sollte sich sein Bruder tatsächlich mit den Spaniern auf einen Wechsel einigen, wäre ein Kompensationsgeschäft naheliegend. Denn seit diesem Samstag steht der Atlético-Profi Emiliano Insua beim VfB als Zugang fest. Der 26-jährige Argentinier, der zuletzt an den Ligakonkurrenten Rayo Vallecano ausgeliehen war, unterschrieb beim VfB einen Dreijahresvertrag. Etwa drei Millionen Euro war den Stuttgartern der linke Außenverteidiger wert.

Sollte Madrid tatsächlich 18 Millionen Euro für Rüdiger zahlen, bliebe für die Stuttgarter noch genügend Geld übrig, um ihren Wunschspieler für die Innenverteidigung zu verpflichten: Dutt und Zorniger favorisieren als Rüdiger-Nachfolger den Mexikaner Héctor Moreno von Espanyol Barcelona. Khedira und Cacau müssen in Fellbach also weiter ohne Antonio Rüdiger auskommen.

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