VfB Stuttgart bleibt in der Bundesliga:Platz sechs in der Hoeneß-Tabelle

VfB Stuttgart bleibt in der Bundesliga: Protagonist des versöhnlichen Stuttgarter Saisonendes: Trainer Sebastian Hoeneß (mit Kappe) feiert mit seinen Spielern den Relegationssieg.

Protagonist des versöhnlichen Stuttgarter Saisonendes: Trainer Sebastian Hoeneß (mit Kappe) feiert mit seinen Spielern den Relegationssieg.

(Foto: Cathrin Müller/Pressefoto Baumann / imago)

Die Verantwortlichen des VfB Stuttgart sind nach der gewonnenen Relegation erleichtert und loben die Schlüsselrolle von Trainer Sebastian Hoeneß. Trotzdem soll eine kritische Saisonanalyse folgen.

Von Javier Cáceres, Hamburg

Einen Platzsturm gab es am Montagabend im Volksparkstadion auch noch, und der war überaus befremdlich. Ohne erkennbaren Anlass rannte eine behelmte Zenturie der Hamburger Polizei auf den Rasen und baute sich vor den feiernden Stuttgarter Fans in übertrieben martialischer Weise auf. Wenn man so will, war diese Abordnung der Polizei die erste Hamburger Abwehrkette, die den VfB in der Relegation vor wirkliche Probleme stellte. Aber auch diese wurde überwunden: Stuttgarts Spieler zogen nach einigen Momenten des Zögerns gen Kurve und stimmten in die Chöre ihrer Anhängern ein - nach dem 3:1-Sieg im Rückspiel beim HSV, der das 3:0 aus dem Hinspiel rund machte und die Bundesligazugehörigkeit des VfB sicherte.

In den Katakomben des Volksparkstadions war bei den Stuttgartern viel Erleichterung zu sehen und zu hören, allen voran bei den Klubverantwortlichen. Allerdings erinnerte der erst im Dezember installierte Sportdirektor Fabian Wohlgemuth, 44, auch daran, dass er schon im April angekündigt hatte, nach dem Ende der Saison, unabhängig von deren Ausgang, "eine sehr harte, sehr kritische Analyse" vorzunehmen - "und dann werden wir ein paar Sachen verändern". Auch VfB-Vorstandschef Alexander Wehrle erklärte am Montagabend, man könne "nicht zur Tagesordnung übergehen".

Ähnliches hatte er aber auch schon vor einem Jahr nahezu wortgleich angekündigt, als sich der VfB erst in der Nachspielzeit des 34. Spieltags gegen Köln retten konnte. Dass bloße Absichten keine Resultate garantieren, ist also eine gesicherte Erkenntnis. Garantiert ist insofern erst mal nur, dass sich die Verantwortlichen bereits am Mittwoch mit dem von Sebastian Hoeneß angeführten Trainer-Team zu einem Gespräch treffen wollen. Es dürfte laut Wohlgemuth etwas länger dauern.

"Normalerweise darf dieser Verein nicht Relegation spielen", sagt Borna Sosa

Um Hoeneß selbst wird es dabei nicht gehen, und zwar nicht nur, weil der Vertrag des 41-Jährigen bis 2025 gilt. Die Vorgesetzten betrachten den Cheftrainer als positive Schlüsselpersonalie der abgelaufenen Saison. Der zuvor in Hoffenheim geschasste Hoeneß war im April als Nachfolger des glücklosen Bruno Labbadia und als vierter Trainer der laufenden Saison gekommen. Er habe "sofort einen Draht zu den Spielern" und "eine klare Spielidee" entwickelt, lobte Wehrle den Coach.

Vor allem sorgte Hoeneß für Resultate. Er holte aus acht Ligaspielen drei Siege, vier Unentschieden und kassierte nur eine Niederlage, dazu nun die beiden Endspielsiege gegen den HSV. "Wenn man das hochrechnet, ist das von den Punkten her ein sechster Platz", betonte Wehrle.

Fußballerisch mag eine solche Platzierung tatsächlich in den Beinen der VfB-Profis stecken. Der Kader strotzt vor begabten, aber hauptsächlich jungen Kickern, die vor allem vom früheren Sportchef Sven Mislintat geholt wurden. Auch wenn jenem in Stuttgart vorgeworfen wird, mit Schrot geschossen zu haben, kann niemand von der Hand weisen, dass in der Relegation eine Menge Talent in den VfB-Reihen zu sehen war - phasenweise aber halt auch ein bekannter Mangel an Reife und Druckresistenz. Trotz des 3:0-Hinspiel-Vorsprungs wackelten den Stuttgartern nach dem frühen 1:0 (6.) des HSV durch Sonny Kittel in der ersten Halbzeit die Knie. Erst nach dem Ausgleich des hochtalentierten 20-jährigen Enzo Millot (48.) bekamen die Stuttgarter das Spiel wirklich in den Griff. Erneut Millot (64.) und Silas (90.+7) sorgten dann für überdeutliche Verhältnisse - und Planungssicherheit.

Borna Sosa schließt einen Verbleib nicht aus

Zu den ersten Erfolgen beim Design des künftigen Kaders gehört, dass der VfB den bislang von Stade Rennes nur geliehenen Stürmer Serhou Guirassy, 27, fest verpflichtet. Wie wichtig er sein kann, zeigte er als Vorbereiter des wichtigen Ausgleichstreffers von Millot. Auf der anderen Seite gilt einer der erfahreneren Spieler, der Außenverteidiger Borna Sosa, als Verkaufskandidat, er könnte einen zweistelligen Millionenbetrag in die Kassen spülen. Sosa selbst schloss am Montagabend einen Verbleib allerdings nicht aus, er fühlt sich nach fünf Jahren am Neckar offenkundig heimisch.

In der Selbstwahrnehmung ist der kroatische Nationalspieler auf jeden Fall VfBler durch und durch: "Normalerweise darf dieser Verein nicht Relegation spielen", betonte Sosa. An Zustimmung hierzu dürfte es in Stuttgart nicht mangeln.

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