RB Leipzig gegen Stuttgart:Werner sehr willkommen

RB Leipzig gegen Stuttgart: Christopher Nkunku (links) traf für RB, aber sonst keiner. Deshalb könnten sich die Leipziger noch verstärken.

Christopher Nkunku (links) traf für RB, aber sonst keiner. Deshalb könnten sich die Leipziger noch verstärken.

(Foto: Andreas Gebert/Reuters)

RB Leipzig kommt zum Auftakt nur zu einem 1:1 beim VfB Stuttgart, auch weil noch ein entscheidendes Element fehlt - das jedoch könnte demnächst aus London einfliegen.

Von Felix Haselsteiner, Stuttgart

Es war nicht so, dass Christopher Nkunku es nicht versuchte. Deutschlands Fußballer des Jahres begann die Bundesliga-Saison 2022/23 als Sturmspitze in einem Duo mit Andre Silva - und gab sich alle Mühe, auch als solche zu spielen. Nkunku dribbelte in Sprintduellen an der Seitenlinie, er wartete geduldig auf Zuspiele, er versuchte sich in Zweikämpfen und erzielte ein Tor im Stile eines klassischen Neuners. Der 24-Jährige erfüllte die Rolle des Stürmers aufopferungsvoll, genauso wie er das schon über weite Strecken der vergangenen Saison recht erfolgreich tat (deshalb auch: Fußballer des Jahres).

Und doch wurde man beim 1:1 von RB Leipzig gegen den VfB Stuttgart über weite Teile des Spiels den Eindruck nicht los, dass der Mannschaft von Domenico Tedesco noch ein Element fehlt, um dem Status als potenzieller Gefährder des FC Bayern Nachdruck zu verleihen. Ein Stürmer, der als Co-Produkt zu Silva funktioniert und es Nkunku ermöglichen würde, aus einer etwas tieferen Position heraus zu agieren, wäre ideal. Die aus Leipziger Sicht gute Nachricht machte allerdings vor und während des Spiels die Runde: Genau dieser Spieler ist auf dem Weg nach Sachsen.

"Ich kann sagen: Wir haben keinen neuen Spieler verpflichtet und nirgendwo etwas unterschrieben", sagte Leipzigs Sportchef Oliver Mintzlaff im Vorlauf bei Dazn. Laut übereinstimmenden Medienberichten ist die Unterschrift von Timo Werner (und die von Mintzlaff) allerdings das Einzige, was noch fehlt, um die Rückkehr des erfolgreichsten Torschützen der - zugegebenermaßen kurzen - Vereinsgeschichte von RB zu vervollständigen. Werner möchte offenbar seinen Platz in der deutschen Nationalmannschaft nicht durch mangelnde Einsatzzeiten beim FC Chelsea gefährden, weshalb Leipzig als Standort eine sogenannte Win-win-Situation sein könnte: Einen Stammplatz hätte er bei RB wohl sicher.

In Silva, Alexander Sörloth und dem derzeit verletzen Yussuf Poulsen hat Leipzig zwar bereits drei Stürmer, doch es ist fraglich, ob deren Qualität Leipzigs Ansprüchen genügt. Gegen Stuttgart wirkte Silva über weite Strecken allzu passiv und ohne echte Bindung ans Spiel. Das könnte auch daran gelegen haben, dass sich die Verteidigung des VfB aus den drei sehr kantigen Spielern Konstantinos Mavropanos, Waldemar Anton und Hiroki Ito formierte - Spielern also, gegen die man sich als schneller, wendiger Stürmer bessere Chancen ausrechnen kann.

In der ersten Hälfte gestaltet Stuttgart die Partie ausgeglichen, gegen Ende dominiert RB immer mehr

Es war insofern durchaus im Sinne der Stuttgarter, dass Werner am Sonntagnachmittag noch in London weilte und sich die Mannschaft von Pellegrino Mattarazzo somit an einem passablen ersten Saisonspiel versuchen durfte. Gegen den Pokalsieger aus Leipzig brauchte der VfB - ohne Borna Sosa im Kader, dafür aber mit Sasa Kalajdzic in der Startelf - eine Viertelstunde und einen 0:1-Rückstand durch Nkunku (8.), um zu erwachen: Die besseren Chancen in der ersten Halbzeit hatten die Schwaben, weshalb das 1:1 nach einem Treffer von Naouirou Ahamada in der 31. Minute auch ein gerechter Halbzeitstand war. "Es ist immer der Anspruch, über 90 Minuten sehr gut zu spielen, aber es gibt auch immer noch einen Gegner, der mitspielt", sagte Tedesco nach dem Spiel.

Stuttgart gestaltete die Partie zunächst auch nach der Pause ausgeglichen und intensiv, dann jedoch kam RB immer besser ins Spiel und hatte mehrfach beste Gelegenheiten zur erneuten Führung, die vom guten Torwart Florian Müller jedoch allesamt verhindert wurden. "Wir haben die Tore nicht gemacht. Es lag an unseren Abschlüssen, aber auch viel am gegnerischen Torhüter", lobte auch Tedesco.

Die finale halbe Stunde des Spiels wurde somit immer mehr zu dem einseitigen Spiel, das sich die Leipziger von Anfang an erhofft hatten. Zufall war das nicht: Nach 59 Minuten war Dominik Szoboszlai aufs Feld gekommen, der mit Freude immer wieder ins Zentrum vorstieß - wodurch Christopher Nkunku sich öfter in die Rolle als Spielgestalter fallen lassen konnte, die ihm noch etwas besser liegt als die in der Spitze, die wohl bald Timo Werner einnehmen wird.

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