Stuttgart besiegt BochumBärenhunger auf die schwäbische Art

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„Dieser 4:0-Sieg war ein Statement“, sagte Ermedin Demirovic nach dem Sieg gegen Bochum – zu dem er drei Treffer beigetragen hat.
„Dieser 4:0-Sieg war ein Statement“, sagte Ermedin Demirovic nach dem Sieg gegen Bochum – zu dem er drei Treffer beigetragen hat. (Foto: Christof Koepsel/Getty Images)

Beflügelt vom Einzug ins Pokalfinale setzt der VfB Stuttgart beim 4:0 gegen Bochum seine erfolgreiche Woche fort und wahrt die Chance, sich für die Champions League zu qualifizieren. Doch Trainer Hoeneß bremst.

Von Ulrich Hartmann, Bochum

„Don’t stop believin“, steht auf blauen T-Shirts, die man für 24,95 Euro im Fanshop des VfL Bochum erwerben kann. Das gleichnamige Lied aus den Achtzigern spielen sie bei dem abstiegsbedrohten Klub regelmäßig im Ruhrstadion: Hör’ nie auf, dran zu glauben. Doch bei der 0:4-Niederlage gegen den VfB Stuttgart erlitt der Bochumer Glaube einen herben Rückschlag. Die Fans pfiffen schrill, denn der VfL bleibt nach der dritten Heimniederlage in Serie und der schlechtesten Saisonleistung Vorletzter der Fußball-Bundesliga. Auch Trainer Dieter Hecking schlug Alarm: „Der Wecker hat geklingelt.“

Don’t-stop-believin-T-Shirts könnte jeder Fußballklub verkaufen. Auch der VfB Stuttgart. Die Schwaben hatten zwischen Ende Januar und Ende März nur eines von neun Bundesligaspielen gewonnen und waren in der Tabelle vom vierten auf den elften Platz abgerutscht. „Das waren schwierige, zehrende Wochen“, sagte Trainer Sebastian Hoeneß am Samstag nach dem Sieg in Bochum. Doch zwei bedeutende Siege binnen vier Tagen haben dazu geführt, dass die Stuttgarter ihren Glauben wiedergefunden haben.

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Vergangenen Mittwoch sind sie mit einem 3:1-Sieg gegen RB Leipzig ins DFB-Pokalfinale am 24. Mai eingezogen. Die VfB-Fans hatten in Bochum ein langes Banner ausgerollt, auf dem „Finale“ stand. Dazu sangen sie: „Wir holen den Pokal!“ Nach dem Spiel sagte VfB-Sportvorstand Fabian Wohlgemuth: „Ich war gespannt, wie sich die Mannschaft schlagen würde.“ So ein Finaleinzug kann zusätzlichen Hunger auslösen – oder sättigen. Die Stuttgarter zeigten in Bochum einen Bärenhunger. „Der Pokalerfolg hat uns beflügelt“, verkündete Wohlgemuth erleichtert. „Es war eine super Woche“, sagte Hoeneß, „im Pokal am Mittwoch haben sich ein paar Dinge gelöst.“ Das 4:0 in Bochum war für den VfB in seiner Geschichte der 800. Bundesliga-Sieg. Stuttgart knackte diese Marke als vierter Verein nach dem FC Bayern, Borussia Dortmund und Werder Bremen.

„Der Pokalerfolg hat uns ein gutes Gefühl gegeben“, sagte hinterher auch der Mittelstürmer Ermedin Demirovic. Auf den Eröffnungstreffer durch Julian Chabot in der 8. Minute legte der in Hamburg geborene Bosnier, der im vergangenen Sommer vom FC Augsburg nach Stuttgart gewechselt war, noch drei Tore drauf (11., 48., 85. Minute). Nach dem Spiel ging er mit dem Ball unter dem Trikot schwanger. Nach drei Toren darf man das Spielgerät üblicherweise als Erinnerung an einen Hattrick mit heimnehmen. „Dieser 4:0-Sieg war ein Statement“, sagte Demirovic und versprach: „Wir lassen es in der Bundesliga jetzt nicht schleifen!“

Der für die Champions League erforderliche vierte Platz ist nur sechs Punkte weg

Es ist nämlich so: Am 24. Mai haben die Stuttgarter im Pokalfinale gegen den Drittligisten Arminia Bielefeld zwar die Riesenchance, sich für die Europa League zu qualifizieren, aber in der Bundesliga haben sie an den verbleibenden sechs Spieltagen trotz ihrer Schwächephase zwischen Ende Januar und Ende März weiterhin die Möglichkeit, sich doch noch für die Champions League zu qualifizieren. Der dafür erforderliche vierte Platz ist bloß sechs Punkte weg und von den verbleibenden sechs Stuttgarter Kontrahenten stehen fünf in der unteren Tabellenhälfte. Sollten sie darob etwa aufhören, zu glauben? „Wir tun gut daran, jetzt nicht über irgendwelche Dinge in der Zukunft zu sprechen“, bremste gleichwohl Hoeneß: „Es gibt keinen Grund, jetzt irgendetwas auszurufen.“ Die Mannschaft habe hoffentlich neues Selbstvertrauen gewonnen – und dann werde man schauen, was in drei Wochen sei.

„Ich hoffe, wir spielen auch die restliche Saison so stabil“, sagte der VfB-Kapitän Atakan Karazor. Er hatte die ersten beiden Treffer aufgelegt. Der in Essen geborene Türke hat in der B- und A-Jugend beim VfL Bochum gespielt. Wenn er in seiner ersten Bochumer Saison 2012/13 als Zuschauer ins Ruhrstadion gegangen ist, dann hat er im VfL-Trikot Leon Goretzka und Christoph Kramer spielen sehen. In Bochum erinnern sie sich an diese Saison aber gar nicht so gerne: Damals war der VfL bloß Zweitligist.

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