Stürze bei der Ski-WM:Wenn wieder einer liegen bleibt

Lesezeit: 2 min

Olivier Jenot regungslos am Boden. (Foto: Getty Images)
  • Wieder ein schwerer Unfall bei der Ski-WM: Olivier Jenot aus Monaco wird mit inneren Blutungen abtransportiert, er muss operiert werden.
  • Die Gefahr ist ein ständiger Begleiter im Skizirkus, dabei wird viel für die Sicherheit getan.
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Von Matthias Schmid, St. Moritz

Die erfreuliche Nachricht ist, dass Olivier Jenot in den kommenden Tagen das Krankenhaus in Chur wieder verlassen darf. Sein Zustand sei stabil, erklärte der Rennarzt Markus Deplazes am Mittwochabend in St. Moritz. "Die Organe sind nicht verletzt. Man sieht, dass da ein harter Schlag vorausgegangen ist. Das überwacht man, aber das sollte keine Folgen haben."

Wer die Bilder von Jenots Sturz am Mittwochmorgen im Weltmeisterschafts-Super-G sieht, dem schwant zunächst Schlimmstes für den Sportler vom Monte Carlo Skiclub. Im unteren Streckenteil übersieht der 28-Jährige eine Welle, wird kurz ausgehoben, verliert so das Gleichgewicht und fliegt unkontrolliert über den Mauersprung hinweg. Nach fünfzig, sechzig Metern in der Luft knallt er mit dem Rücken auf der eisigen Piste auf, überschlägt sich noch ein-, zweimal, bevor er vor dem Fangzaun liegen bleibt. Regungslos.

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Das sah schrecklich aus, die Zuschauer im Zielraum, die die Bilder auf der riesigen Leinwand miterlebten, schrien vor Schreck auf. Wie zuvor schon beim Sturz der Österreicherin Mirjam Puchner, die sich im Abfahrtstraining das Schien- und das Wadenbein brach.

Die Operation übersteht Jenot gut

Doch Jenot hatte Glück, wie Rennarzt Deplazes in seinem Bulletin bestätigte. "Er hat innere Blutungen, die mit Hämatomen zu vergleichen und in wenigen Tagen abgeklungen sind." Er widersprach Berichten, wonach Jenot intubiert, also mit einem Schlauch in der Luftröhre künstlich beatmet werden musste. Er sei lediglich mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt worden. Die Operation habe er gut überstanden, hieß es am nächsten Morgen.

Jenot war nicht der einzige Fahrer, der im WM-Super-G stürzte. Der Slowake Adam Žampa zog sich eine Prellung des Fersenbeines und des Beckens zu, Thomas Biesemeyer (USA) erlitt eine Schulterluxation (links) und eine Zerrung an der Hüfte. Der Kroate Max Ullrich trug starke Prellungen am Becken und an der Schulter davon.

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Die Unfälle weniger prominenter Fahrer führen bei der WM in St. Moritz zur Debatte darüber, ob solche anspruchsvollen Pisten für ungeübtere Athleten zu gefährlich seien. Sind diese Fahrer überfordert? Olivier Jenot jedoch ist keiner der sogenannten Exoten. Er ist ein erfahrener Rennläufer, der vor acht Jahren im Weltcup debütierte und vor vier Jahren bei der Winter-Universiade Gold in der Kombination gewann. Jenot weiß genau, auf was er sich einlässt, wenn er die eisigen Pisten ins Tal rast, die in der Regel spiegelglatt sind.

Die Gefahren sind Teil des Geschäftsmodells, auf das sich alle Beteiligten geeinigt haben. Der alpine Skisport gehört zu den gefährlichsten Sportarten, der Rettungshubschrauber ist ein ständiger Begleiter. Die Athleten selbst sind bisweilen die größten Kritiker, die auf die Gefährlichkeit hinweisen und Verbesserungen fordern. Auf der anderen Seite wissen sie um Risiko ihres Sports - und stürzen sich trotzdem den Berg hinab.

Doch man kann den Verantwortlichen um den Renndirektor des Welt-Skiverbandes Fis, Markus Waldner, nicht vorwerfen, dass sie Stürze und spektakuläre Bilder noch provozieren würden. "Wir tun alles dafür, damit es erst gar nicht zu Unfällen kommt", sagt er. Die Fis hat in den vergangenen Jahren viel dafür getan, um die Sicherheit für die Rennläufer zu erhöhen. Der Verband vergrößerte die Sturzräume, verstärkte die Abfangzäune und präparierte die Pisten besser, damit sie auch für die hinteren Startnummern einfacher zu bewältigen sind. "Motorrad-Rennen sind bei weitem nicht so gut abgesichert", versichert Waldner.

Hinzu kommen seit dem 1. Januar 2015 die Airbags, die Nacken, Rücken, Brust und Schulter bei schweren Aufschlägen schützen sollen. Ein solches Luftpolster bewahrte den neuen Super-G-Weltmeister Erik Guay zuletzt in Garmisch-Partenkirchen vor gravierenden Verletzungen, als er ähnlich auf den Rücken fiel wie Olivier Jenot in St. Moritz. Und bei Guay würde niemand auf die Idee kommen, dass er ein ungeübter Rennläufer wäre.

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