Stürmer beim FC Bayern:Ibisevic - immer für ein Tor gut

Hertha ohne Leckie in Europa League - Ibisevic im Kader

Stürmt er bald für Bayern? Vedad Ibisevic - hier noch mit Hertha in der Europa League.

(Foto: dpa)
  • Der FC Bayern ist auf der Suche nach einem Ersatzangreifer für Robert Lewandowski.
  • Es wird ein Stürmer gesucht, der immer für Tore gut ist, der aber so gut wie nie spielen wird. Im Idealfall wäre dieser Angreifer nicht allzu teuer.
  • Dieses Jobprofil passt erstaunlich gut auf Vedad Ibisevic.

Von Benedikt Warmbrunn

Zunächst eine Rechenaufgabe: Wenn ein Fußballspiel sich in 90 Minuten aufteilen lässt und Gerd Müller in der Bundesliga 365 Tore erzielte - wie viele Tore erzielte er dann im Schnitt pro Spielminute? Die korrekte Antwort: 4,056. Es ist daher nicht sonderlich überraschend, dass seine tatsächliche Torausbeute für die erste Spielminute lautet: vier Treffer. Vedad Ibisevic dagegen hat ein paar Jahrzehnte später 105 Bundesliga-Tore erzielt - wie viele waren also das pro Spielminute? Die korrekte Antwort: 1,167. Ibisevic' tatsächliche Torausbeute weist für die ersten 60 Sekunden aus: ebenfalls vier Treffer.

Es gibt schlechtere Empfehlungen für einen Job als Stürmer des FC Bayern, als einen Vergleich mit Gerd Müller zu gewinnen, immerhin ist Gerd Müller der Gründer des Mythos des FC Bayern als Stürmerverein. Am Sonntag hat Ibisevic mit seinem Tor nach 21 Sekunden für Hertha BSC beim 3:3 gegen den VfL Wolfsburg den Erste-Minuten-Tore-Rekord von Müller egalisiert, es war eine kleine Empfehlung in eigener Sache. Die erste an diesem Wochenende war es nicht.

"Lothar hat immer super Ideen"

Die hatte bereits Lothar Matthäus am Samstagabend beim TV-Sender Sky ausgesprochen, als er Ibisevic als möglichen Ersatzstürmer hinter Robert Lewandowski nannte. Spötter dürften nun einwenden, dass es kaum schlechtere Empfehlungen für einen Job als Stürmer des FC Bayern geben könne als eine von Matthäus, dem ja der Präsident Uli Hoeneß einst nicht einmal den Job des Greenkeepers geben wollte. Aber so sind die Zeiten zurzeit nicht. "Lothar hat immer super Ideen, ich schätze ihn sehr", sagte Hasan Salihamidzic, der Sportdirektor des FC Bayern, "ich lasse seine Ideen in unsere Überlegungen einfließen."

Dass der FC Bayern einen zweiten Angreifer sucht, das behandeln die Verantwortlichen inzwischen nicht einmal mehr selbst als Geheimnis. Sie haben in der vergangenen Woche ja gesehen, wie sehr ihr Spiel von Robert Lewandowski abhängt - beim umkämpften 2:1 in Glasgow. Lewandowski fehlte angeschlagen, und da auch Thomas Müller, der einzige vorgesehene Ersatzmann, verletzt war, spielte James Rodríguez in der Spitze. Es war ein Experiment, und es funktionierte nicht. Die Problematik wäre nun vielleicht schon wieder vergessen, schließlich hat Lewandowski am Samstag beim 3:1 in Dortmund getroffen, aber ihr Gewicht erhält diese Sache mit dem Ersatzangreifer ja auch aus einem ganz anderen Grund: Jupp Heynckes, der neue Trainer, hat einen zweiten Stürmer als eine seiner Forderungen genannt.

Der Verein macht, was Heynckes fordert

Der früher manchmal fast zu diplomatische Heynckes tritt seit seiner Rückkehr vor einem knappen Monat mit einer Aura der Entschiedenheit auf, und im Verein nicken sie nun eine Forderung nach der anderen ab.

Heynckes kommt nur, wenn sein früherer Assistent Peter Hermann auch kommt? Kein Problem, kauft der FC Bayern mal eben Hermann für angeblich 1,75 Millionen Euro aus seinem Co-Trainer-Job in Düsseldorf heraus. Heynckes will nicht so lange ins Trainingslager nach Katar reisen, sagt, dass es "nicht mehr zehn Tage" werden dürften? Kein Problem, ihm widerspricht keiner. Heynckes will, dass sich Präsident Uli Hoeneß und Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge wieder vertragen? Kein Problem, die beiden sitzen nun bestens gelaunt nebeneinander auf der Tribüne, und es gibt gerade keine sich widersprechenden Aussagen der beiden. Und wenn es sogar gelingt, die beiden Alphatiere zu versöhnen, dann dürfte das mit der Forderung nach einem zweiten Angreifer wohl kein Problem sein, oder?

Warum Ibisevic so gut passt

Das Schwierige an der Stürmersuche ist, dass ein Stürmer gesucht wird, der immer für Tore gut ist, der aber so gut wie nie spielen wird, zumindest nicht, solange Lewandowski gesund bleibt. Im Idealfall wäre dieser Angreifer nicht allzu teuer, und er würde auch nicht für ein persönliches Ziel kämpfen - Letzteres schließt alle Stürmer aus, die nächstes Jahr zur WM fahren wollen, zum Beispiel Mario Gomez aus Wolfsburg. Matthäus' Idee Ibisevic dagegen passt erstaunlich gut ins Profil der Bayern.

Am Sonntag spielte er das erste Mal seit Mitte September wieder über 90 Minuten, denn auch in Berlin hat er inzwischen einen ernsthaften Konkurrenten. Davie Selke, 22, im Sommer für 8,5 Millionen Euro aus Leipzig geholt, erzielte in sieben Partien vier Treffer, gegen Wolfsburg traf er zum 3:3-Endstand. Für Ibisevic, 33, spricht, dass er seine Torjägerqualitäten ausreichend bewiesen hat, und auch, dass er oft nicht viel Zeit für seine Treffer benötigt. In der Hinrunde 2008/09 erzielte er zum Beispiel 18 Tore, darunter auch eins gegen den Gerd-Müller-Verein. Für Ibisevic spricht zudem, dass er in der Champions League einsatzberechtigt wäre. Ob er sich denn überhaupt einen Wechsel zum FC Bayern vorstellen könne, wurde der Angreifer am Sonntag gefragt. "Es ist schwierig, so etwas zu beantworten", sagte Ibisevic, "es gab keinen Kontakt mit Bayern."

Ob das so bleibt, hängt nicht zuletzt davon ab, was Heynckes von den Ideen von Matthäus hält.

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