Streit zwischen Barcelona und Ex-Trainer:Barça-Trainer Vilanova kritisiert Guardiola

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Jetzt hat auch er gesprochen: Barcelona-Trainer Tito Vilanova.  (Foto: AFP)

Die Debatte zwischen Pep Guardiola und seinem früheren Klub vertieft sich: Nach einigen Tagen Bedenkzeit hat Präsident Sandro Rosell die Anklage seines früheren Trainers zurückgewiesen. Von Seiten der Katalanen soll der Konflikt schnell befriedet werden - doch auch Tito Vilanova mischt sich nun ein.

Der Präsident des FC Barcelona, Sandro Rosell, hat Vorwürfe des FC-Bayern-Trainers Pep Guardiola gegen den Vorstand des spanischen Fußballmeisters zurückgewiesen. "Wir waren von den Vorhaltungen sehr überrascht, aber sie stimmen einfach nicht", sagte Rosell in der Nacht zum Dienstag in einem Fernsehinterview mit dem katalanischen Sender 8TV.

Guardiola hatte der Barça-Führung in der vorigen Woche vorgehalten, falsche Informationen über ihn in Umlauf gebracht zu haben. "Man hat die Krankheit meines Nachfolgers Tito Vilanova dazu genutzt, mir Schaden zuzufügen", hatte der Bayern-Trainer gesagt. Rosell betonte nun: "Das ist völlig falsch."

Er wolle aber keinen Streit mit dem früheren Erfolgstrainer der Katalanen und betrachte die Angelegenheit als erledigt. "Ich bitte die Barça-Fans, sich nicht in Anhänger und Gegner Guardiolas aufspalten zu lassen. Wir sind alle Guardiola-Fans", sagte der Klubchef.

Rosell mühte sich merklich, den drohenden Konflikt mit seinem früheren Coach zu befrieden. Er würde es sogar begrüßen, wenn Guardiola eines Tages Präsident des FC Barcelona werden wolle. "Dann würde ich für ihn stimmen", kündigte Rosell an.

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Pep Guardiolas Versprechen, keine Spieler vom FC Barcelona zum FC Bayern abzuwerben, hat nicht lange gehalten. Das macht den Wechsel des allseits umworbenen Talents Thiago Alcántara zu einem Politikum - in Katalonien galt der Mittelfeldmann mitunter als reiner Schönspieler.

Von Oliver Meiler, Barcelona

Die Hintergründe des Streits basieren auf einer tiefen Spaltung im Innenleben des FC Barcelona. Sandro Rosell hatte im Juni 2010 bei Barça die Präsidentenwahl gewonnen, nachdem Joan Laportas letzte Amtszeit abgelaufen war. Laporta war der Präsident, der Guardiola seinen ersten Trainerjob verschaffte, also: ein enger Freund.

Rosell indes wurde zum Präsidenten, der eine Zivilklage gegen Vorgänger Laporta einreichte wegen angeblicher finanzieller Misswirtschaft im Klub, also: wurde er Guardiolas Gegenspieler. Von Rosell heißt es auch, er habe das Vereinsleben schwerlich ertragen, solange Guardiola bei Barça wirkte. Der Trainer war das Idol, sein Glanz überstrahlte den des Präsidenten - ein Umstand, der sicherlich auch Uli Hoeneß in München beschäftigen würde.

Rosell beförderte schließlich Tito Vilanova (dessen Krankheit der Verein angeblich benutzte, um Druck auf Guardiola auszuüben) zum Cheftrainer, Guardiola hat dies aber stets begrüßt. All diese Animositäten kamen zuletzt ans Tageslicht, als es zwischen Bayern und Barcelona um den Transfer von Thiago Alcántara ging. Unter Vilanova durfte der neueste Zugang der Bayern nicht so oft spielen, wie es Guardiola für angebracht hielt - und so nutzte der Coach die Tatsache, dass sein Bruder Pere Guardiola als Thiagos Berater fungiert, um den jungen Mittelfeldmann nach München zu lotsen.

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Wo er wirkt, ist der Erfolg: Pep Guardiola hat das Gewinnen schon in frühen Tagen gelernt. In Barcelona verehren sie ihn bis heute - auch beim FC Bayern sammelte er Titel. Seine Karriere in Bildern.

Vilanova hat sich derweil enttäuscht über Guardiola geäußert. Als er sich in New York einer zweimonatigen Krebsbehandlung unterzog, habe sein Vorgänger ihn nicht besucht, sagte der Trainer des spanischen Fußballmeisters am Dienstag. "Er war mein Freund, und ich hätte ihn gebraucht. Aber er hat das wohl anders gesehen." Guardiola hatte in der vorigen Saison in New York gelebt. Sein früherer Assistent Vilanova, der vor einem Jahr bei Barça die Nachfolge als Cheftrainer angetreten war, ließ sich in der US-Metropole wegen eines Krebsleidens behandeln.

Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge versuchte am Dienstag am Rande der Präsentation des Zugangs Thiago Alcántara die Brisanz aus dem Disput zu nehmen. Er wisse, dass "Pep großen Respekt vor dem FC Barcelona" habe, sagte Rummenigge. Auch hätten beide Klubs stets "eine sehr enge Freundschaft gepflegt, und ich bin überzeugt, dass das auch in der Zukunft so bleiben wird". Auch der Umstand, dass Thiago nun von Barça zu den Bayern gewechselt ist, sei "kein Problem für keinen". Vor allem in Barcelona gelten die Irritationen rund um Pep Guardiola aber noch lange nicht als ausgeräumt.

© Süddeutsche.de/dpa/jbe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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