Streit um Winter-WM 2022 in Katar:Klubs fordern mehr Mitsprache

Fußball WM 2022 in Katar

Stadionmodell für die Fußball-WM 2022 in Katar.

(Foto: dpa)

Der Streit um den Termin für die Fußball-WM 2022 in Katar hält an. Der europäische Fußball findet bei der Uefa-Exekutivsitzung in Dubrovnik keine einheitliche Linie - vor allem Vertreter der Vereine und der europäischen Ligen stellen sich quer.

Eigentlich war das Ziel, dass Verbände, Vereine und Ligen bei der Exekutivsitzung der Uefa in Dubrovnik zu einer einheitlichen europäischen Linie in Sachen WM 2022 finden. Doch das hat nicht geklappt. "Es gibt noch kein vollständiges Agreement. Das ist eine komplizierte und schwer zu diskutierende Frage", sagte Uefa-Präsident Michel Platini am Freitag.

Der Franzose geht nun sogar davon aus, dass auch der Weltverband Fifa bei seiner nächsten Sitzung am 3. und 4. Oktober in Zürich noch keine Entscheidung darüber fällen kann, ob die umstrittene WM in dem Wüstenstaat wie gewohnt im Sommer oder wegen der Hitze im Winter stattfinden wird.

"Nur zwei Sachen" wisse er, sagte der Franzose nach der Sitzung seines Exekutivkomitees: "Der Präsident der Fifa wird über die WM 2022 sprechen, und die europäischen Verbände haben einstimmig erklärt, dass sie grundsätzlich nicht dagegen sind, im Winter zu spielen."

Darüber hinaus wurde im höchsten Uefa-Kreis in Kroation aber eben "nichts beschlossen", sagte Platini: "Wir sind einverstanden, aber wir haben auch gesagt, dass es schwierig wird. Es gibt kein Dossier der Uefa." Der Master-Plan Blatters sieht anscheinend die Austragung der WM im November/Dezember vor - für den Großteil der europäischen Ligen würde das zum Teil enorme Umstellungen im Spielplan bedeuten - über mehrere Jahre.

Klubs wollen größeres Mitspracherecht

Erst in dieser Woche brachte Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge den April als Termin ins Gespräch. "Es ist schon ein Unterschied, ob im November, im Januar oder sogar im April gespielt wird", sagte er. Die 54 Mitgliedsverbände der Uefa erteilten Platini in Dubrovnik zwar das Mandat dafür, bei der Fifa-Sitzung für eine Verlegung der WM in den Winter zu stimmen. Vor allem die Vertreter der Klubs und der europäischen Ligen stellen sich jedoch noch quer. Sie fordern ein größeres Mitspracherecht und einen längeren Diskussionsprozess.

Platini nahm diese Diskrepanzen am Freitag eher gelassen auf. Im Vorfeld des Treffens hatte er stets dafür geworben, in Dubrovnik zu einer einheitlichen europäischen Position zu finden. Am Freitag sagte er jedoch: "Der Ball liegt jetzt im Feld des Fifa-Präsidenten. Das ist kein Problem der Uefa, sondern eines der Fifa."

Grundsätzlich ist Platini demnach für eine Verlegung der WM. Der Uefa-Chef tendiert zu einem Termin im Januar 2022. Blatter brachte zuletzt die Monate November und Dezember ins Gespräch. Beide sind sportpolitische Rivalen, weil Platini als aussichtsreicher Nachfolge-Kandidat von Blatter gilt. In der Diskussion über die umstrittene WM in Katar sehen beide seit Monaten eine Gelegenheit, dem jeweils anderen Schwierigkeiten zu bereiten.

Platini versuchte am Freitag zu beruhigen. Auch er glaube nicht, dass in Zürich schon eine Entscheidung über den genauen Termin fällt. "Das ist eine offene Diskussion mit vielen Spekulationen. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass es diese Sitzung geben wird. Was Herr Blatter da sagen wird, wissen wir nicht. Ich glaube, dass er die europäische Fußballfamilie anruft." Was passiert, wenn der 77-Jährige dies nicht tut, blieb offen.

Im Fifa-Exko sitzen acht Uefa-Delegierte. Das WM-Organisationskomitee des Emirats wiederholte sein Angebot, die Endrunde auch im Winter ausrichten zu können, wenn die Fifa denn darum bittet. Allerdings sei Katar dank hoch entwickelter Kühlungstechnologien in den Stadien jederzeit bereit, im Sommer "kalte und komfortable" Spiele zu bieten. Platini hatte zuvor aus seiner Abneigung gegen eine Sommer-WM keinen Hehl gemacht. Er persönlich glaube, "es wäre besser, im Winter zu spielen. Ob das möglich ist, weiß ich nicht. Herr Blatter wird versuchen, das hinzubekommen - aber vielleicht ist es ein Ding der Unmöglichkeit."

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