Streit in der Formel 1:Letzte Ölung

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Ferrari braucht die Formel 1 - und die Formel 1 braucht Ferrari. Die Halsstarrigkeit einiger Akteure im Streit um neue Regeln ändert daran nichts.

René Hofmann

Die Geschichte lehrt viel. Auch in der Formel 1 ist das so. Um die Verwerfungen zu verstehen, die sich dort derzeit auftun, ist es gut, einen Blick zurückzuwerfen - in jene Zeit, als Firmengründer Enzo Ferrari noch die Geschäfte führte bei dem berühmtesten Rennstall, der sich dem berüchtigten Spektakel stellt. In jener Zeit bot die Serie auch schon die schnellsten Autos der Welt, eine alljährliche Fürstentum-Rundfahrt in Monaco - und gerne Streit, immer wieder.

Die Fans werden wohl auch 2010 Ferrari in der Formel 1 sehen. Trotz aller Probleme. (Foto: Foto: dpa)

Vom Saisonhöhepunkt in Monaco beispielsweise ist überliefert, dass die Lastwagen mit den roten Rennwagen auf den Ladeflächen regelmäßig in einer der engen Kurven der Zufahrtsstraßen parken mussten, bis Enzo Ferrari sich telefonisch mit den Veranstaltern des Rennens geeinigt hatte, wie hoch das Startgeld dieses Mal ausfiel. Gefahren sind seine Autos am Ende immer.

So wird es auch dieses Mal kommen. Ferrari kann kaum ohne die Formel 1 auskommen - und die Formel 1 kaum ohne Ferrari. Es wird einen Kompromiss geben, nicht heute und wahrscheinlich auch nicht bald, aber bis zum Saisonstart 2010 wird eine Lösung gefunden werden, vermutlich begleitet von einem Handel, der beiden Seiten etwas bringt. So hat es Tradition - und so wird es wohl auch bleiben, so lange es Öl gibt.

Das ganze Geschäft ist erstarrt in überkommenen Ritualen. Angeführt von Ferrari kämpfen die großen Teams um mehr Mitsprache-Rechte. Aktuell entzündet sich der Streit daran, wie viel Geld jeder Rennstall künftig für den Bau von zwei Autos ausgeben darf. Auf der anderen Seite steht der Automobilweltverband FIA mit Max Mosley an der Spitze. Der FIA-Präsident argumentiert: Wenn wir nicht bestimmen, was Recht ist, dreht sich das Geschäft bald gar nicht mehr.

In der Formel 1 sind die Regeln nicht so festgefügt wie beim Fußball oder beim Tennis. Die Stellschrauben müssen öfter nachgezogen werden. In den vergangenen Jahren griff Mosley aus unterschiedlichen Gründen ins Räderwerk: Mal ging es um mehr Sicherheit, mal um eine spannendere Show. Für die radikale Budget-Beschränkung, die er ab 2010 plant, liefert ihm die Weltwirtschaftskrise die Vorlage.

Ohne den scharfen Schnitt, so behauptet der oberste Regelhüter, gehen der Formel1 bald die Autos aus. Der Ansatz ist richtig, die Halsstarrigkeit aber, mit welcher der 69 Jahre alte Brite ihn verfolgt, ist gefährlich. Ein bisschen Streit steigert das Einkommen. Zu viel davon aber schadet allen. Enzo Ferrari wusste das.

© SZ vom 13.06.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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