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Streit im Olympia-Boxen:Aiba erwägt Klage

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Der Welt-Boxverband Aiba hat schon länger einen schlechten Ruf. Nun behauptet er aber, die wichtigsten Reformen angeschoben zu haben. Dass die Aiba trotzdem das nächste olympische Box-Turnier nicht organisieren soll, versetzt ihre Vertreter in Rage.

Kaum hatte IOC-Präsident Thomas Bach den Boxweltverband (Aiba) für Olympia 2020 vor die Tür gesetzt, startet dieser den Gegenangriff. "Das ist eine Unverschämtheit", sagte Präsident Jürgen Kyas vom Deutschen Boxsport-Verband, der auch dem Aiba-Vorstand angehört. "Herr Bach kramt in alten Schatullen herum und besitzt die Impertinenz, unsere Änderungen, die wir auf 7000 Seiten aufgeführt haben, nicht zu erwähnen", sagte Kyas. Er geht davon aus, dass die Aiba vor den Sportgerichtshof Cas zieht: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die merkwürdigen Begründungen des Herrn Bach vor Gericht standhalten."

Die Aiba verweist auf ihre vom IOC geforderten Reformen im Kampfrichterwesen und bei der Konsolidierung der Finanzen. Dennoch wird die IOC-Vollversammlung auf ihrer Sitzung vom 22. bis 26. Juni in Lausanne den Rauswurf besiegeln. Bach begründet die Entscheidung damit, dass die Führungsdefizite der skandalumwitterten Aiba zu groß seien. Ein "Schlüsselfaktor" sei Ex-Präsident Gafur Rachimow aus Usbekistan, der laut IOC immer noch die Strippen zieht, obwohl er von US-Behörden als einer der führenden Kriminellen seines Landes eingestuft worden war. Dadurch könne die Aiba nicht mit Behörden, Unternehmen und möglichen Sponsoren in den USA kooperieren, so Bach. Eine Task Force unter Vorsitz von Morinari Watanabe (Japan), IOC-Mitglied und Präsident des Weltturnverbands (FIG), soll nun die Qualifikationsturniere und den Boxwettbewerb in Tokio organisieren. Nach 2020 werde geprüft werden, ob die Aiba den alten Status zurückerhält. Kyas sieht große Probleme für die Faustkämpfer und ihre nationalen Verbände, die nicht wissen, wo sich die Athleten für Olympia qualifizieren können. Auch drängt die Zeit, in 14 Monaten beginnen in Tokio (24. Juli 2020) die Spiele. "Und wenn ich höre, dass ein Turn-Präsident die Boxwettbewerbe organisieren soll, halte ich das für einen schlechten Witz", sagt Kyas. Watanabe scheint tatsächlich über wenig Vorkenntnisse zu verfügen. "Ich bin vor zwei Tagen zum Chef der Task Force ernannt worden. Es traf mich völlig unvorbereitet", verriet der Japaner.

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SZ vom 24.05.2019 / sid
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