Süddeutsche Zeitung

Streich im Wortlaut:"Er isch ein junger Büffel und ich bin 54"

Jetzt kommt feinstes Alemannisch: Christian Streichs Erklärung zur Rempler-Szene mit David Abraham im Wortlaut.

Die Bundesliga ist manchmal eine ruppige Veranstaltung. Seit der Erfindung der sogenannten "Rudelbildung" sind solche Szenen bekannt: Irgendwer senst jemanden um, daraufhin gehen Umherstehende oder Betreuer von der Bank aufeinander los - meistens passiert eigentlich wenig, die Aufregung ist aber groß. Beim Spiel Freiburg gegen Frankfurt leistete sich Eintracht-Verteidiger David Abraham am Sonntag aber eine besondere Eskapade: Er rannte in der Nachspielzeit schnurgerade einem ins Aus getrudelten Ball hinterher.

Und weil ihm zufällig Freiburgs Coach Christian Streich in den Weg kann, checkte er diesen einfach mit voller Wucht in die Schulter. Es war eine Szene wie beim Wrestling, ein Aufprall zweier Körper, Streich ging zu Boden und blieb verdutzt liegen. Abrahahm sah Rot, das Rudel formierte sich, auch Freiburgs Vincenzo Grifo flog vom Platz - und am Ende vertrugen sich doch wieder alle. Was nun hängen bleibt? Vor allem diese wunderbaren Aussagen von Streich zu dem ganzen Vorfall. Er beschreibt die Situation in Mundart, weil Christian Streich eben immer Dialekt spricht:

"Ich hab ihn gsehe, er isch halt ein emotionaler und wilder Spieler. Ich kenne ihn von seiner Zeit in Basel, des isch net weit von uns weg, da habe ich ihn oft gsehe. Dann kommt er also, aber er kam so schnell. Der Ball isch an mir vorbeigrollt und dann hat er mich, bumm, über de' Hufe grannt. Dann sind leider natürlich alle Spieler aufgesprunge, aber ich bin sofort wieder hoch, weil ich ja keinen Bock auf des ganze Theater hab'.

David isch danach au zu mir komme, er hat sich entschuldigt. Er sagte: 'Ich hab gedacht, du bisch ein bissle stabiler.' Aber er isch ein junger Büffel und ich bin 54. Das darf er natürlich net mache, ich komm' ja gar nimme weg bei dem Tempo. Des isch natürlich scheiße. Au' für Frankfurt. Er isch wild, alle von Frankfurt sind wild. Aber wenn se net so wild wäre, dann hätte se au net so viel Erfolg.

Ich hab viele persönliche Schwächen. Aber eine Schwäche, die ich net hab, isch, dass ich nachtragend bin. Die Sache isch erledigt. Thema erledigt. Weiter geht's, zum Fußball gehören halt au' Emotionen. Ich bin scho so lang aufm Kickplatz, so isch der Fußball au'. Aber es isch alles gut, des isch keine Story wert. Ich hab wirklich keinen Bock auf des ganze Zeug.

Es isch alles gut, die Schulter hat gehalte, ich bin ja au' stabil, ich dehne mich ja immer. Wenn mich einer umhaut, isch es net glei gesagt, dass ich sofort verletzt bin. Ich weiß net, wie es am Montag isch, vielleicht hab ich ja ein Schleudertrauma. Aber fertig, Fußball, ab. Thema erledigt, in Ruhe lassen." (Transkript: sid)

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