Eishockey:Ein Dankeschön in der Kathedrale von Davos

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Dankeschön für den „Capitano“: Sandro Schönberger bezeichnet es als „unglaubliche Gelegenheit“, in Davos auflaufen zu können. (Foto: Uwe Koch/Eibner/Imago)

Die Straubing Tigers nehmen erstmals beim prestigeträchtigen Spengler Cup in der Schweiz teil. Dafür haben sie in Sandro Schönberger ihren Rekordspieler aus der Oberliga reaktiviert.

Von Christian Bernhard

Eigentlich würde Sandro Schönberger zwischen den Jahren gegen den SC Riessersee, die Tigers Bayreuth und den Stuttgarter EC in der Oberliga Eishockey spielen. Doch der Angreifer der Tölzer Löwen verpasst die Spiele, das sei „gerade in der spielintensiven Zeit ein herber Verlust“, konstatierte Löwen-Geschäftsführer Fabian Schlager. Schönberger verpasst die Spiele in der Oberliga Süd nicht wegen einer Verletzung oder einer Sperre, sondern weil er bei einem der prestigeträchtigsten Turniere der Welt am Start ist: beim Spengler Cup. Dort sind erstmals in der mehr als 100-jährigen Geschichte des Turniers im schweizerischen Davos die Straubing Tigers zu Gast, und wie es dort Tradition ist, treten auch die Niederbayern mit Gastspielern an. Aus Mannheim leihen sie Zachery Leslie und Eric Uba aus, der dritte Leihspieler ist Schönberger. Die Tölzer Löwen machten bei der Gastspielgenehmigung keine Probleme. „Nach allem, was Sandro in Straubing erreicht und erlebt hat, ist das natürlich ein krönender Abschluss“, betonte Schlager.

Für den 37-Jährigen schließt sich damit ein Kreis. Mehr als 15 Jahre lang trug er das Tigers-Trikot, ehe er nach der vergangenen Saison aus familiären Gründen seine DEL-Karriere beendete. Schönberger ist mit mehr als 700 Spielen Straubings Rekordspieler und „war maßgeblich an der Entwicklung der Tigers beteiligt“, lobte Straubings Manager Jason Dunham. Die Teilnahme am Spengler Cup sei „das Dankeschön für unseren Capitano“. Schönberger bezeichnet es als „unglaubliche Gelegenheit“, in Davos auflaufen zu können. Als Gastspieler reiht er sich in eine illustre Runde ein, große Namen des Welt-Eishockeys wie Slawa Bykow und Andrei Chomutow oder Patrick Kane und Martin St. Louis liefen ebenfalls in dieser Rolle in Davos auf. „Es gibt, glaube ich, im Klub-Eishockey kaum etwas Bedeutenderes, als beim Spengler Cup spielen zu dürfen“, betonte Schönberger. Für Tigers-Verteidiger Marcel Brandt ist die Spengler-Cup-Teilnahme „vom Stellenwert her“ mit seiner Olympia-Teilnahme 2022 zu vergleichen.

Deutsche Spengler-Cup-Teilnahmen sind selten, letztmals waren die Nürnberg Ice Tigers 2018 in Davos zu Gast. Der letzte deutsche Sieg liegt bereits 25 Jahre zurück, 1999 gewannen die Kölner Haie das Turnier. Der Spengler Cup gilt als das älteste Eishockeyturnier der Welt, seit 1923 wird es bis auf wenige Ausnahmen traditionell zwischen Weihnachten und Neujahr ausgetragen. Das Renommee des Davoser Turniers ist so groß, dass es sogar in Nordamerika live im Fernsehen übertragen wird.

Das Turnier wird sogar in Nordamerika live im Fernsehen übertragen

Wie speziell die Atmosphäre im Schweizer Luftkurort ist, kann Stephan Daschner gut einordnen. Als 20-Jähriger spielte er 2008 mit dem ERC Ingolstadt beim Spengler Cup, jetzt kommt der Verteidiger als 36-Jähriger noch einmal mit den Tigers in diesen Genuss. Jeder werde vom „Spengler-Cup-Fieber“ mitgerissen, sagte er dem Donaukurier. Das Turnier genießt auch deshalb Kultstatus, da die Spieler nicht nur von zahlreichen Fans, sondern auch von ihren Familien begleitet werden. Zwei Busse mit Spielern und Familien sind aus Straubing angereist. Es sei „krass, was die Schweizer als Gastgeber da bewerkstelligen“, sagte Daschner. Wenn man sich überlege, „wie viele Mannschaften, Familien, Kinder und Fans kommen und wofür alles gesorgt wird – das ist schon Wahnsinn“. Bis zum Silvestertag bestreiten die Tigers mindestens drei Spiele, zwei davon gegen die Rekordsieger des Turniers: Gastgeber Davos und das Team Canada.

So schön das Gastspiel in der Davoser Halle, die aufgrund ihrer speziellen Architektur und imposanten Holzkonstruktion des Dachs den Spitzname „Kathedrale“ erhalten hat, für die Niederbayern ist, es macht eine ohnehin schon besonders intensive Saison noch einmal anstrengender. Neben dem Ligabetrieb in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bestritten die Tigers in den vergangenen Monaten auch acht Partien in der Champions Hockey League (CHL). Da sie durch die Spengler-Cup-Teilnahme einige DEL-Partien verschieben mussten, warten nach ihrer Rückkehr aus Davos allein vom 5. bis 31. Januar elf Ligaspiele auf sie, mit den Playoffs könnten die Straubinger am Ende der Saison auf bis zu 89 Pflichtspiele kommen.

Für Sandro Schönberger geht es schon am 3. Januar wieder weiter, statt HC Davos und Team Canada heißt es dann wieder Oberliga-Alltag mit der Partie gegen den Höchstadter EC.

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