Der Jubel für Marokkos WM-Helden hallte bis in die Katakomben des Al-Thumama Stadions. Dort verschwand Cristiano Ronaldo, begleitet von einer Kamera vor den Augen der Fußball-Welt, schluchzend in die Kabine. Für Ronaldo endete seine fünfte WM mit einer bitteren Enttäuschung, dem 0:1 (0:1) im Viertelfinale gegen Marokko.
Der 37-jährige Stürmer stellte zwar mit seinem nun 196. Länderspiel den Weltrekord des Kuwaiters Badr al-Mutawa ein. Doch das dürfte ihm an diesem Abend nicht viel bedeutet haben. "Zwei Personen waren besonders enttäuscht: Cristiano Ronaldo und ich, natürlich trifft uns das. Aber das ist Teil des Spiels", sagte Portugals Trainer Fernando Santos später. Die späte Einwechslung Ronaldos? "Ich bereue nichts", sagte der 68-Jährige mit fester Stimme: "Er wurde eingewechselt, als wir das für nötig hielten."
Die weiteren Stimmen zum Spiel:
Pepe (Verteidiger Portugal, zu seiner und zu Ronaldos Zukunft): "Es ist jetzt nicht der Zeitpunkt, um über die Zukunft von Cristiano Ronaldo oder Pepe zu reden. Wir sind alle sehr traurig, dass wir nicht gewonnen und unseren Landsleuten keine Freude bereitet haben."
Walid Regragui (Trainer Marokko): "Ich hatte Angst, dass Ronaldo spielen könnte, weil er aus nichts ein Tor machen kann. Aber wir haben einen der besten Torhüter der Welt. Wenn er so hält, sind wir praktisch unschlagbar."
Die Portugiesen fühlten sich vom Schiedsrichter benachteiligt. Der Argentinier Tello gab bis zur 70. Minute keine Gelbe Karte, in der Schlussphase flog dann der eingewechselte Marokkaner Walid Cheddira nach zwei Gelben Karten innerhalb weniger Minuten vom Platz.
Pepe: "Jeden unserer Spielzüge haben sie mit Fouls unterbrochen, aber der Schiedsrichter hat kaum eingegriffen. Es ist inakzeptabel, dass ein argentinischer Schiedsrichter unser Spiel pfeift. Der Torwart verzögert das Spiel, viele kleine Fouls, aber der Schiedsrichter gibt keine Gelbe Karte. Der Schiri hat nicht gut gepfiffen, vor allem in der zweiten Halbzeit."
Bruno Fernandes (Mittelfeldspieler Portugal): "Ich finde es sehr merkwürdig, dass bei uns ein Schiedsrichter pfeift, dessen Nation noch im Turnier ist."
Fernando Santos: "Schiri? Ich denke das nicht. Er hätte in einigen Situationen Foul pfeifen können, aber allgemein denke ich das nicht. Wir hätten mehr tun können, das haben wir nicht geschafft, dafür sollten wir nicht den Schiedsrichter verantwortlich machen."
Marokko hat als erste Mannschaft Afrikas ein WM-Halbfinale erreicht - das hat auch Trainer und Spieler mit Stolz erfüllt:
Walid Regragui: "Afrika ist heute wieder auf der Landkarte des Fußballs. Wir hatten die Mentalität, haben unser Kapital genutzt. Wir wussten, wir können Geschichte für Afrika schreiben. Ich bin sehr glücklich."
Abdelhamid Sabiri (Mittelfeldspieler Marokko): "Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Wir stehen hier im WM-Halbfinale mit Marokko, einem Land, dem das niemand zugetraut hat. Wir sind überaus glücklich und jetzt streben wir auf jeden Fall nach mehr."
Bono (Torwart Marokko): "Wir werden uns erholen und uns auf das vorbereiten, was kommt, damit wir es mit der gleichen Energie angehen können. Alle Spieler haben eine brillante Leistung gezeigt. Wir hatten Verletzungen, aber wir haben eine unglaubliche Leistung gezeigt. Kneif mich, ich glaube, ich träume."
