Süddeutsche Zeitung

Steve Ballmer und die Los Angeles Clippers:Zwei-Milliarden-Dollar-Baby

Der ehemalige Microsoft-Chef Steve Ballmer hat sich ein neues Hobby zugelegt: Er kauft dem in Verruf geratenen Klubchef Donald Sterling die Los Angeles Clippers ab. Bleibt die Frage, was Ballmer mit diesem Verein anstellen möchte.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Es kann für einen Frührentner eine durchaus knifflige Angelegenheit sein, aus all den attraktiven Freizeitbeschäftigungen die für ihn passende zu wählen: Tomaten züchten, Bücher schreiben, Sprachen lernen. Die Auswahl wird freilich erheblich größer, wenn der Ruheständler auch noch über ein Vermögen von rund 20 Milliarden US-Dollar verfügt. Der ehemalige Microsoft-Chef Steve Ballmer, 58, hat nun seinen Freunden mitgeteilt, dass er sich ein neues Hobby zugelegt hat, für das er von Seattle nach Los Angeles umziehen muss. Er hat sich die Los Angeles Clippers gegönnt. Für zwei Milliarden Dollar.

Ja, richtig gelesen: zwei Milliarden Dollar für einen Basketballverein, der noch niemals eine Meisterschaft gewonnen hat. Der jahrelang nur deshalb in der nordamerikanischen Basketballliga NBA mitspielen durfte, damit es eben genügend Mannschaften waren. Der noch nicht einmal der beliebteste Klub in Los Angeles ist - das sind immer noch die Lakers. Dessen Wert noch vor wenigen Wochen auf etwa 500 Millionen Dollar geschätzt wurde. Nun also: zwei Milliarden Dollar. Nur einmal ist in der Geschichte des Sports noch mehr für einen Sportverein bezahlt worden. 2012 war das, als sich die Guggenheim Partners für 2,15 Milliarden Dollar den Baseballklub Los Angeles Dodgers gesichert haben. Zum Vergleich: Malcolm Glazer gab im Jahr 2005 für den Fußballverein Manchester United 1,47 Milliarden Dollar aus.

"Ich liebe Basketball", heißt es in einem Statement von Ballmer, der mit seinem Gebot Konkurrenten wie den Musikmogul David Geffen (1,6 Milliarden), eine Gruppe um Oracle-Chef Larry Ellison und Moderatorin Oprah Winfrey (1,5 Milliarden) und die Investoren Tony Ressler und Bruce Karsh (1,2 Milliarden) locker ausgestochen hat: "Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, damit die Clippers auch weiterhin großartige Erfolge feiern werden."

Die Clippers standen zum Verkauf, weil Eigentümer Donald Sterling aufgrund diskriminierender Aussagen auf Lebenszeit aus der NBA verbannt worden war. Am kommenden Dienstag hätten die anderen Vereinsbesitzer darüber abstimmen sollen, ob Sterling deshalb die Eigentümerschaft entzogen werden soll. Diesem Votum wollte Sterling durch einen freiwilligen Verkauf zuvorkommen. Er beauftragte deshalb seine Frau Shelly damit, einen Verkauf in die Wege zu leiten. Sie verhandelte mit möglichen Kaufinteressenten, unter denen Ballmers Gebot herausstach. Der ehemalige Microsoft-Chef ist sehr zuversichtlich, dass der Deal über die Bühne gehen wird und dass auch die anderen Eigentümer dem Kauf zustimmen werden - das müssen sie den NBA-Regeln zufolge.

Bleibt die Frage, was Ballmer mit diesem Verein anstellen möchte. Er hatte sich bereits im vergangenen Jahr um die Sacramento Kings bemüht mit dem Ziel, den Verein nach Seattle umzusiedeln; die Stadt ist seit dem Umzug der Supersonics im Jahr 2008 ohne NBA-Klub. Womöglich betonte Ballmer deshalb, dass er mit den Clippers gerne "in Los Angeles" Erfolge feiern möchte und fügte an: "LA ist eine der großartigsten Städte der Welt."

Seit dem Skandal um Sterling gilt es als schick, sich in der Stadt mit einem Trikot des Vereins blicken zu lassen, es wird als Zeichen gegen Rassismus gewertet. Natürlich half auch, dass die Mannschaft um Chris Paul und Blake Griffin in der vergangenen Saison die beste Bilanz der Vereinsgeschichte schaffte. Es ist eine neue Aufgabe für den Milliardär Ballmer, der bekannt dafür ist, Projekte ehrgeizig anzugehen und erfolgreich sein zu wollen. Das dürfte die Anhänger des Vereins freuen. Die wichtigste Nachricht aber ist, dass Donald Sterling durch den Verkauf der Clippers zum Sportverein-Rentner gemacht wird. Er kann ja nun Tomaten züchten.

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SZ vom 31.05.2014/ebc
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