Steuerzahlerbund gegen Fußballklub:Illegale Subventionen für Kaiserslautern?

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Nachwirkungen der WM 2006: Für ein Zweitligisten ist das Stadion in Kaiserslautern zu groß. (Foto: dpa)

"Es gibt recht wenige Steuerverschwendungsfälle in Rheinland-Pfalz, die damit mithalten können": Der Bund der Steuerzahler prangert indirekte Subventionen für den Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern in Höhe von 120 Millionen Euro an. Der Klub wehrt sich.

Die finanziellen Sünden der Vergangenheit könnten den chronisch klammen Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern wieder einmal einholen. Nach Angaben des Bundes der Steuerzahler Rheinland-Pfalz sind in den vergangenen zehn Jahren rund 120 Millionen Euro an indirekten staatlichen Beihilfen durch das Land Rheinland-Pfalz, die Stadt Kaiserslautern und die stadteigenen Stadiongesellschaft illegal an den Klub geflossen. Der Steuerzahlerbund nannte den FCK ein "Subventionsfass ohne Boden".

Die FCK-Führung wies diese Vorwürfe zurück - allerdings nur bei den aktuellen Fällen. Innenstaatssekretär Günter Kern (SPD) gab an, dass die Kommunalaufsicht die Stadt Kaiserslautern um Aufklärung gebeten habe.

"Es gibt recht wenige Steuerverschwendungsfälle in Rheinland-Pfalz, die damit mithalten können", sagte Steuerzahlerbund-Geschäftsführer René Quante dem SWR. Laut Quante denke sich die Stadt Kaiserslautern "immer wieder neue Möglichkeiten aus, wie man auf indirekte Weise Steuergeld in die Vereinskasse schleusen" könne.

Die Vorwürfe des Steuerzahler-Bundes erscheinen allerdings nicht neu. Es handelt sich vielmehr um eine Zusammenfassung von alldem, was seit der Fast-Pleite des Klubs vor der WM 2006 ohnehin bekannt ist. Damals kaufte die Stadt dem FCK das ausgebaute Fritz-Walter-Stadion für 65 Millionen Euro ab, um den Verein vor dem Konkurs zu bewahren. Rund um diesen Deal war bereits vielen Beobachtern klar, dass das Prestige-Objekt "WM in der Pfalz" Unsummen an Steuergeldern verschlingen wird.

Seit dieser Zeit zahlt der Verein eine Pacht für die Arena, die aufgrund der chronischen Finanzschwäche des Klubs immer wieder gesenkt wurde. Nach dem neuen Pachtmodell zwischen Stadt und Verein soll der FCK in Zukunft eine jährliche Stadionmiete von 3,6 Millionen Euro in der 1. und 2,4 Millionen in der 2. Liga zahlen. Bislang lag die Pacht bei einheitlich 3,2 Millionen Euro pro Jahr.

Laut des Steuerzahlerbundes reicht diese Pacht allerdings gerade einmal für die Zinsen. Besonders pikant ist der nun geplante Rückkauf des Nachwuchszentrums. Die Stadt hatte den "Fröhnerhof" für sechs Millionen Euro gekauft, nun soll das Gelände für 2,6 Millionen Euro an den Verein zurückgehen.

Laut Quante sei es für eine Klage noch zu früh. Man habe der Stadt Kaiserslautern aber eine Reihe von Fragen gestellt. Danach werde über mögliche juristische Schritte entschieden. Sollte es sich tatsächlich um unerlaubte Beihilfen handeln, müsste der Klub laut Quante sämtliche Subventionen an Stadt und Land zurückzahlen. Damit wäre der FCK pleite.

Der Verein wies die Vorwürfe zurück. "Hier wurde alles zusammengemixt, um eine aufgeblasene Zahl zu erreichen. Ich weiß nicht, wie man auf diese Zahlen kommt. Das sind alles ungeprüfte Behauptungen", sagte Vorstandsboss Stefan Kuntz bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am späten Mittwoch-Nachmittag: "Und das alles auf dem Rücken des FCK, der nun einen Imageschaden hat."

Nach Angaben des FCK wird die Europäische Union (EU) den Pachtvertrag für das Stadion zwischen dem Klub und der Stadt prüfen. Dies wäre aber sowieso der normale Lauf der Dinge. Mit den Vorwürfen des Steuerzahlerbundes habe das nichts zu tun. Die FCK-Verantwortlichen gehen davon aus, dass der Vertrag rechtmäßig ist - auch weil andere Profiklubs ähnliche Verträge hätten. Dass der Vertrag illegale Beihilfen enthalte, glaubt der Verein nicht.

Kuntz gab allerdings auch zu, dass die Klubführung nur über die Vorgänge der vergangenen Jahre sprechen könne. Beim Verkauf des Stadions waren schließlich noch andere Personen am Werk. "Damals haben sich alle über die WM in Kaiserslautern gefreut", sagte Kuntz: "Aber wir haben jetzt ein überdimensioniertes Stadion."

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