Steuerprüfung:Ärger für den DFB

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19,2 Millionen Euro fordert das Finanzamt schon wegen der WM-2006-Affäre. Nun drohen dem Verband weitere Nachzahlungen: laut Medien bis zu 50 Millionen.

Rund 19,2 Millionen Euro Steuernachzahlung hat der Fiskus dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) schon im Zuge der WM-Sommermärchen-Affäre auferlegt. Nun droht eine weitere Nachzahlung, die sich im Falle des zeitweisen Verlustes der Gemeinnützigkeit auf über 50 Millionen Euro summieren könnte. Dies berichtet die Bild-Zeitung mit Verweis auf angebliche Verstöße des DFB gegen Marken- und Bandenrechte seit 2008. Die Behörden werten demnach den Spielbetrieb der diversen DFB-Nationalteams als "kommerziell", weshalb dieser aus dem gemeinnützigen DFB ausgegliedert werden müsste.

DFB-Mediendirektor Ralf Köttker sagte dem Sport-Informationsdienst: "Der DFB befindet sich in einer turnusmäßigen Betriebsprüfung. Ergebnisse liegen uns nicht vor, deshalb kommentieren wir keine Spekulationen." Eine Aberkennung der Gemeinnützigkeit hätte für den DFB vorwiegend steuerrechtliche Konsequenzen.

Nach SZ-Informationen herrschte hinter den Verbandskulissen schon in den vergangenen Wochen Aufregung. Die wirtschaftlich sehr verschachtelte Gesamtsituation im und rund um den DFB hat wiederholt für Irritation gesorgt, erst beim Verbandstag im Dezember wurde nachträglich über einen Passus im Grundlagen-Vertrag mit der Deutschen Fußball-Liga abgestimmt. In die DFL ist der Profispielbetrieb der ersten und zweiten Bundesliga ausgelagert; der Vertrag regelt die Abgaben der DFL an den DFB und umgekehrt.

Offiziell sollen beide Parteien an den Einkünften des Partners fair beteiligt werden, tatsächlich werden die Summen gedeckelt. So zahlt die DFL dem DFB jährlich 26 Millionen Euro Pachtzins für die Liga-Vermarktung. Der Verband zahlt der DFL 20 Millionen Euro für die Abstellung und werbliche Nutzung der Nationalspieler. Experten kritisieren aber weiterhin, dass der DFB durch den Grundlagen-Vertrag auf eine stattliche Summe Geld verzichte. Der Berechnungsmaßstab, der an die DFL-Einkünfte angelegt wird, ist überholt; ohne die Deckelungen könnte der DFB heute ungefähr den doppelten Betrag berechnen. Dass er das nicht tut, ginge zulasten der Landesverbände. Sprich: der Amateure.

In der WM-2006-Affäre hat der Fiskus den DFB, wegen Verschleierung einer ungeklärten Millionenzahlung der WM-Macher an den Weltverband Fifa, zu 19,2 Millionen Euro verpflichtet; zudem wurde dem DFB für das WM-Jahr die Gemeinnützigkeit aberkannt. Der DFB leistete die Zahlungen, ficht die Steuerbescheide aber an.

© SZ vom 22.03.2018 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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