Die Berichte über die Selbstanzeige des FC-Bayern-Präsidenten waren erst wenige Tage alt, da wollte es der Linken-Bundestagsabgeordnete Richard Pitterle ganz genau wissen. Er verlangte von der Regierung schriftlich Auskunft darüber, "welche Kontakte" diese "in der laufenden Wahlperiode mit Uli Hoeneß gepflegt" habe.
Die Antwort liegt nun vor und sie verrät, warum ausgerechnet die Bundeskanzlerin sich so enttäuscht über Hoeneß' Steuerhinterziehung gezeigt hatte. Denn es ist die Kanzlerin, die den Bayern-Präsidenten am häufigsten getroffen hat. In den vergangenen drei Jahren war das insgesamt sieben Mal der Fall. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hatte nur einmal das Vergnügen, und da ging es um ein Anliegen der Magnus-Hirschfeld-Stiftung, die eine Veranstaltung gegen "Homophobie im Fußball" plant. Die anderen Minister haben ihre Hoeneß-Kontakte entweder nicht gemeldet, oder aber - was wahrscheinlicher ist - es gab keine.
Die Bundeskanzlerin also. Laut Angaben der Regierung gab es das erste Treffen seit der Bundestagswahl am 20. August 2010 ("Gespräch der Bundeskanzlerin mit Ulrich Hoeneß") und das jüngste am 15. Januar 2013 ("Mittagessen der Bundeskanzlerin mit Ulrich Hoeneß"). Und ja, stimmt, dieses Treffen war nur drei Tage, nachdem Hoeneß sich selbst angezeigt hatte.
Man würde nun zu gerne wissen, was Merkel zu Hoeneß und vor allem, was Hoeneß zu Merkel gesagt hat. Darüber jedoch gibt es keine offizielle Angaben. Denn solche Gespräche gelten als vertraulich und bleiben es in der Regel. Es wird auch um Fußball gegangen sein. Das darf man unterstellen, weil Merkel sich ehrlich für den Sport interessiert. Eher unwahrscheinlich ist es, dass Hoeneß die Kanzlerin mit seinen Steuersorgen behelligt hat. Gesichert ist, dass Merkel Hoeneß als Gesprächspartner schätzt. Denn so mancher Chefredakteur oder Fernseh-Intendant kommt beileibe nicht auf sieben Kanzlerinnen-Kontakte in drei Jahren.
Fünf der Treffen sind jedoch leicht zu erklären. Merkel ist Schirmherrin der Deutschlandstiftung Integration (DSI), Hoeneß ist dort im Vorstand. Um die Vorhaben der DSI zu besprechen, traf man sich in größerer Runde zum Mittagessen, zum Gespräch oder zu einem Neujahrsempfang. Seinen Steuerkram wird Hoeneß auch da nicht erwähnt haben, denn mal war Bild-Chef Kai Diekmann unter den Gästen, mal Borussia-Dortmund-Präsident Reinhard Rauball.