Steffen zu BremenDer logische Nachfolger

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Horst Steffen trainierte von 2018 bis 2025 die SV Elversberg.
Horst Steffen trainierte von 2018 bis 2025 die SV Elversberg. (Foto: Harry Langer/dpa)

Nach dem verpassten Aufstieg mit der SV Elversberg wechselt Horst Steffen zum SV Werder, er folgt dort auf den vor wenigen Tagen entlassenen Ole Werner. Gleich mehrere Faktoren sprechen für den Trainer, der noch nie in der Bundesliga gearbeitet hat.

Von Martin Schneider

Als Horst Steffen in Elversberg begann, notierte der Wetterbericht vier Grad, starken Wind und Dauerregen. Die Anzahl der Augenzeugen dieser Trainingseinheit war aber nicht nur deswegen überschaubar. Es war der Oktober 2018, Elversberg Elfter der Regionalliga Südwest, nächster Gegner die TSG Balingen. Ein glamouröser Trainer war er damals selbst für Viertligaverhältnisse nicht, er hatte gerade zwei Engagements in Münster und Chemnitz hinter sich, beide Male wurde er wegen Erfolglosigkeit entlassen. Aber in Elversberg hatte da seit Kurzem Nils-Ole Book das Sagen, er kannte Steffen aus seiner Zeit in Duisburg. Dieser sachliche, empathische und vor allem entspannte Mensch, der passt doch zum eher entspannten Elversberg, dachte sich Book.

Sieben Jahre, zwei Aufstiege und einen dramatischen Fast-Bundesligaaufstieg später versendete der Bundesligist Werder Bremen am Donnerstag eine Mitteilung, dass Horst Steffen künftig ihr Trainer sein wird. Die Mitteilung sparte nicht an Lob und gegenseitiger Wertschätzung, nur drei interessante Informationen fehlten. Wie lang Steffens Vertrag läuft. Wie viel Ablöse Bremen zahlt, da Steffen im Saarland noch einen Vertrag hatte, angeblich sind es 300 000 Euro. Und ob er seine Co-Trainer aus Elversberg mitnehmen darf.

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Die Liebe von Werder Bremen zu ruhigen Trainern ist bekannt, wobei Steffens unaufgeregte Art nur einer von vielen Faktoren ist, die den 56-Jährigen zu einem logischen Nachfolger von Ole Werner machen. Vor allem Steffens Fähigkeit, junge Spieler zu entwickeln, ist für Bremen interessant, gerade im Gegenschnitt zu Werners Zögern, junge Spieler einzusetzen.

In Elversberg trainierte Steffen Nick Woltemade, der auch noch von Bremen ausgeliehen war. Paul Wanner schickte er besser zum FC Bayern zurück, als er gekommen war, und nach der verlorenen Relegation hielt Fisnik Asllani, Elversbergs bester Spieler dieser Saison, von Hoffenheim ausgeliehen, eine hymnische Lobrede auf den Standort Elversberg und seinen Trainer. Dazu kommt Steffens technisch anspruchsvoller Spielstil, der wenig mit Zweitligakampffußball zu tun hat, wie auch ein größeres Publikum in den Spielen gegen Heidenheim sehen konnte. Auch die Offensive hat in Bremen Tradition.

Es findet sich nach sieben Jahren im Saarland eigentlich niemand, der ein schlechtes Wort über Steffen verliert – bis vergangenen Dienstag. Da berichtete die Saarbrücker Zeitung, dass Steffen bei der Verabschiedung zur Mannschaft kein Wort über seine Zukunft sagte. Obwohl seine Spieler, die teilweise den Weg aus der Regionalliga bis zur Relegation mit ihm mitgegangen sind, da schon auf ihren Handys lesen konnten, dass ihr Trainer wahrscheinlich nach Bremen geht. Glücklich fanden sie das nicht, Steffen natürlich auch nicht, der schon am Relegationsspieltag seinen Ärger über die Indiskretion nicht verbarg. Wirklich übel nimmt ihm das aber auch keiner, auch in Elversberg weiß man, wie das Geschäft funktioniert.

Die kleine Episode weist aber auch schon in die Zukunft. Steffen fand in Elversberg den vielleicht ruhigsten Arbeitsplatz im deutschen Profifußball vor. Indiskretionen gibt es da nicht, sogar an den Tischen in den Sportheimen des Saarlandes liefert der Nachbar aus Saarbrücken oft mehr Gesprächsstoff. Und wenn an der Kaiserlinde mal ein junger Spieler drei Spiele nicht gut spielte, dann ließ ihn Steffen einfach weiter auf dem Feld. Im Zweifel fragte noch nicht mal einer, ob der nicht raus müsste. Steffen wiederum sagte immer wieder, wie wichtig ihm dieses Arbeitsklima sei.

Bremen ist nun garantiert nicht der nervöseste Standort der Fußballrepublik, aber trotzdem nicht mit dem Dorf Elversberg vergleichbar. Erfahrung hat Steffen als Trainer auf diesem Niveau nicht, am Osterdeich können sie nun beobachten, ob seine Art auch den Stürmen der Bundesliga standhalten kann. Vier Grad, starken Wind und Dauerregen wird er jedenfalls auch auf dem Bremer Trainingsplatz erleben. Das zumindest ist sicher.

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